Julia Extra 0357
Messer, das zustach.
„Vielleicht. Ich weiß nicht … Du bist der beste Freund, den ich je hatte. Du bist so gut zu mir. Ich möchte unsere Freundschaft nicht aufkündigen, aber ich weiß nicht, ob ich damit umgehen kann, dich mit anderen Frauen zu sehen.“
Die Qual in ihrer Stimme zwang ihn fast in die Knie. „Das würde ich dir nie zumuten.“
Sie sah ihn nur stumm an.
„Heißt das, du willst mehr?“ Er musste sich zusammennehmen, musste seine Gedanken ordnen, wenn er nicht den wichtigsten Menschen in seinem Leben verlieren wollte.
„Was für einen Unterschied macht das schon? Du willst es nicht. Das hast du überdeutlich gemacht.“
„Vielleicht habe ich mich getäuscht.“
„Für die Dinge, die ich mir wünsche, reicht ein Vielleicht nicht aus.“
„Was ist Liebe?“
Cass starrte Neo verständnislos an. „Was meinst du? Du weißt doch, was Liebe ist.“
„Nein. Ich war nie verliebt, und niemand hat mich je geliebt.“
„Zephyr liebt dich wie einen Bruder.“
„Zephyr will ich nicht heiraten.“
„Mich willst du auch nicht heiraten.“
„Ich habe mich geirrt. Ich will dich heiraten. Ich will alles, zusammen mit dir, nur habe ich nicht gewagt, dich darum zu bitten.“
Die Tränen begannen wieder zu strömen. „Wieso?“
„Vom Geschäft verstehe ich viel, von Beziehungen praktisch nichts.“
„Wie kannst du das sagen? Obwohl wir nur Freunde sind, behandelst du mich wie eine Prinzessin. Du wärst ein anbetungswürdiger Vater und Ehemann.“
„Wir sind nicht nur Freunde.“
„Nicht?“ Oh bitte, bitte überzeuge mich! „Was sind wir dann?“
„Wir sind alles. Du bist alles für mich, und nichts wünsche ich mir mehr, als alles für dich zu sein.“
„Aber das bist du doch längst.“ Sie ging zu ihm und fasste sein Gesicht mit beiden Händen. „Wie ist es möglich, dass du das nicht merkst? Neo, du bist alles für mich, alles, was ich will. Ich liebe dich.“
Er zog sie in seine Arme und blickte ihr tief in die Augen. „Ich liebe dich auch. Das habe ich noch zu niemandem gesagt. Aber dir werde ich es immer und immer wieder sagen. Ich hatte solche Angst, deiner Liebe nicht wert zu sein.“
Sie brauchte nicht zu fragen, wie er so etwas denken konnte, sie wusste es. „Deine Eltern waren deiner nicht wert.“
„Mein Verstand weiß das.“
„Und ich werde dafür sorgen, dass auch dein Herz sich sicher sein kann. Ich liebe dich so sehr, Neo.“
„Ich bete dich an, yineka mou , meine Frau, meine Geliebte. Das wird sich nie ändern.“
Nun wusste Cass endlich, was die griechischen Worte bedeuteten. „Selbst mit der Therapie werde ich immer schüchtern bleiben. Ich werde nie die große Gesellschaftsdame sein.“
„Ich brauche keine Gesellschaftsdame, ich brauche dich … die Frau, die mir hilft, eine Familie zu gründen, eine andere Art Familie als die, die wir beide kennen.“
„Ja, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“
„Ich auch nicht“, versicherte er voller Inbrunst, und dann küsste er sie …
… oder vielleicht küsste sie auch ihn. Auf jeden Fall war es der Kuss der Küsse. Ein Kuss, der von Liebe sprach, von tiefen Bedürfnissen, von Hoffnungen und Träumen und zukünftigem Glück. Sie beide hatten nicht viel Liebe erfahren, doch von nun an würden sie diesen Mangel mit der Liebe füreinander wettmachen. Nie würden sie ihr Glück als selbstverständlich ansehen.
Denn ja, sie waren alles füreinander.
– ENDE –
Eine Million für eine Nacht in Rio
1. KAPITEL
„Willst du uns nicht endlich verraten, wer Robbys Vater ist?“
Gerade eben noch war Laura Parkers Blick voller Stolz und Freude durch das zweihundert Jahre alte, festlich beleuchtete Familienhaus geschweift, in dem sich Verwandte, Freunde und Nachbarn drängten, um die Hochzeit ihrer jüngeren Schwester Rebecca zu feiern. Jetzt wirkte das Lächeln auf ihrem Gesicht wie eingefroren.
Unwillkürlich drückte Laura ihren sechs Monate alten Sohn fester an sich und schob sich mit der freien Hand die verrutschte Brille hoch. Wird das denn nie aufhören?, fragte sie sich resigniert, während sie Beckys vorwurfsvolles Gesicht unter dem duftigen Brautschleier betrachtete. In letzter Zeit wurde ihr die gefürchtete Frage kaum noch gestellt, da sie sich stets geweigert hatte, darauf zu antworten. Aber ihre Schwester war offenbar nicht gewillt, dieses unliebsame Thema auf sich beruhen zu lassen.
„Warum sagst du es uns nicht? Robby verdient einen Vater!“ Mit neunzehn Jahren hatte
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