Julia Extra 0353
sie beinahe das Rosenmuster vom Porzellan entfernte. War sie schon lange genug über Luca hinweg, um emotional geschützt zu sein? Rein körperlich hätte sie ihm bereits in dieser Sekunde die Kleider vom Leib reißen können, aber konnte sie wirklich sicher sein, damit keine alten Gefühle wachzurufen?
Und möglicherweise wollte er überhaupt nicht mit ihr schlafen! Poppy dachte an den Kuss zurück, und ihr wurde der Mund trocken. Doch, Luca wollte schon, daran gab es eigentlich keinen Zweifel.
Erst jetzt fiel ihr auf, wie kalt das Wasser war, mit dem sie die Tasse abwusch. Schnell drehte sie den Hahn zu und stellte sich vor, ihre Sorgen ebenso problemlos abstellen zu können. Die Gedanken kreisten ständig nur um Luca.
„Kein heißes Wasser?“
Verwirrt wandte sie sich um und sah ihn direkt hinter ihr stehen. Er machte keine Anstalten zurückzuweichen, sondern streckte sogar seine Hand nach ihr aus, der Poppy jedoch geschickt auswich.
„Deine Finger sind ganz blau“, sagte er.
„Halb so schlimm.“ So unbekümmert wie möglich drängte sie sich an ihm vorbei, obwohl seine Besorgnis sie rührte. „Und heißes Wasser? Hier gibt es zum Glück jede Menge heißes Wasser. Ein Wunder bei dem uralten Heiztank, was?“ Sie lächelte gezwungen. „Und ein heißes Bad wäre jetzt genau das Richtige für dich.“ Das würde ihr selbst endlich Gelegenheit geben, ihre Gefühle und Gedanken zu sortieren. „Du hast das Badezimmer ganz für dich allein.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Wie großzügig von dir“, erwiderte er. „Irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass du mich loswerden willst!“
Poppy beschloss, darauf nicht einzugehen, sondern sagte nur: „Du kennst den Weg ja. Ich habe vorhin schon ein paar Kerzen hingestellt, als ich dort war. Streichhölzer liegen auf der Kommode neben der Treppe. Aber lass mir noch etwas heißes Wasser übrig, ja?“
Verschmitzt zwinkerte er ihr zu. „Wir können auch gern gemeinsam baden, wenn du magst.“ Eigentlich wollte er sie mit dieser Bemerkung zum Lachen bringen, doch als er in ihren Augen echtes Verlangen auflodern sah, verschwand das provokante Grinsen sofort aus seinem Gesicht. Sein Puls ging schneller.
„Waren deine Reaktionen früher auch so leicht vorherzusehen?“, fragte sie leise.
Ihr war nicht ganz klar, ob sie mit Luca oder mit sich selbst sprach. Denn ihr Körper reagierte auf seine erotische Anspielung erschreckend heftig. Früher hatte sie geglaubt, es läge daran, dass sie in ihn verliebt war. Doch es musste wohl eine Art chemische Reaktion auf ihn sein. Angeblich kam es beim Sex ja darauf an, ob man einander gut riechen könne.
„Das Angebot steht“, versicherte er ihr und schenkte ihr einen letzten, herzerweichenden Blick, bevor er nach oben verschwand.
„Das Bad ist frei!“, tönte es eine gute halbe Stunde später die Treppe herunter.
Inzwischen war Poppy zu dem Schluss gekommen, dass es Wahnsinn wäre, ausgerechnet mit Luca zu schlafen. Eine Schnapsidee – vielleicht die verrückteste Idee, die Poppy jemals gehabt hatte.
Und sie war erleichtert und zufrieden mit ihrer neuen Entscheidung.
So verlockend die Vorstellung auch war, zusammen mit ihm in die heiße Schaumwanne zu steigen und die Schrecken dieses Tages einfach abzuschütteln, sollte sie sich besser von Luca fernhalten. Deshalb zögerte sie auch, sich überhaupt irgendwo in diesem Haus auszuziehen, solange die Gefahr bestand, dass Luca sie dabei erwischte.
Erst nach einigen Minuten schnappte sie sich eine Kerze und schlich die steinerne Treppe hinauf. Oben flackerte bereits ein kleiner Leuchter vor sich hin, und Poppy bahnte sich eilig den kürzesten Weg ins Bad, in dessen Raummitte eine riesige gusseiserne Wanne mit Löwenfüßen stand. Das Wasser dampfte so stark, dass man nicht bis zum gegenüberliegenden Fenster gucken konnte.
„Ich könnte hier mal etwas Hilfe gebrauchen.“
Lucas Stimme kam aus einem der angrenzenden Schlafzimmer.
„Du weißt doch bestimmt, wie man mit einem Kilt umgeht!“, rief er.
„Es ist nicht gerade hohe Mathematik“, gab sie ebenso laut zurück, und ihre Stimme hallte zwischen den alten Mauern wider.
Schnell huschte sie ins Bad, schloss die Tür und sah sich um. Sie entdeckte einen antiken Stuhl, den sie unter die Türklinke klemmte. Anschließend stellte sie die Kerze auf der Fensterbank ab, wo bereits drei weitere in einem aufwendig verzierten Metallständer brannten.
Plötzlich fiel ihr Blick auf die Wechselkleidung, die
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