Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
mich bitte erst an. Ich besitze fünfzehn Prozent des Unternehmens, Oliver gehörten sechzig Prozent. Die restlichen fünfundzwanzig halten die Vorstandsmitglieder. Wenn wir uns Olivers Wunsch nicht fügen, können sie in Zukunft die Firma kontrollieren. Das möchte ich verhindern.“ Hier machte er eine Pause. „Es bleibt uns also nur eine Möglichkeit.“
Für einen Moment sah Gina ihn schweigend an. War das der Mann, mit dem sie die vergangene Nacht verbracht hatte? Seine grauen Augen wirkten undurchdringlich, als hätte er alles vergessen, was gestern zwischen ihnen geschehen war.
„Für dich mag das so sein. Aber für mich ist es anders“, sagte sie leise. „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich einen Mann heirate, den ich kaum kenne?“
Als er ironisch eine Augenbraue hochzog, holte sie tief Luft und setzte nach. „Nur damit er seinen Machthunger stillen kann.“
„Es wäre nicht nur zu meinem Vorteil. Du selbst würdest in dem Fall Multimillionärin. Kannst du ehrlich behaupten, dass dich das kalt lässt?“
Behaupten könnte ich es, dachte Gina bitter, aber dann würde ich lügen. „Nein“, gab sie zu. „Geld ist aber nicht das Einzige, was zählt. Es gibt auch noch so etwas wie Rechtschaffenheit.“
„Und du findest, dass Oliver das nicht bedacht hat, als er die Bedingung festgelegt hat?“
„Wahrscheinlich hast du recht mit deinen Zweifeln an seiner Urteilsfähigkeit“, sagte sie vorsichtig.
Ross betrachtete sie nachdenklich. „Es muss ja keine Ehe für immer sein. Nichts kann uns von einer Scheidung abhalten, nachdem alle finanziellen Angelegenheiten geregelt sind. Und bis dahin führt jeder sein eigenes Leben. Natürlich werde ich weiterhin die Leitung der Gesellschaft übernehmen. Du musst dich um nichts kümmern. Meine einzige Bedingung ist, dass du mir nach und nach deine Anteile verkaufst, damit ich auf einundfünfzig Prozent komme.“
Plötzlich wurde sie maßlos wütend. Ganz offensichtlich bedeutete ihm die vergangene Nacht nichts, sie war ihm gleichgültig. Das hatte sie zwar längst begriffen, aber es jetzt auf diese Weise gesagt zu bekommen, war doch etwas anderes. Verletzt, wie sie war, wurde das Bedürfnis, es ihm heimzuzahlen, übermächtig.
„Wenn ich mich auf das Ganze einlasse, dann möchte ich meinen Platz im Vorstand auch nutzen – vor und nach der Scheidung.“
„Das ist doch lächerlich! Du verstehst so viel von der Leitung dieses Unternehmens wie ich von einer Boutique“, widersprach Ross.
„Dann bring es mir bei.“
Seine Augen hatten jetzt die Farbe von Granit. „Ich habe mich offenbar in dir getäuscht.“
„Mit Sicherheit“, erwiderte sie, immer noch wütend. „Die letzte Nacht mit dir war recht vergnüglich. Aber glaube ja nicht, dass sie mich gefügig gemacht hat. Ich bin eine waschechte Harlow, wie deine Mutter richtig bemerkte. Und ich akzeptiere dich nur als Geschäftspartner, weil mein Großvater große Stücke auf dich hielt.“
Ross verzog verächtlich die Lippen. Für einen kurzen Moment war sie verunsichert. Doch dann fing sie sich wieder. Nachgeben kam nicht infrage.
„An die Boutique scheinst du keinen Gedanken mehr zu verschwenden“, sagte er zynisch.
„Ich werde sie Barbara gern überlassen“, erwiderte sie leichthin.
„Und deine Eltern? Wie werden sie darauf reagieren?“
Daran hatte sie bis zu diesem Moment noch überhaupt nicht gedacht. Aber sie war schon zu weit gegangen, um ohne Gesichtsverlust einlenken zu können.
„Sie werden sich damit abfinden müssen. Es wird ihnen nicht schwerfallen, denn sie wollen nur das Beste für mich“, sagte sie und war schockiert, wie abgebrüht sie klang.
Er lächelte grimmig. „Gut. Dann geht es morgen gleich los. Um zehn Uhr ist Vorstandssitzung.“
Das fing ja gut an. Mit so einem Tempo hatte sie nicht gerechnet.
„Ich freue mich darauf“, sagte sie. „Fahren wir gemeinsam?“
„Michael wird dich in die Stadt bringen. Ich werde nicht hier übernachten.“
„Dann hoffe ich, dass du etwas Schönes vorhast.“ Ihre Stimme klang zuckersüß. „Mit Karin Trent vielleicht? Sie schien nicht abgeneigt.“
Doch Ross ging nicht darauf ein. „Wir sollten jetzt den anderen erzählen, was wir abgemacht haben. Mit Roxanne dürfte es für dich ab sofort noch schwieriger werden. Aber bitte erwarte keine Hilfe von mir.“
„Ich werde schon allein mit ihr fertig. So scharf sind die Krallen deiner Schwester nun auch wieder nicht.“
„Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so
Weitere Kostenlose Bücher