Julia Extra 0353
von Verwirrung lag in ihrem Blick, als sie Jennie sah, doch ihr Lächeln blieb bestehen.
„Das ist Toni, meine … meine Cousine“, sagte Alex zu Jennie.
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen“, erklärte Toni. Sie hob entschuldigend die bemehlten Hände, um Jennie zu zeigen, dass sie sie leider nicht begrüßen konnte. „Möchtet ihr vielleicht einen Kaffee?“
Jennie nickte. „Ja, sehr gerne.“
Es erschien ihr seltsam, hier lächelnd rumzustehen und Small Talk zu betreiben, während ihre ganze Zukunft in der Schwebe hing.
„Und das hier ist Mollie“, fügte Alex hinzu. Jennie bemerkte plötzlich das kleine Mädchen, das am Küchentisch saß. Es mochte etwa zwei oder drei Jahre alt sein, hatte dunkles gelocktes Haar und war gerade dabei, den Teig für weitere Muffins in einer großen Schüssel zu rühren. Als es seinen Namen hörte, blickte es auf.
Alex schluckte. „Also, Mädels, das hier ist … Jennie.“
„Hallo“, sagte Mollie und konzentrierte sich wieder auf ihren Teig.
Jennie war nicht entgangen, dass Alex sie nicht als seine Frau vorgestellt hatte. Sie war also nicht die Einzige, die mit dem Thema Schwierigkeiten hatte, was einen Hauch von Erleichterung bei ihr auslöste. Wie es aussah, war Alex ebenso unsicher wie sie selbst, was ihre gemeinsame Zukunft anbetraf.
Während Toni den Kaffee zubereitete und sich mit Alex unterhielt, setzte Jennie sich zu dem kleinen Mädchen an den Tisch und sah ihm beim Rühren zu.
„Was machst du denn da?“, fragte sie neugierig.
„Muffins“, erwiderte die Kleine und rührte eifrig weiter, bis Toni ihr die Schüssel aus der Hand nahm und ihr ein Backblech und kleine Muffinförmchen gab, die sie auf dem Blech verteilen sollte.
Mollie war nicht sehr gesprächig, aber Jennie musste zugeben, dass sie von Kindern nur sehr wenig verstand und ihr der Zugang zu ihnen nicht leichtfiel. Ihr Leben hatte sich bisher vor allem um Partys und Shoppen gedreht, nicht um Erziehung.
Inzwischen war der Kaffee fertig. Jennie drehte sich um und bemerkte, wie Alex sie nachdenklich betrachtete.
Fragend sah sie ihn an.
Ohne zu antworten, blieb sein Blick auf ihr haften, bis er scheinbar eine Entscheidung getroffen hatte.
„Sollen wir?“, fragte er, während er Toni das Tablett mit dem Kaffee abnahm und zur Küchentür deutete.
„Ja, natürlich“, erwiderte Jennie und erhob sich. „Danke für den Kaffee“, sagte sie zu Toni, die ihr zunickte.
Sie gingen den Flur entlang bis zu Alex’ Arbeitszimmer, wo sich Jennie in einem der gemütlichen Ledersessel niederließ, während er den Kaffee einschenkte.
Er nahm in einem anderen Sessel ihr gegenüber Platz. Nach einigen Minuten des Schweigens hielt Jennie es nicht mehr aus. Sie stellte ihre Tasse ab und räusperte sich.
„Alex …“
Er wirkte ruhig und gelassen, nur ein leichtes Wimpernzucken verriet seine Nervosität.
Das Schweigen während der Autofahrt war für Jennie schon unerträglich genug gewesen. Also holte sie nun tief Luft und begann: „Was willst du, Alex? Was erwartest du von mir … von uns? Wie soll es jetzt weitergehen?“
Er beugte sich vor und setzte die Tasse ab. „Ich weiß, dass ich dich verletzt habe“, sagte er und hielt einen Moment inne. „Dafür möchte ich mich entschuldigen, das habe ich nicht gewollt. Aber ich bin einfach von falschen Vorstellungen ausgegangen.“
Jennie nickte. Hatte sie das nicht auch getan? Sie hatten beide viel zu kurzsichtig gehandelt, hatten geglaubt, den anderen bereits zu kennen. Doch in Wirklichkeit wussten sie fast nichts voneinander.
Aber was bedeutete das? Würden sie in der Lage sein, eine gemeinsame Zukunft zu planen, oder passten sie einfach nicht zueinander?
Jennies Angst, in dieser Beziehung nur die zweite Geige zu spielen, hatte dazu geführt, das Pariser Hotel zu verlassen. Sie hatte ihm misstraut, doch plötzlich wurde ihr klar, dass er sie nie und nimmer allein im Hotel zurückgelassen hätte, wenn er es hätte vermeiden können. Er war ein Mann, der zu seinem Wort stand. Jennie hatte in ihrem Leben bisher nicht viele solcher Männer kennengelernt.
Ihr Vater hatte ihr ebenfalls ständig Versprechungen gemacht. Unternehmungen und Ausflüge, die er mit ihr machen wollte, aber seine Arbeit war ihm am Ende immer wichtiger gewesen. Daher hatte sie kein Vertrauen mehr in irgendwelche Versprechungen, die sich schnell in Luft auflösen konnten.
Alex schien sein Versprechen allerdings zu halten – Jennie sah, dass er ihren Trauring trug, und
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