Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Aber sie verrieten nichts über seine Gefühle.
„Du brauchst etwas zum Anziehen“, erklärte Elinor. „Wir könnten morgen zusammen in die Stadt fahren. Dann zeige ich dir die schönsten Geschäfte.“
„Vielleicht möchte sie sich ihre Sachen lieber von Zuhause nachschicken lassen“, warf Ross ein.
Doch Elinor war nicht zu bremsen. „Auf dich kommen jetzt eine Menge Pflichten zu, Gina. Als Nächstes steht eine wichtige Wohltätigkeitsveranstaltung auf dem Programm.“
„Bitte erschreck das Mädchen nicht zu Tode“, sagte Ross trocken.
Wie konnte er es wagen, sie Mädchen zu nennen!
„So schnell lasse ich mich nicht einschüchtern“, sagte sie trotzig. „Natürlich gehe ich mit dir einkaufen, Elinor. Alles, was ich zu Hause habe, passt sowieso nicht für den Anlass.“
„Gut, dann eröffne ich ein Konto für dich“, bestimmte Ross.
„Ich komme für meine Ausgaben selbst auf“, zischte Gina.
Er grinste. „Das wird dir wohl kaum gelingen, wenn du dort einkaufst, wo meine Mutter mit dir hin will.“
„Da hat er absolut recht“, bekräftigte Elinor. „Das passende Abendkleid für einen Wohltätigkeitsball kostet ein paar Tausend Dollar. In den Kreisen, in denen du verkehren wirst, achtet man auf so etwas.“
Mit Unbehagen biss Gina sich auf die Unterlippe. Worauf sie sich eingelassen hatte, nahm immer bedrohlichere Konturen an. „Dann habe ich wohl keine Wahl“, sagte sie.
„Wunderbar. Wir treffen uns also morgen zum Mittagessen in Harry’s Bar und machen anschließend einen Einkaufsbummel“, sagte Ross’ Mutter strahlend.
Immerhin tat es Elinor offensichtlich gut, Pläne zu schmieden und etwas vorzuhaben.
Eine halbe Stunde später verabschiedete Ross sich, ohne auch nur den leisesten Versuch unternommen zu haben, noch einmal unter vier Augen mit Gina zu sprechen. Wahrscheinlich hoffte er, dass ihr die morgige Vorstandssitzung eine Lektion sein würde. Doch sie wollte sich nicht beiseiteschieben lassen. Was sie nicht wusste, musste sie eben lernen.
Deshalb bat sie Elinor, ihr von dem Unternehmen zu erzählen, und erfuhr, dass Oliver die Leitung erst nach seiner Diagnose an Ross abgegeben hatte. Mit Gina würde der Vorstand neun Mitglieder zählen. Vier von ihnen, angeführt von einem Mann namens Warren Boxhall, wollten mit dem Unternehmen an die Börse gehen. Doch Oliver war immer dagegen gewesen – genau wie Ross.
„Warren sucht Verbündete für seinen Plan. Er wird versuchen, dich dafür zu gewinnen“, berichtete ihr Elinor. „Du hältst immerhin dreißig Prozent der Anteile. Zusammen mit dir könnte er sein Vorhaben verwirklichen.“
„Von meiner Seite droht dem Unternehmen keine Gefahr“, versprach Gina.
Elinor lächelte glücklich. „Ich habe nichts anderes erwartet. Du bist eben eine Harlow. Durch und durch.“ Doch dann wurde sie ernst. „Ich weiß, dass du nicht freiwillig heiratest, Gina. Aber es wird bestimmt eine glückliche Verbindung. Ich spüre doch, dass ihr beiden etwas füreinander empfindet.“
„In gewisser Hinsicht schon“, gab Gina zu.
„Siehst du! Und damit beginnt schließlich alles. Der Rest wird sich entwickeln. Ross braucht eine Frau. Eine, die sich gegen ihn starkmacht und ihm hin und wieder einen Dämpfer verpasst.“ Als sie Ginas verblüfftes Gesicht sah, lachte sie. „Ich mache mir keine Illusionen über meinen Sohn. Er hat einen sehr starken Willen – bis hin zur Arroganz.“
„Das habe ich schon bemerkt“, murmelte Gina.
„Aber er hält unerschütterlich und treu zu seinen Freunden. Und ich finde, Eheleute sollten nicht nur in Liebe, sondern auch in Freundschaft miteinander verbunden sein. Oliver und ich waren jedenfalls auch Freunde.“
Um Elinor nicht die Illusionen über die zukünftige Ehe ihres Sohnes zu rauben, schwieg Gina zu dieser Aussage. Sie wollte nicht grausam sein und Ross’ Mutter die Freude an den Hochzeitsvorbereitungen trüben.
Als sie auf ihr Zimmer ging, um sich für das Abendessen umzuziehen, traf sie dort zu ihrer großen Überraschung Roxanne. Weil Ross’ Schwester den ganzen Nachmittag nicht mehr aufgetaucht war, hatte Gina angenommen, dass sie ausgegangen war. Doch stattdessen erwartete sie Gina in einem Sessel und wirkte sogar freundlich und entgegenkommend.
„Ich war nicht sehr nett zu dir, Gina“, gestand sie offen. „Vermutlich aus Eifersucht. Dad und ich standen uns sehr nah. Er war wie ein leiblicher Vater für mich. Von deiner Existenz habe ich erst kurz vor seiner Beerdigung erfahren.
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