Julia Extra 0353
nicht weglaufen, sonst ist Mrs Sivka traurig.“
„Tinny hat Misses lieb.“
„Das weiß ich doch. Aber du musst sie immer mitnehmen, wenn du nach mir suchst. Verstehst du?“
Tinnys braune Augen füllten sich mit Tränen. „Wo ist Mama? Tinny will zu Mama.“
Zale schluckte sichtbar. „Das weiß ich doch. Und ich vermisse sie ebenfalls.“
Mit dem Handrücken wischte Tinny eine Träne weg. „Tinny will Gutenachtgeschichte.“
„Ja, wir bringen dich ins Bett und lesen dir eine Geschichte vor.“
Mrs Sivka nahm Tinnys Hand und führte ihn in sein Zimmer zurück. Zale und Hannah folgten.
„Wenn er sich aufgeregt hat, dauert es immer eine Weile, bevor er sich wieder beruhigt“, sagte Zale.
„Er vermisst seine Mutter immer noch.“
Zales Gesichtsausdruck wurde sehr ernst. „Er hat so sehr an seiner Mutter gehangen, und sie hat ihn aufopfernd gepflegt und fast jede Minute mit ihm verbracht.“
„Wie ist er in mein Zimmer gelangt?“
„Er ist Mrs Sivka nach dem Essen entwischt. Im Palast gibt es Hunderte von Geheimgängen.“
„Geht er oft in die Gemächer der Königin?“
„Früher ja, aber seit einem Jahr ist er nicht mehr da gewesen. Deshalb hat dort auch niemand nach ihm gesucht.“
Sie waren bei Tinnys Suite angekommen, und Zale bot an, ihm beim Anziehen des Schlafanzugs zu helfen. Mrs Sivka lehnte ab. „Wenn erst einmal alle Gäste zur Hochzeit eingetroffen sind, werden Sie keine Zeit mehr mit Prinzessin Emmeline verbringen können. Also machen Sie sich einen schönen Abend.“
Hannah nahm Prinz Constantine in den Arm. „Gute Nacht, Tinny.“
Tinny drückte sie fest an sich. „Gute Nacht, Emmie.“
Emmie. Was für ein hübscher Spitzname. Hannah spürte einen Kloß im Hals.
Während Zale seinem Bruder Gute Nacht wünschte, wandte Hannah sich an Mrs Sivka. „Seine Majestät kann sich glücklich schätzen, Sie als Kindermädchen gehabt zu haben.“
„Für mich ist er fast so etwas wie ein Sohn“, sagte das Kindermädchen leise. „Auch wenn er längst erwachsen ist, für mich bleibt er mein kleiner Junge.“ Sie zögerte einen Moment, dann sah sie Hannah fragend an. „Meinen Sie, dass Sie hier glücklich werden können?“
„Ganz bestimmt.“
„Und Seine Majestät? Benimmt er sich Ihnen gegenüber auch anständig?“
Hannah warf Zale einen verstohlenen Blick zu. Bestimmt lauschte er. „Er gibt sein Bestes“, sagte sie mit einem spitzbübischen Lächeln.
„Ich glaube, wir gehen jetzt besser.“ Lachend nahm Zale ihre Hand. „Gute Nacht, Mrs Sivka.“
Hand in Hand gingen sie zurück in den anderen Flügel des Palasts.
„Mrs Sivka sagte, dass ich in den Gemächern der Königin untergebracht bin“, begann Hannah.
„Das stimmt.“
„Deine Suite befindet sich dagegen im selben Flügel wie die von Tinny. Warum sind die Gemächer der Königin so weit von denen des Königs entfernt?“
„Nicht alle Könige wollten unbedingt in der Nähe ihrer Königin schlafen“, erklärte er. Sie waren vor der Tür zu ihrer Suite angekommen.
„Weil die Könige eine Geliebte hatten?“
„In manchen Fällen, ja. Aber vielleicht mochten auch nicht alle Könige ihre Königin.“ Zale öffnete die Tür.
„Das scheint ja in diesem Palast ein echtes Problem zu sein.“
Er ließ ihre Hand los, blieb aber neben ihr stehen. „Ohne dir widersprechen zu wollen, muss ich gestehen, dass ich allmählich Gefallen an dir finde.“
Ihr Herz machte einen kleinen Satz. „Wie schlimm für dich.“
„Stimmt“, antwortete er trocken. „Dadurch wird alles nur noch komplizierter.“
„Wieso?“
„Wenn du mir tatsächlich gefallen würdest, würde ich dich nicht mehr gehen lassen wollen.“
Röte stieg ihr ins Gesicht. „Aber in Wirklichkeit gefalle ich dir nicht.“
Er warf ihr einen glutäugigen Blick zu. „Da wäre ich mir nicht so sicher.“
Ihr Puls raste, in ihrem Magen tanzten Schmetterlinge. „Himmel, was für eine Katastrophe.“
„Genauso denke ich auch.“ Dennoch klang seine Stimme verführerisch sexy.
Hannah war dabei, sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben. „Willst du noch mit reinkommen?“
„Es ist schon spät …“
„Es ist erst zehn. Wir könnten uns einen Kaffee kommen lassen.“
„Wenn ich mit reinkäme, würde ich keinen Kaffee wollen.“
Hitze breitete sich in ihrem Körper aus. „Wir könnten uns unterhalten.“
„Du weißt genau, dass wir das nicht tun würden.“ Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. „Wenn wir allein wären, würde ich
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