Julia Extra 0353
andere Erwartungen gestellt. Eine solche Verbindung sollte schließlich für immer sein. Tränen füllten ihre Augen. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass Alex genauso wieder aus ihrem Leben verschwand wie alle anderen Männer davor.
Außerdem hatte sie geglaubt, endlich damit aufhören zu können, immer der Star auf allen Partys zu sein, sobald sie nur den richtigen Mann gefunden hätte. Es waren ja im Grunde nur hilflose Versuche gewesen, Aufmerksamkeit zu bekommen. Und Alex war der erste Mensch gewesen, von dem sie das Gefühl gehabt hatte, dass er sie so sah, wie sie wirklich war.
Coreen war immer noch dabei, Alice ihre Leidensgeschichte zu erzählen, als Jennie merkte, wie weit sie mit ihren Gedanken abgeschweift war.
„Stell dir vor, ich bin sogar extra mit anderen Männern ausgegangen“, erklärte Coreen.
„Um ihn eifersüchtig zu machen?“, fragte Alice schockiert.
Coreen schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Es war nur ein Versuch, mich abzulenken.“
Ein Versuch, mich abzulenken.
Als Jennie im Taxi saß und nach Hause fuhr, musste sie über diese Worte nachdenken.
War sie vielleicht für Alex letzten Endes auch nur eine Ablenkung gewesen? Eine Ablenkung, die sich verbraucht hatte? Und deshalb tat er nun das, was er immer tat – er flüchtete sich in seine Arbeit, um nicht mit seinen wirklichen Problemen konfrontiert zu werden. Aber diesmal war sie es, seine Ehefrau, vor der er davonlief.
Am liebsten hätte sie losgeweint, doch gleichzeitig erwachte ein Kampfgeist in ihr. Sie würde Alex Dangerfield beweisen, dass sie mehr war als nur eine vorübergehende Ablenkung in seinem Leben.
Als Jennie die Haustür hinter sich schloss, überkam sie eine ihrer verrückten Ideen. Sie hängte ihren Mantel auf und zog sich weiter aus – zuerst die Bluse, dann den Rock, bis sie nur noch auf ihren High Heels dastand.
Aus dem Wohnzimmer hörte sie die gedämpfte Stimme eines Fernsehkommentators, während sie sich der offenen Tür näherte. Der dunkle Raum wurde nur vom Flackern des Monitors erhellt. Alex saß auf dem Sofa und sah sich gebannt ein Fußballspiel an.
Nicht mehr lange!
Jennie schob eine Hand den Türrahmen hinauf und lehnte sich herausfordernd dagegen. Alex musste ihr leises Seufzen gehört haben, denn er wandte unmittelbar den Kopf und sah sie mit großen Augen an.
Mit langsamen Schritten ging sie auf ihn zu und sah, wie das Feuer in seinen Augen erwachte.
Lächelnd blieb sie vor ihm stehen.
Jetzt hatte sie seine ganze Aufmerksamkeit.
11. KAPITEL
Jennie lag wach im Bett, während Alex friedlich neben ihr schlief. Sie rollte sich auf den Rücken, steckte die Hände hinter dem Kopf zusammen und starrte an die Decke.
Ihr Plan war nach hinten losgegangen. Oder hatte einfach zu gut funktioniert. Sie wusste es nicht.
Heiße Dessous und leidenschaftliche Stunden mit Alex in den letzten Wochen hatten im Grunde nichts verändert. Wenn sie miteinander schliefen, war er zwar präsent und schenkte ihr seine ganze Aufmerksamkeit, doch es war der einzige Moment, in dem das passierte. Ihr restliches Leben sah anders aus.
Wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht, wie lange sie die Situation noch ertragen würde.
Wenigstens konnte sie in ihrer Beziehung zu Mollie immer größere Erfolge spüren. Sie musste lächeln. Niemals hätte sie gedacht, dass das Zusammensein mit einem Kind, das nicht ihr eigenes war, ihr solche Freude bereiten könnte.
Leider bezog sich das nicht auf Mollies Vater.
So schön es auch im Bett mit Alex war, es reichte nicht. Sie wollte mehr von ihm, vermisste all die Dinge, die er ihr versprochen hatte. Sein Herz und seine Seele, bis in alle Ewigkeit. Sie brauchte mehr. Und sie verdiente auch mehr! Sie hatte die Prinzessinnenkrone für immer abgelegt, als sie in der Kirche gesessen und sich für Alex entschieden hatte. Sie war endlich erwachsen geworden und versuchte so sehr, die Frau zu sein, die er brauchte. Warum bemerkte er das nicht? Warum war sie immer noch unsichtbar für ihn?
Alex hatte stets ein gutes Zeitgefühl. Noch bevor er die Augen öffnete, spürte er, dass es später war als sonst. Panik ergriff ihn. Es gab noch so viele Dinge zu erledigen. Doch dann erinnerte er sich, dass Sonntag war.
Aber das änderte nicht viel. Noch immer hatte er das Gefühl, als wäre ihm eine Meute Hunde auf den Fersen, der er entkommen musste.
Jennie lag neben ihm, und er konnte ihre Wärme spüren, obwohl sie sich nicht berührten. Die letzte Nacht war unglaublich gewesen.
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