Julia Extra 0353
sondern ihn in dem Glauben gelassen, dass alles gut werden würde.
Hannah lief unruhig auf und ab, als Lady Andrea anklopfte und ins Zimmer trat. „Die Friseurin und die Stylistin sind da, um Sie für die Porträtsitzung zurechtzumachen.“
„Sagen Sie ihnen, sie sollen hereinkommen.“
Geschlagene zwei Stunden später saß Hannah immer noch vor dem Spiegel des Ankleidezimmers und schaute zu, wie die Stylistin Camille ihr widerspenstiges Haar mit Spray in Form brachte.
„Bitte färben Sie Ihre Haare nicht noch einmal selbst“, sagte Camille und klopfte ihr auf die Schulter. „Nächstes Mal fragen Sie mich, versprochen?“
„Versprochen.“ In diesem Moment hätte Hannah alles versprochen, nur damit diese Marathonsitzung vorüber wäre.
Teresa, die persönliche Make-up-Künstlerin von Emmeline, hatte zuvor bereits eine halbe Ewigkeit damit zugebracht, Hannah zu schminken. Als Camille fertig war, trat sie einen Schritt vor, um noch einen Hauch Goldschimmer auf Hannahs zartrosa geschminkten Lippen aufzutragen.
„Perfekt!“ Teresa nickte anerkennend, als sie mit Camille zusammen ihr Werk begutachtete. „Was meinen Sie, Euer Hoheit? Sollen wir noch etwas ändern?“
Hannah schaute in den Spiegel. Ihr Haar glänzte wie Gold, die schwarz getuschten Wimpern betonten das Blau ihrer Augen. Ihre golden-rosigen Lippen wirkten sehr voll. In der sandfarbenen Designerrobe mit dem tiefen V-Ausschnitt und den langen Ärmeln sah sie ungewohnt elegant aus.
„Nein, danke“, antwortete Hannah, erstaunt darüber, wie sehr sie der echten Prinzessin ähnelte.
Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, dass sie Zwillingsschwestern wären. „Ich sehe so … so …“ Sie suchte nach dem richtigen Wort.
„So umwerfend aus“, beendete eine tiefe Stimme von der Tür her den Satz.
Sie vergrub ihre Finger in der Lehne des Stuhls, als sie Zale im Spiegel erblickte. Er schien nicht länger wütend zu sein, sondern eher traurig.
Zu den beiden Stylistinnen gewandt sagt er: „Wir würden gern unter vier Augen sprechen.“
Hannah schluckte, als die beiden das Zimmer verließen und die Tür hinter sich schlossen. Jetzt waren sie allein.
„Ich habe mich heute Morgen nicht richtig verhalten“, begann er.
Damit hatte Hannah nicht gerechnet. „Ich vermute, dass du noch nie einen Termin wegen Kopfschmerzen abgesagt hast.“
„Niemals.“
Natürlich – er war es gewohnt, Schmerzen zu ertragen und Opfer zu bringen. „Ich verstehe ja, warum du vorhin so wütend warst“, begann sie vorsichtig. „Heute Morgen habe ich dich allerdings nur für einen Rüpel gehalten.“
„Einen Rüpel?“ Für einen Moment sah er sie erstaunt an, dann schenkte er ihr ein sexy Lächeln. „Haben wir einen Fehler gemacht, Emmeline?“
Die Frage traf sie unvorbereitet. „Wie bitte?“
„Ich frage mich, ob wir etwas erzwingen wollen, was wir nicht erzwingen können.“ Erklärend fügte er hinzu: „Mit uns beiden ist es nie einfach gewesen. Ich weiß genau, warum ich diese Hochzeit will. Aber warum hast du dich überhaupt dazu bereit erklärt? Es gibt bestimmt ein Dutzend Fürsten und Könige, die dich vom Fleck weg heiraten würden …“
„Aber ich habe mich für dich entschieden“, unterbrach sie ihn sanft. Selbst wenn Emmeline ihn vielleicht nicht liebte, so hatte sie seinen Heiratsantrag doch angenommen. Offenbar wollte sie Königin von Raguva werden.
„Warum?“
„Aus den gleichen Gründen, warum du dich für mich entschieden hast: Unsere Familien sind dafür, unsere Länder werden enger zusammenwachsen, unsere Nachkommen in Frieden leben …“
Er rieb sich mit der Hand übers Kinn. „Ich wünschte, ich könnte dir glauben.“
„Was spricht dagegen?“
„Dein Verhalten im letzten Jahr. Die heimlichen Treffen mit deinem argentinischen Freund. Die ewigen Verhandlungen zum Ehevertrag. Deine Weigerung, Zeit mit mir zu verbringen. Jeder einzelne Grund ist schon schlimm genug, zusammen sind sie untragbar. Ich wäre ein Narr, wenn ich dir vertrauen würde.“
„Du wärst ein noch größerer Narr, wenn du mich wegschicken würdest.“
„Was soll das heißen?“
„Die Wirtschaft in deinem Land hat in den letzten Jahren gelitten, aber du hast große Pläne.“ Hannah hatte im Internet gelesen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen ihre Hochzeit für Raguva haben würde. „Seit der Ankündigung unserer Hochzeit ist die Weltöffentlichkeit auf Raguva aufmerksam geworden. Allein die Fernsehübertragungsrechte
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