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Julia Extra 0353

Julia Extra 0353

Titel: Julia Extra 0353 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Fiona Harper , Kim Lawrence
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„Willst du sagen, dass dieses Mädchen …“
    Alex nickte. „Ja, mein Bruder Chris und ich waren bereits auf der Uni. Ich werde nie vergessen, wie Becky aussah, als ich sie zum ersten Mal sah. Sie war fünfzehn, ein dünnes, schüchternes Mädchen, fast noch ein Kind. Sie wirkte so verängstigt, dass ich kaum wagte, sie anzusprechen.“
    Jennie konnte sich die Szene bildhaft vorstellen. Eine schüchterne junge Frau, zu der das Leben alles andere als gut gewesen war, und Alex, der Ritter, der sie vor weiterem Unrecht schützen wollte. So war er nun einmal, immer auf der Seite der Schwachen.
    Der Rest der Geschichte war schnell erzählt – Alex hielt nicht besonders viel von Beckys Familie, die ausschließlich aus Kleinkriminellen zu bestehen schien, die alle mehr Zeit im Gefängnis als außerhalb verbracht hatten.
    Ob Jennie wollte oder nicht, die Geschichte des kleinen Mädchens, das nichts anderes als Verbrechen gekannt hatte und von seinen Brüdern dazu benutzt worden war, bei Raubzügen Schmiere zu stehen, berührte sie tief.
    „Als Beckys Mutter wegen Scheckbetrugs das Sorgerecht für ihre Tochter entzogen wurde, saß ihr Vater bereits im Gefängnis“, fuhr Alex fort. „Sie hatte zwar zwei ältere Brüder, die waren aber nicht in der Lage, für sie zu sorgen. Und so landete sie schließlich im Haus meiner Eltern.“
    „Was für ein furchtbares Schicksal“, bemerkte Jennie sichtlich erschüttert.
    Alex nickte grimmig. „Ja, aber das ist noch längst nicht alles. Zu dem Zeitpunkt, als sie von meinen Eltern als Pflegekind aufgenommen wurde, hatte sie ein Drogenproblem. Mit fünfzehn! Viele Jahre lang hat sie sich geweigert, mir alles zu erzählen, was sie in ihrem Leben erlebt hat. Aber das war auch nicht nötig, weil ich durch meinen Beruf viele Menschen aus diesem Milieu kennengelernt habe. Dabei habe ich Geschichten gehört, die dir die Haare zu Berge stehen lassen würden.“
    Jennie war froh, dass er endlich zu erzählen begonnen hatte, und merkte, wie sich die Atmosphäre zwischen ihnen spürbar veränderte.
    In der neuen Familie hatte Becky dann angefangen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Es gelang ihr, ihre Sucht zu überwinden, und sie ging auch wieder zur Schule. Das war es, was Alex so imponiert hatte, und im Nachhinein konnte Jennie gut verstehen, warum er sich in sie verliebt hatte. Becky hatte trotz ihres furchtbaren Schicksals innere Kraft und Stärke bewiesen. Kein Wunder, dass er ihr zu Hilfe geeilt war, als sie nach ihm gerufen hatte.
    Unwillkürlich fing Jennie an, sich mit Alex’ erster Frau zu vergleichen, und dieser Vergleich fiel nicht gerade schmeichelhaft für sie aus. Sie selbst war äußerst privilegiert aufgewachsen, aber was hatte sie daraus gemacht, wie viel innere Kraft hatte sie gezeigt? Sie musste erst dreißig Jahre alt werden, bevor sie sich zutraute, nicht mehr ihrem Vater auf der Tasche zu liegen, sondern auf eigenen Füßen zu stehen.
    Kein Wunder, dass niemand sie ernst nahm. Im Grunde war sie immer noch ein Teenager, der sich weigerte, erwachsen zu werden. Daran konnten auch ein paar zufriedene Kunden und eigenes Geld auf der Bank nicht viel ändern.
    Jennie schenkte sich noch ein Glas Champagner ein. Vielleicht war es keine gute Idee, aber sie brauchte jetzt eine Stärkung, bevor sie sich die Einzelheiten über Alex’ und Beckys Liebe anhören musste.
    Jennie wusste zwar, dass Becky diejenige gewesen war, die Alex verlassen hatte, doch am liebsten würde sie sich die Ohren zuhalten und nichts davon wissen wollen, wie sehr es ihm damals das Herz gebrochen hatte. Doch ihr blieb wohl nichts anderes übrig, wenn sie der Beziehung mit Alex noch eine Chance geben wollte.
    Sie sah, wie er sie vom Sofa aus intensiv ansah, und seine Augen verrieten, dass er noch vieles zu erzählen hatte.

5. KAPITEL
    Alex überlegte, wie er die komplexe Beziehung zu Becky in wenigen Sätzen beschreiben konnte. Schon seit langer Zeit hatte er es vermieden, darüber nachzudenken, sodass es ihm inzwischen wie die Geschichte eines anderen Mannes vorkam. Oder wie die Story eines Films, den er irgendwann mal im Kino gesehen hatte.
    Die Trauerarbeit um seine Ehe lag hinter ihm. Lang hatte er versucht zu verstehen, was zwischen Becky und ihm geschehen war, war monatelang deprimiert gewesen, während ihm allmählich klar wurde, dass ihre Beziehung nicht zu retten gewesen war. Und Jennie brauchte jetzt auch keine Auflistung all seiner Sorgen, Ängste und Selbstzweifel, was sie

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