Julia Extra 0353
wünsche mir so sehr, mit dir zusammen zu sein, dass ich glaubte, ich könnte es zu deinen Bedingungen tun. Aber das geht nicht. Ich will mehr als das. Viel mehr. Ich brauche einen Mann, der mich irgendwann auch liebt, und vielleicht möchte ich irgendwann heiraten und Kinder bekommen.“ Sie holte tief Luft. „Die große Frage ist jetzt: Was willst du wirklich, Luca? Was bist du bereit zu geben? Zu opfern?“
Regungslos starrte Luca auf seine Hände, mit denen er sich am Lenkrad festklammerte. „Ich brauche etwas Zeit.“
Das war viel mehr, als sie erwartet hatte. „Nimm sie dir, aber denk daran! Ich kann dir nicht sagen, wie lange ich auf dich warten werde. Denn ich habe schon viel zu lange gewartet.“
Ihr Herz klopfte wie wild. Sie hatte hoch gepokert, und nun musste sie abwarten, ob sie eventuell gewann.
Luca schluckte und fuhr mit einer geschickten Wendung vom Parkplatz. „Zurück zum Bahnhof?“
„Ja, bitte.“
Die Rückfahrt verlief ausgesprochen schweigsam und verkrampft, genauso wie der Abschied am Bahnhof.
Eine Hand hatte Luca ihr zärtlich in die Haare geschoben, und er sah Poppy lange in die Augen, bevor er sie zum Abschied küsste.
„Ich weiß nicht, wie lange ich warten kann“, sagte sie heiser, bevor sie verschwand.
11. KAPITEL
Wie zuvor besprochen strahlte Poppy in die zahlreichen Kameras und hielt die Augen trotz der unangenehmen Blitzlichter weit geöffnet. Dabei hielt sie mit einer Hand die ausladenden Röcke ihrer dunkelroten Abendrobe zur Seite. Das Kleid hatte den gleichen Farbton wie der dicke Teppich, in dem die hohen Absätze von Poppys Schnürsandalen versanken.
„Ist das immer so ein Irrenhaus?“, flüsterte sie dem Mann an ihrer Seite mit einem eingefrorenen Lächeln auf den Lippen zu.
Er grinste über ihren Kopf hinweg und stellte sich in Pose. „Keine Ahnung. Normalerweise gehe ich solchen Veranstaltungen aus dem Weg. Oder besser gesagt: Ich meide sie wie die Pest.“
Mitten auf dem roten Teppich blieb Poppy abrupt stehen, sodass die aufwendig ondulierten Haarsträhnen um ihren Kopf herumwippten. Sie sah zu ihrem Begleiter hoch, der in seinem Dinnerjackett und mit den grau melierten Haaren ausgesprochen kultiviert erschien.
„Aber George hat mir doch erzählt, du würdest immer …“ Eine Locke rutschte über ihre Nase, und Poppy blies ungeduldig dagegen.
„Hat er das, ja? Und was hatte mein geschätzter Sohn sonst noch so zu berichten?“ Charles Semple umfasste galant ihren Ellenbogen und schob sie vorwärts. „Sobald wir stehen bleiben, laufen wir Gefahr, überrannt zu werden. Die Leute strömen hinter uns einfach weiter vor die Kameras.“
„George meinte …“
„Nein, sag es mir nicht! Lass mich raten! Bitte geh mit meinem Dad aus, weil er sonst auf dem roten Teppich wie ein erbärmlicher Loser aussieht, wenn seine Ex ihren jüngeren Model-Freund vorführt! “
„Etwas in der Richtung“, gab Poppy widerwillig zu. „Und er hat behauptet, du lebst nur für solche Termine.“
„Der gute alte George“, seufzte Charles liebevoll. „Mir hat er versichert, du hättest schlimmen Liebeskummer und würdest in eine üble Depression abstürzen, wenn es deinen Freunden nicht gelänge, dich mal vor die Tür zu zerren.“
„Ich werde ihn umbringen!“, schwor sie leise, obwohl George mit seiner Vermutung gar nicht mal so falsch lag. Poppy hatte sich wirklich in letzter Zeit ziemlich zurückgezogen.
Inzwischen arbeitete sie auch selbstständig von zu Hause aus, nachdem sie Phils Angebot doch noch abgelehnt hatte. Einerseits, weil es an Aufträgen wirklich nicht mangelte, aber andererseits hauptsächlich, weil in ihrem Körper eindeutige Veränderungen vor sich gingen. Ihre Brüste waren äußerst empfindlich und leicht geschwollen, und allein der Geruch von Kaffee brachte Poppy zum Würgen.
Noch wusste niemand von diesen Neuigkeiten, obwohl sie sich um ein Haar ihrem Halbbruder anvertraut hätte. Aber irgendwie fand sie, der Kindsvater müsste vor allen anderen eingeweiht werden.
Allerdings hatte Luca sich noch nicht wieder bei ihr gemeldet.
Es sah ganz danach aus, als hätte sie diese riskante Pokerrunde verloren. Man sollte eben nichts aufs Spiel setzen, was man nicht auch zu verlieren bereit war.
Immerhin blieb Poppy noch das Baby. Sein Baby. Die Gewissheit, dass Leben in ihr heranwuchs, hielt sie in diesen Wochen über Wasser.
Wenn er sich nicht bald meldete, würde sie wohl oder übel den ersten Schritt machen müssen. Der Mann musste
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