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Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)

Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)

Titel: Julia Exklusiv Band 238 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fielding
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nicht einfach ignorieren oder zur Tagesordnung übergehen, als sei nichts geschehen.
    „Wie lange ist es her, dass Ihre Frau gestorben ist?“
    Einen Augenblick lang glaubte sie, dass er nicht antworten würde, doch dann sagte er: „Drei Jahre. Noor ist vor drei Jahren gestorben.“
    „Noor? Der Name kommt mir bekannt vor.“
    „Vielleicht haben Sie gehört, dass eine Schwester des jordanischen Königs so heißt.“
    „Ja, vielleicht habe ich ihn in diesem Zusammenhang gehört.“
    „Vielleicht.“ Er sah ihr fest in die Augen. „Nachdem Noor und ich geheiratet hatten, wurde sie auch Umm Jamal genannt. Die Mutter von Jamal.“
    „Der Name Ihres Sohnes stand also schon fest, bevor Sie geheiratet haben?“, fragte Lucy überrascht.
    „Mein Vater heißt Jamal“, erklärte er. „Und daher hätte mein Sohn auch Jamal heißen sollen.“
    „Ich verstehe.“ Sie nippte an ihrem Tee.
    „Meine Frau starb an Leukämie“, fuhr Hanif nach einer Weile fort. „Sie war schwanger, als sie die Diagnose erhielt, und weigerte sich, eine Therapie in Anspruch zu nehmen, die ihr vielleicht das Leben gerettet, aber dem Kind geschadet hätte.“
    Lucy schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Diese Frau hatte ihr ungeborenes Kind so sehr geliebt, dass sie ihr eigenes Leben für das Leben ihres Sohnes oder ihrer Tochter geopfert hatte. Wie nichtig waren damit verglichen Lucys eigene Probleme …
    „Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass sie nach ihrer Genesung erneut schwanger werden könnte“, sagte er mit einem Tonfall, als spreche er nicht mit ihr, sondern zu sich selbst. „Ich habe ihr auch gesagt, dass es keine Rolle spielen würde, wenn wir keine gemeinsamen Kinder bekommen könnten. Aber nichts konnte sie von ihrem Entschluss abbringen. Sie wollte sich nicht behandeln lassen. Nicht einmal mir zuliebe.“
    „Und Jamal?“, erkundigte Lucy sich leise.
    „Das Kind, das sie zur Welt brachte, war gesund und kräftig“, antwortete er.
    Das Kind?
    Und dann verstand sie. Es war kein Junge, sondern ein Mädchen gewesen. Das kleine Mädchen, das sie gestern mit ihrem geschwollenen Gesicht erschreckt hatte.
    „Ameerah“, sagte sie, und er nickte. „Sie ist Ihnen bestimmt ein großer Trost.“
    Seine Miene nahm einen verständnislosen Ausdruck an. „Trost?“
    „Sie ist Noors Geschenk an Sie“, versuchte Lucy zu erklären. „Ein Teil von ihr selbst.“
    „Sie wusste es. Die ganze Zeit über, die sie mir gesagt hat, dass sie sich für Jamal aufopfert, hat sie gewusst, dass das Kind ein Mädchen war.“
    Lucy war überrascht von der Schärfe seines Tonfalls. „Sie war eine Mutter, die ihr ungeborenes Kind geschützt hat“, sagte sie. Verstand er das nicht?
    „Sie hat mich angelogen!“, rief Hanif mit unerwarteter Heftigkeit.
    Erschrocken wich Lucy zurück und zuckte im nächsten Augenblick vor Schmerz zusammen.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte Hanif sich und streckte die Hand nach Lucy aus.
    „Schon gut“, gab sie zurück und zog ihren Arm weg, bevor er ihn berühren konnte.
    Was war das nur für ein Mensch? Seine Wut richtete sich nicht gegen die Krankheit, die seine Frau getötet hatte. Seine Wut richtete sich gegen die Frau selbst, die ihn angelogen hatte, um das Kind zu beschützen, das sie unter dem Herzen trug. Wenn es sich um einen Jungen gehandelt hätte, wäre sie vermutlich wie eine Heilige von ihm verehrt worden. Doch ein Mädchen schien das Opfer nicht wert zu sein.
    Lucy hatte Hanif für einen verständnisvollen und modernen Mann gehalten, der Frauen mit Respekt und Hochachtung begegnete. Doch nun musste sie erkennen, dass das Gegenteil der Fall war. Unter der Fassade seiner exzellenten Manieren und seiner britischen Aussprache verbarg sich ein altmodischer Mann, für den die Aufgabe der Frau allein darin bestand, ihm Söhne zu gebären.
    Er trauerte nicht um seine Frau, sondern um den Sohn, den sie ihm versprochen hatte.

4. KAPITEL
    „Lucy?“
    Widerwillig wandte sie sich Hanif zu.
    „Sind Sie satt?“ Sie nickte nur stumm. „Dann werde ich Ihnen jetzt die Haare waschen.“
    Wie konnte er das nur tun? Sich in einer Minute wie ein rückständiger Ignorant benehmen und in der nächsten wie ein fürsorglicher, moderner Mann?
    Oder hatte sie ihn missverstanden und ihm unrecht getan? Richtete sich seine Wut womöglich gar nicht gegen seine Frau, sondern gegen sich selbst, weil er es nicht geschafft hatte, ihr uneingeschränktes Vertrauen zu gewinnen?
    „Vielleicht kann mir ja auch Ameerahs

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