Julia Extra 0357
wieder. Am Samstagnachmittag hatte sie sich kurz mit Steve getroffen, um mit ihm Schluss zu machen. Er hatte sich allerdings nicht damit abfinden wollen und sie seitdem mit unzähligen SMS bombardiert, in denen er erst sie um eine zweite Chance gebeten, sie dann kritisiert hatte und schließlich hatte wissen wollen, was sie an ihm stören würde. Aber sie ignorierte die Nachrichten und wünschte, sie hätte sich nie mit ihm eingelassen.
„Du machst wirklich alle Männer verrückt“, hatte Stella beim gemeinsamen Frühstück neidisch bemerkt. „Er ist zwar eine Nervensäge, aber ich würde mich freuen, wenn jemand sich so für mich interessiert.“
„Wir können gern tauschen“, hatte Ruby gekontert, und genauso dachte sie auch, als sie kurz vor der Mittagspause feststellte, dass weitere Nachrichten von Steve eingegangen waren.
Plötzlich kam ein großer, schwarzhaariger Mann in die Kanzlei. Er gehörte zu den Menschen, die allein durch ihre Anwesenheit alle Blicke auf sich zogen, und sie ertappte sich dabei, wie sie ihn fasziniert betrachtete. Vielleicht lag es an seinem dunklen, perfekt sitzenden Designeranzug, der seinen durchtrainierten Körper betonte. Oder an seinen markanten Zügen oder an den dunklen, glutvollen Augen. Wow, dachte Ruby zum ersten Mal in ihrem Leben beim Anblick eines Mannes …
2. KAPITEL
Als Prinz Raja die Anwaltskanzlei betrat, war Ruby die Erste, die er sah – und trotz der vielen Leute im Empfangsbereich auch die Einzige. Das hübsche Schulmädchen auf dem Urlaubsfoto hatte sich zu einer wunderschönen Frau mit langem blonden Haar, funkelnden Augen und vollen, sinnlichen Lippen entwickelt.
„Sie sind Ruby Shakarian?“, fragte der Prinz, während ein weiterer großer, noch muskulöserer Mann hereinkam und etwa einen Meter hinter ihm stehen blieb.
„Den Nachnamen benutze ich nicht.“ Ruby überlegte, wie viele königliche Würdenträger sie noch abweisen musste, bis diese begriffen, dass sie keine Prinzessin war. „Woher haben Sie ihn?“
„Von Wajid Sulieman. Er hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen. ‚Shakarian‘ ist Ihr Familienname.“
„Ich arbeite und habe jetzt keine Zeit für Sie.“ Doch sie betrachtete ihn weiterhin verstohlen – seine von dichten Wimpern gesäumten faszinierenden Augen, die ausdrucksvollen Brauen, seinen dunklen Teint und den Dreitagebart, der sein markantes Kinn und die sinnlichen Lippen betonte. Er war wirklich atemberaubend attraktiv. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, was sie wütend machte, denn sie hatte noch nie so auf einen Mann reagiert.
„Machst du noch keine Mittagspause?“, erkundigte sich eine Kollegin, die an ihrem Schreibtisch vorbeikam.
Erleichtert ergriff Raja die Gelegenheit. „Wir könnten zusammen essen gehen“, schlug er vor.
Seit er an diesem Morgen in Yorkshire aus seinem Privatjet gestiegen und ihm die kühle Frühlingsluft entgegengeschlagen war, fühlte er sich wie auf einem fremden Planeten. Er war Kleinstädte nicht gewohnt, und in einem einfachen Hotel einzuchecken hatte seine Laune nicht gerade gebessert. Er fror und war nervös, weil man ihm diese Aufgabe auferlegt hatte.
„Wenn Sie mit diesem Wajid zu tun haben, nein, danke.“ Ruby stand auf und nahm ihre Handtasche, um nach Hause zu gehen.
Raja stellte fest, dass sie kleiner war, als er erwartet hatte, und ihm nur bis zur Brust reichte. „Zu tun haben?“, wiederholte er verwirrt.
„Falls Sie über dasselbe Thema sprechen wollen, können Sie es sich sparen. Ich meine … sehe ich etwa wie eine Prinzessin aus?“
„Nein, wie eine Göttin“, sprach er seine Gedanken aus, was er überhaupt nicht von sich kannte. Schnell presste er die Lippen zusammen.
„Wie eine Göttin?“ Ruby, die offenbar genauso schockiert war wie er, lächelte jetzt, und er bemerkte ihre Grübchen. „Das hat mir noch kein Mann gesagt.“
Angesichts ihres strahlenden Lächelns verließen seine Sprachkenntnisse ihn nun vollends. „Mittagessen?“, wiederholte er.
Ruby, die gerade ablehnen wollte, entdeckte in dem Moment Steve, der vor der Tür wartete. Sie wusste, dass man einen Mann am ehesten loswurde, wenn man sich ihm in Begleitung eines anderen zeigte. „Einverstanden“, willigte sie deshalb ein und legte Raja die Hand auf den Arm. „Aber erst muss ich schnell nach Hause und mit meinem Hund Gassi gehen.“
Raja atmete scharf ein, weil er es nicht kannte, dass Fremde ihn berührten. „Ich habe nichts dagegen.“
„Wer ist eigentlich der Typ
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