Julia Extra 0353
nicht ausnutzen und sie nicht unnötig verschrecken.
„Das erste Mal sollte etwas ganz Besonderes sein“, hatte er ihr zugerufen, während er bis zur Hüfte in den eisigen See gewatet war.
„Das wird es nicht, wenn ich inzwischen an Altersschwäche sterbe“, hatte sie lachend erwidert.
„Ich musste deiner Großmutter versprechen …“
„Mit nicht das Herz zu brechen“, vollendete Poppy den Satz. „Ich weiß. Aber so weit wird es gar nicht kommen. Ich bin achtzehn Jahre alt, Luca, und werde meine Meinung bestimmt nicht ändern. Das ist keine vorübergehende Schwärmerei. Wenn dem so wäre, würde ich dich ja für perfekt halten, und das tue ich nicht. Ich liebe dich einfach trotz deiner Ecken und Kanten.“
Grinsend kam er aus dem Wasser und schüttelte den Kopf. „Zähle sie bitte nicht alle auf, nicht schon wieder. Das tut meinem Ego gar nicht gut.“
„Dein Ego, Luca Ranieri, ist stabil und kugelsicher!“
Dann wurde er ernst. „Da gibt es einen ganz tollen Strand im Süden von Thailand.“
„Mit wem bist du dort gewesen?“
„Ich war allein dort.“
„Gut“, seufzte sie erleichtert.
„Man erreicht die Bucht nur mit dem Boot. Der Sand ist fast schneeweiß, die Luft angenehm warm, und wenn erst der Mond über den seichten Wellen aufgeht …“
„Schluss damit! Ich bin längst überzeugt. Mit dieser tiefen sexy Stimme könntest du mir alles andrehen. Sieh mal!“ Eilig schob sie sich den Ärmel hoch. „Ich habe überall Gänsehaut.“ Ihre Augen glitzerten plötzlich verdächtig. „Wirklich überall. Willst du mal sehen?“
Luca unterdrückte ein Stöhnen. „Ich glaube dir auch so.“
„Weil dein altmodischer Stolz, dein Ehrgefühl und die Angst vor Gran dich zurückhalten“, beschwerte Poppy sich, war ihm jedoch überhaupt nicht böse. „Schön, du hast gewonnen. Du darfst ganz offiziell um mich werben, aber lass mich nicht zu lange zappeln! Und du kannst mir nicht verbieten, dir weiterhin schöne Augen zu machen.“
„Aurelia liebt Rubine.“
„Aurelia.“ Mit einem Klicken ließ Luca das Etui zuschnappen. „Ich werde Aurelia nicht heiraten.“
Beide Familien hatten nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie gern sie ihre Dynastien durch eine Hochzeit vereint wüssten. Schon als Kinder hatten sich Luca und Aurelia manchmal über die traditionsschwangeren, unrealistischen Pläne ihrer Eltern lustig gemacht.
„Ich liebe eine andere.“ Die nackte Wahrheit schien ihm der einfachste Weg, um das Thema schnell zu beenden.
„Natürlich liebst du eine andere, Luca. Schließlich bist du dreiundzwanzig, aber ich bin sicher, diese Dame ist im höchsten Maße ungeeignet.“
Der schneidende Tonfall seines Vaters machte Luca wütend.
„Hast du eine Vorstellung davon, wie wenig Frauen der Verantwortung gewachsen sind, die eine Heirat in unsere Familie mit sich bringt?“, ereiferte sich Damiano. „Es geht ausschließlich darum, vielversprechende Nachfahren zu bekommen. Aber die Mädchen von heute setzen auf eigene Karrieren und Selbstverwirklichung. Deine Ehefrau wird jedoch nie arbeiten.“
Obwohl er sich in eine unangenehme Situation manövriert hatte, musste Luca beim Gedanken daran, was Poppy zu dieser Option sagen würde, fast lachen.
„Diese Frauen begreifen das Konzept der traditionellen Pflichterfüllung nicht“, fuhr sein Vater leidenschaftlich fort. „Und wenn wir schon von Liebe sprechen, was ist denn mit Aurelia? Sie liebt dich sehr und wartet seit vielen Jahren auf dich.“
„So ein Blödsinn!“ Keine Sekunde glaubte Luca an diese Behauptung.
Damiano schnaubte höhnisch. „Ach ja? Genau wie du ist sie optimal auf ihre zukünftige Rolle vorbereitet worden. Und wo ist das Problem? Du magst sie doch!“
„Das reicht aber nicht.“
„Und wieder die Liebe!“ Ungeduldig gestikulierte der ältere Mann mit beiden Händen in der Luft. „Meinst du etwa, ich hätte deine Mutter geliebt?“
„Ja.“ Jeder wusste, was für eine glückliche Ehe sie führten.
Immerhin besaß sein Vater den Anstand, schief zu lächeln. „Nun, das ist auch nicht der Punkt.“
„Nicht?“
„Nein. Es geht darum, dass du dieses Mädchen schon immer heiraten solltest, Luca. Also warum nicht jetzt?“
Sein Vater ließ sich nicht von der Idee abbringen, und Luca wollte herausfinden, warum. „Wozu diese Eile?“
Geschickt wich sein Vater dieser Frage aus. „Oh, ich weiß, du hast Reisepläne oder so etwas.“
„Als ich dem zusätzlichen Betriebswirtschaftsstudium zugestimmt habe,
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