Julia Extra 0353
Weltuntergang.“ Er sah sie von der Seite an. „Du siehst aus, als hättest du gerade einen überlebt.“
Sofort wurde sie rot und wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. „Ich … ich …“, flüsterte sie und senkte dann den Kopf. „Darf ich das als Kompliment verstehen?“
Luca lachte und merkte, dass er sich schon seit langer Zeit nicht mehr so entspannt gefühlt hatte wie jetzt. Einfach nur herumsitzen und gar nichts tun. Natürlich kannte er das Prinzip der Freizeit – schließlich musste ein Mann auch mal ausspannen –, aber er hatte diese kostbare Zeit eben nie damit verbracht, einfach nur tatenlos vor einem Feuer zu sitzen.
„Ja, das sollst du.“
Ein wenig ihrer Anspannung fiel von Poppy ab. „Du hast es dir hier richtig gemütlich gemacht“, bemerkte sie und wies auf den Beistelltisch, auf dem etwas Baguette, aufgeschnittener Käse und Salami lagen. „Weißt du denn nicht, wie man sich ein ordentliches Sandwich macht?“
„Das Brot ist ziemlich alt, deshalb sollten wir es vielleicht lieber zuerst über dem Feuer aufbacken. So etwas mochtest du doch immer?“
„Stimmt. Das klingt sehr lecker.“ Mehr als das!
„Hast du Hunger?“
„Klar! Bist du denn schon länger wach?“
„Eine ganze Weile. Ich habe mir Tante Isabels Korrespondenz angesehen und auch ihr ausgesprochen eigenwilliges Ablagesystem“, erklärte er und machte eine Kopfbewegung in Richtung einiger Plastiktüten. Davon standen etliche in diesem Zimmer herum. „Die meisten Briefe von der Gemeindeverwaltung hat sie nicht einmal geöffnet.“ Ihm war anzumerken, wie wenig Verständnis er für derartiges Verhalten aufbringen konnte.
„Die ersten hat sie meines Wissens sogar verbrannt. Wenn Sie nur eher mal um Hilfe gebeten hätte! Mein Dad hat ihr die Nummer eines Anwalts gegeben. Du kennst dich doch mit Rechtsanwälten aus, oder?“
„Der eine oder andere hat meinen Weg gekreuzt“, erwiderte er und dachte an die Rechtsabteilung, die auf sein Geheiß hin alles stehen und liegen lassen würde, um seine Anordnungen auszuführen. „Wenn es sein muss, könnte ich problemlos schwere rechtliche Geschütze auffahren. Aber nach allem, was ich gelesen habe, schaffen wir das auch so.“
„Wie lange wird das dauern? Was meinst du?“
„Schwer zu sagen, aber keine Sorge! Ich liebe diese alte Burg. Und ich werde dafür sorgen, dass sie sie nicht verliert.“
Jetzt war Poppys Neugier geweckt. „Ich habe mich immer gefragt, ob deine Eltern eigentlich gar nichts dagegen hatten, dass du die Sommer hier verbringst.“ Zu jener Zeit war ihr seine Anwesenheit ganz selbstverständlich erschienen.
„Mein Vater war beruflich viel unterwegs, und meistens hat meine Mutter ihn auf den Geschäftsreisen begleitet. Als ich zehn wurde, war es allmählich nicht mehr toll und interessant, sich beim Zimmerservice alles Mögliche bestellen zu können.“ Er hielt sein Glas hoch. „Soll ich dir auch einen einschenken?“
Poppy betrachtete das Glas und schüttelte den Kopf.
„Keine Sorge“, beruhigte er sie. „Ich will dich nicht betrunken machen.“
„Das hast du auch gar nicht nötig“, erwiderte sie und wusste selbst nicht so genau, was sie ihm eigentlich damit sagen wollte. „Ich mag nur keinen Whisky.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Das ist ein zwanzig Jahre alter Tropfen.“
„Das bedeutet wohl, er ist etwas Besonderes, oder?“ Die Unwissenheit war nur vorgetäuscht, denn es gab kaum etwas, das Poppy nicht über Whisky wusste. Von ihrem Vater war sie jahrelang durch die bekannten und auch die eher unbekannten Destillerien des Landes geschleift worden.
Luca lachte, und sein Blick blieb an ihren Lippen hängen. „Als halbe Schottin ist das ein Sakrileg.“
Spielerisch verdrehte sie die Augen. „Dann werde ich jetzt wohl zur Strafe gehängt.“
„Mir wäre lieber, wenn ich dich …“ Er beendete den Satz mit einem zärtlichen Kuss, der Poppy mit erwartungsvollem Verlangen erfüllte. „Genau das wollte ich tun“, schloss Luca einige Sekunden später.
Benommen nickte Poppy und löste ihre Fäuste von seinem Hemd, in das sie sich unbewusst gekrallt hatte. In Lucas Augen entdeckte sie unverhohlenes Begehren.
Lange starrten sie einander schweigend an.
„Zuerst musst du etwas essen“, murmelte Luca schließlich.
„Nein!“, protestierte sie, ohne zu zögern.
Luca war wirklich in Versuchung, aber er wusste um die Schwierigkeiten mit ihrem Blutzucker. In der vergangenen Nacht war sie auf dem Höhepunkt der Lust
Weitere Kostenlose Bücher