Julia Extra 0357
ich Ihnen meinen Sohn Robby vorstellen?“
Bevor Carlos dazu kam, seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, erkundigte Gabriel sich mit unüberhörbarer Ungeduld in der Stimme, ob im Penthouse alles vorbereitet sei.
Der Chauffeur nickte beflissen. „ Sim, senhor . Maria hat alles organisiert.“
„Gut.“
Laura kletterte auf den breiten Rücksitz und verfrachtete Robby in den bereitstehenden Babysitz. Als Gabriel neben ihr Platz nahm, tat sie so, als würde sie es nicht bemerken. Carlos startete den Motor, und sie verließen den Flughafen Richtung Süden.
Überall in der Stadt wimmelte es von Touristen, die wegen des berühmten Carnaval angereist waren. Ohne große Begeisterung betrachtete Laura die festlichen Dekorationen und gab kaum ein Wort von sich, während sie sich im Schritttempo durch den dichten Verkehr kämpften.
Endlich erreichten sie die Rückseite des vierstöckigen Geschäftsgebäudes, das Gabriel vor zwei Jahren gekauft hatte, um während der heißen Phase der Açoazul-Verhandlungen einen festen Standort in Rio zu haben. Das Basement war an diverse Geschäfte und Restaurants vermietet. Darüber lagen die Büroräume von Santos Enterprises, das seinen Hauptsitz immer noch in New York hatte. In der dritten und vierten Etage befanden sich die Wohnungen der Sicherheitskräfte und Hausangestellten, und das Penthouse war für Gabriel reserviert. Während der wenigen Monate, die sie in Rio verbracht hatte, war es auch Lauras Zuhause gewesen. Sie hätte jedoch nicht einmal in ihren kühnsten Träumen damit gerechnet, je wieder hierher zurückzukehren.
„Näher komme ich nicht mehr heran, senhor “, erklärte Carlos mit einem bedauernden Schulterzucken. „Die avenida ist heute für Autos gesperrt.“
„ Está bom. “ Gabriel stieg aus der Limousine und reichte Laura die Hand, um ihr beim Aussteigen zu helfen. „Nun bist du endlich wieder zu Hause, querida“, raunte er ihr ins Ohr, während um sie her Musik, Trommeln und das Lärmen der feiernden Menge dröhnten. „Es hat mich fast umgebracht, als du damals gegangen bist, denn ich habe nie aufgehört, dich zu lieben …“
Laura sah nur noch ihn und das begehrliche Funkeln in seinen dunklen Augen. Die sengende Sonne, das Lärmen und Lachen der Menschen, die sich singend und tanzend zum Strand von Ipanema bewegten … alles verschwamm zu einer undeutlichen Kulisse, während ihr Herz wie wild schlug.
Gabriels schwarze Augen glitzerten und waren ein einziges Versprechen … Dann lachte er spöttisch auf. „Keine Sorge, ich habe nur ein bisschen geübt.“
Laura hätte ihm am liebsten eine schallende Ohrfeige verpasst. „Ich stelle gerade fest, dass eine Million Dollar bei Weitem nicht genug sind, um dich zu ertragen“, warf sie ihm wütend an den Kopf.
Er zuckte bedauernd die breiten Schultern. „Leider ist es für Nachverhandlungen zu spät.“
„Fahr zur Hölle!“
„Also bitte“, tadelte er sie sanft. „Sollte eine Mutter so vor ihrem Kind sprechen?“
Statt einer Antwort beugte Laura sich ins Wageninnere und befreite Robby aus seinem Babysitz. Er belohnte sie mit einem freudigen Quietschen und streckte ihr die pummeligen Ärmchen entgegen. Wenigstens gibt es hier einen Menschen, der mich wirklich liebt, dachte sie bitter.
Sie war völlig erschöpft und kam sich in ihrem inzwischen zerknitterten Brautjungfernkleid ungepflegt und schäbig vor. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht im Flieger, während der sie sich ununterbrochen Gabriels beunruhigender Nähe bewusst gewesen war, lagen ihre Nerven blank. Jeder Blick aus seinen verführerischen Augen, jede flüchtige Berührung seiner Hand, jedes Wort von ihm, das auch nur eine Spur von Wärme enthielt, brachte sie in Gefahr, ihre Vorsätze zu vergessen und dahinzuschmelzen wie Butter in der Sonne.
Dieser Mann war Gift für sie! Tödliches Gift, verpackt in honigsüße Worte und heiße Blicke, die alles versprachen und nichts hielten.
Wenige Minuten später klapperten die Absätze ihrer hochhackigen Sandalen über den weißen Marmorboden, als sie unter den unauffälligen Blicken der Security-Angestellten die vertraute Eingangshalle durchquerte. Gabriel folgte ihr dicht auf den Fersen, und kurz darauf fuhren sie in dem privaten Aufzug nach oben, der direkt zum Penthouse führte.
Robby fing gerade an, sich ungeduldig in ihren Armen zu winden, als der Lift mit einem leisen Pling anhielt. Als Laura zu ihm hinunterblickte, sah sie, dass er Gabriel neugierig musterte und die Arme in
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