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Julia Extra 0353

Julia Extra 0353

Titel: Julia Extra 0353 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Fiona Harper , Kim Lawrence
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brauchte, waren Informationen, und die würde er ihr geben.
    „Wir haben jung geheiratet, während ich mein erstes Staatsexamen in Jura machte. Zu jung, wie meine Eltern meinten. Es waren harte Zeiten, aber Becky schien das nichts auszumachen, im Gegenteil. Ich glaube, allein in dieser ersten Zeit waren wir wirklich glücklich miteinander.“
    Abrupt stand Jennie auf. „Ich glaube, ich brauche jetzt ein bisschen frische Luft“, erklärte sie. „Du auch? Vielleicht sollten wir die Fenster öffnen.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, trat sie auf den kleinen Balkon hinaus. Alex beobachtete, wie sie sich auf der Balustrade abstützte und tief Luft holte, bevor er ihr ins Freie folgte.
    Es war zwar ziemlich kalt, doch die kühle Luft schenkte ihm neue Energie und brachte seinen Kreislauf in Schwung.
    „Erzähl weiter.“ Jennie vermied seinen Blick und starrte in die mondhelle Nacht.
    „Nachdem ich mein Staatsexamen abgelegt hatte, bot Edward mir eine Stelle in seiner Kanzlei an. Es war eine Riesenchance, und wir dachten, dass die harten Zeiten endlich vorbei wären.“ Er warf Jennie einen Blick von der Seite zu. „Aber Erfolg ist nun einmal ein zweischneidiges Schwert. Meine Karriere verlief sehr zufriedenstellend, ich gewann gleich ein paar Fälle hintereinander und fing an, mir einen Namen zu machen. Becky liebte den gehobenen Lebensstil. Wir konnten uns jetzt natürlich viel mehr leisten, hatten ein schönes Auto und zogen schließlich in eine bessere Gegend. Dort wurden wir oft von Freunden und Kollegen eingeladen, die natürlich erwarteten, dass wir ihre Einladungen erwiderten.“
    „Bisher klingt das doch alles gar nicht so schrecklich“, bemerkte Jennie. „Im Gegenteil, es klingt mehr wie ein Traum, der Wirklichkeit wurde.“
    Alex nickte. Ja, das hatte er auch gedacht. Seine Arbeit machte ihm immens viel Freude, und er bekam gar nicht mit, dass es Becky zusehends schwerer fiel, die Rolle der Anwaltsgattin zu spielen.
    „Du musst dir vorstellen, dass wir uns plötzlich in ganz anderen Kreisen bewegten“, erzählte er weiter. „Ich dachte lange, dass das genau Beckys Lebensvorstellungen entsprach. Aber ich bekam nicht mit, wie sehr sie doch noch unter den Verletzungen ihrer Kindheit litt.“ Er hielt kurz inne. „Zuerst fing es ganz harmlos an – sie war ein wenig erschöpft und häufiger müde, aber das fiel zunächst nicht besonders auf. Bis wir irgendwann einen Riesenstreit hatten, weil wir gar keine Einladungen mehr wahrnahmen. Sie schrie mich an, was ich ihr all die Zeit angetan hätte. Ich würde sie ständig blamieren, sodass alle auf sie herabsehen würden, dass ich nie richtig Zeit für sie hatte, weil meine Arbeit mir immer wichtiger war. Nach diesem Ausbruch wurde es noch schlimmer mit ihr. Sie hatte überhaupt keine Energie mehr, und die Ärzte meinten, sie würde unter Depressionen leiden.“
    Was Alex am allermeisten in jener Zeit verletzt hatte, war ihre Wut auf ihn. Er habe dieses Leben gewollt, und deshalb sei auch er schuld an ihrer Misere, warf sie ihm vor. Dabei war Alex sich keiner Schuld bewusst. Es war doch nur natürlich, dass man im Leben erfolgreich sein wollte. Wollten das nicht alle? Das Problem war nur, dass Becky von frühester Kindheit an keinen derartigen Erfolg gekannt hatte.
    Alex versuchte alles, um sie zu verstehen und ihr zu helfen.
    „Wir haben sogar eine Paartherapie angefangen“, vertraute er Jennie an. „Eine Weile schien das auch zu helfen. Es schien ihr jedenfalls besser zu gehen.“
    Doch es schien nur so. Becky lächelte wieder, und das war immerhin ein Fortschritt. Er hatte ihr auch geraten, sich eigene Freunde zu suchen, und sah mit Freuden, dass sie seinen Rat annahm. Die Distanz zwischen ihnen schien dadurch zwar nicht zu verschwinden, aber das schrieb er den Folgen ihres Zusammenbruchs zu. Sie planten sogar, eine Familie zu gründen, und insgeheim dachte Alex, dass ein Baby wahrscheinlich eine wunderbare Lösung für ihre Probleme sein würde, denn im Grunde hatte sie ein Herz aus Gold.
    Aber das, was nach ihrem Tod ans Licht kam, stellte diese Überlegungen infrage. Nie im Leben hätte er gedacht, dass seine Frau so selbstsüchtig sein könnte.
    „Alex?“ Jennies sanfte Stimme brachte ihn in die Gegenwart zurück. Plötzlich spürte er die Kälte auf dem Balkon. Sie musste sich ja zu Tode frieren. Schweigend macht er eine Geste, wieder in die Suite zu gehen, und Jennie nickte. Zitternd rieb sie sich die Arme, während sie wieder hineingingen.

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