Julia Extra 0353
Kaminfeuer, und bei den restlichen konnte ich zwischen den Zeilen lesen, dass sie es sich mit jeder einzelnen Stelle dieser Behörde gründlich verscherzt hat. Und jetzt …“ Zwischen Poppys Augenbrauen entstand eine tiefe Furche. „Sie hat panische Angst, Inverannoch zu verlieren, und das zu Recht.“
„Ach herrje!“, rief Millie und sah ihren Ehemann an. „Was sagst du dazu, Rob?“
„Viel Rauch um nichts.“
„Hoffentlich“, meinte Poppy.
„Ruf doch beim Gemeinderat an, wenn du dir Sorgen machst.“
„Habe ich schon und dabei den halben Freitag in der telefonischen Warteschleife verbracht. Sie wollten mir keine Einzelheiten nennen, deshalb habe ich beschlossen, dorthin zu fahren und selbst herauszufinden, was da vor sich geht.“
„Wie bitte?“ Robert Ramsay konnte es nicht fassen. „Das meinst du nicht ernst, oder?“
Poppy schob ihr Kinn vor. „Ich bin gerade auf dem Weg zum Flughafen, Dad, und nur vorbeigekommen, um mich zu verabschieden. Ich rufe an, sobald ich in Inverness angekommen bin und mir einen Mietwagen besorgt habe.“
„Alles stehen und liegen lassen und bis ans Ende der Zivilisation jagen, nur wegen eines blöden Briefs!“, ereiferte sich Robert Ramsay und verdrehte die Augen. „Das nenne ich mal eine Überreaktion. Aber wenn du glaubst, deine Großmutter würde dir diese dramatische Geste danken, dann hast du dich …“
„Das erwarte ich gar nicht“, schnitt Poppy ihm das Wort ab. „Sie wird mir vorwerfen, ich würde mich ungefragt einmischen, und mir mitteilen, dass sie ihre Angelegenheiten durchaus allein regeln kann.“ Sie seufzte. „Machst du dir denn kein bisschen Sorgen, Dad?“
Er wandte den Blick ab. „Falls du dir echt den Kopf über ihre Probleme zerbrichst, kannst du ihr die Nummer meiner Anwälte geben. Ich persönlich halte das Ganze für einen Sturm im Wasserglas.“
„Hoffentlich behältst du recht, und ich fahre völlig umsonst hin. Trotzdem kann mich im Augenblick nichts aufhalten.“
Robert Ramsay kannte den Sturkopf seiner Tochter zur Genüge. „Du warst schon immer ein extrem eigensinniges Mädchen.“
„Woher ich das wohl habe?“
Sie beobachtete, wie ihr Vater dagegen ankämpfte, in Lachen auszubrechen. „Schön. Wenn du schon nicht auf mich hören willst, was sagt denn dieser Freund von dir dazu, dass du Hals über Kopf die Stadt verlässt? Und was ist mit deiner Arbeit? Ich dachte, du hättest deinen Jahresurlaub schon genommen.“
Dies war zwar nicht gerade der ideale Moment, dennoch … Poppy holte tief Luft. „Ich habe gar keinen festen Freund, und meine Kündigung habe ich schon letzten Monat eingereicht.“
Die folgende Stille nutzte sie für eine eilige Flucht aus der Wohnung. Dabei stellte Poppy sich absichtlich taub, denn nur eine Sekunde später dröhnte schon die wütende Stimme ihres Vaters hinter ihr her.
Das Adrenalin rauschte noch mit aller Gewalt durch seine Adern, als Gianluca endlich den Strand erreichte und sich keuchend aufrichtete. Sein Puls raste von der Anstrengung, ganz bis zur Küste zu schwimmen, und er wischte sich mit beiden Händen das salzige Wasser aus dem Gesicht.
Dann betrachtete er das Boot, das er vor weniger als einer Stunde gekauft hatte und das sich nach dem Aufprall auf den scharfkantigen Felsen in einen Haufen Brennholz verwandelt hatte. Nicht gerade eine seiner besten finanziellen Investitionen. Stöhnend kehrte er dem deprimierenden Szenario den Rücken zu.
Vielleicht hätte er auf die Warnungen der Einheimischen hören sollen, anstatt sie nur zur Kenntnis zu nehmen und sie dann wie selbstverständlich zu ignorieren. Ihre Bedenken waren nicht übertrieben gewesen, ganz im Gegensatz zu dem Preis, den er für dieses Boot hatte zahlen müssen.
Der Kerl, dem er es abgekauft hatte, hatte offenbar keine Skrupel gehabt, einen ortsfremden Kunden über den Tisch zu ziehen. Unter anderen Umständen hätte Luca derartige Geschäftsgebaren sogar bewundert.
Er zuckte die Achseln, und seinen Mund umspielte ein Lächeln. Doch dann begann sein ganzer Körper stark zu zittern, und Luca dachte über seine missliche Lage nach.
Man musste kein Survival-Experte sein, um zu wissen, dass er sich hier bald den Tod holen würde. Der offene Strand bot keinen Schutz vor dem Wind, der Lucas nasse Kleider durchdrang. Ihm war eiskalt, und seine Haut lief stellenweise blau an. Hastig rieb er die Hände aneinander und anschließend über seine Arme, um den Kreislauf wieder in Gang zu bringen.
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