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Julia Extra 260

Julia Extra 260

Titel: Julia Extra 260 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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Violinistin Miranda Weston hatte ein herrliches Leben geführt – bis zu ihrem Unfall. Danach war es den Leuten peinlich, sie zu sehen. Man sprach nur noch in der dritten Person von ihr, seit sie nicht mehr musizieren konnte.
    Sie war immer eine starke Persönlichkeit gewesen, eine der Voraussetzungen, in der Welt der Interpreten klassischer Musik zu überleben. Doch der Unfall hatte ihr das Selbstbewusstsein genommen. Sie hatte so viel verloren, und es gab nur zwei Möglichkeiten für sie: Entweder blieb sie in London, wo sie jeder kannte, oder sie ging ins Ausland und fing von vorn an.
    Diese Reise hatte sie sich nur leisten können, weil die Tantiemen für ihre erste und einzige CD gerade im richtigen Moment in Form eines Schecks eingetroffen waren. Dreimal hatte sie die vielen Nullen zählen müssen. Wie viele Tonträger hatte sie verkauft?
    Der Tag war der Wendepunkt gewesen. Miranda hatte beschlossen, ins Ausland zu gehen. Einerseits, weil sie ihrer Familie nicht erzählen wollte, wie es wirklich um die Heilungschancen für denArm stand, andererseits, weil sie wieder zu sich selbst finden wollte. Ihre Karriere als Violinistin war beendet, doch irgendeine Beschäftigung in der Musikbranche würde sie schon finden.
    Die kleine griechische Insel Kalmos war so abgelegen, dass Miranda keine Angst haben musste, erkannt zu werden. Das grüne Kleinod im blauen Meer war ideal zur Erholung. Miranda freute sich schon aufs Schwimmen und genoss den wärmenden Sonnenschein. Die Vergangenheit lag hinter ihr. Es gab keinen manipulierenden Manager mehr, der sie nach dem Unfall fallen gelassen hatte, als sie ihm kein Geld mehr einbrachte. Die Zeiten waren vorbei. Jetzt wollte Miranda ihr Leben und ihre berufliche Laufbahn selbst in die Hand nehmen. Zunächst musste sie ihre Ferienwohnung beziehen und einen Job finden. Dann würde sie weitersehen …
    Das Apartment hatte einen Balkon mit Blick auf einen langgestreckten Sandstrand und das unglaublich blaue Meer. Die Farben schienen auf dieser Insel viel intensiver zu sein. Im Reisebüro hatte man ihr Kalmos als die malerischste und am wenigsten überlaufene griechische Insel angepriesen. Die Beschreibung stimmte aufs Wort. Ganz in der Nähe befand sich eine Taverne.
    Miranda hatte nur wenig Kleidung eingepackt. Allerdings befanden sich zwei Bühnenkostüme darunter, falls sie einen Job als Sängerin bekam. Während ihres Studiums an der Musikhochschule hatte sie nebenbei in einer Band gesungen. Viel Geld hatte das nicht eingebracht, aber immerhin die eine oder andere kostenlose Mahlzeit.
    Wenn es als Sängerin nicht klappt, wird sich bestimmt ein anderer Job finden, dachte Miranda optimistisch. Ihre Zwillingsschwester Emily hatte ihren Prinzen kennengelernt, als sie eines Abends als Sängerin eingesprungen war, weil Miranda mit Grippe im Bett gelegen hatte. Alles war möglich!
    Doch am wichtigsten war, auf eigenen Beinen zu stehen. Energisch steckte sie ihr langes schwarzes Haar hoch, schlüpfte in ein T-Shirt, das die jadegrüne Farbe ihrer Augen widerspiegelte, und legte Lipgloss auf, bevor sie nach ihrer Handtasche griff – bereit für das erste Vorstellungsgespräch auf der Insel.
    Draußen wurde sie sofort in goldenes Sonnenlicht gehüllt. Entspannt setzte sie die Sonnenbrille auf und verschob denGriff der Handtasche, die Noten und alles enthielt, was man zum Vorsingen brauchte. Miranda hatte keine Ahnung, was sie erwartete – ein Job als Sängerin oder als Spülhilfe in der Küche. War sie mit T-Shirt, Shorts und Flip-Flops richtig gekleidet? Sie musste über sich selbst lächeln.
    Die Flip-Flops trug sie, weil sie den Strand überqueren musste, um zur Taverne zu gelangen. Ein sonnengebräunter Mann namens Spiros war der Eigentümer des Lokals.
    „Das ist Agalia, meine Frau.“
    „Miranda.“ Sie erwiderte Agalias Lächeln. Die Frau war genauso rund und fröhlich wie ihr Mann. Alles wird gut, dachte Miranda.
    Nach einem kurzen Gespräch bot Spiros ihr an, als Kellnerin, Sängerin und Barfrau zu arbeiten – was sich eben so ergab.
    Als Miranda erklärte, dass sie mit dem verletzten Arm vielleicht nicht zur Kellnerin taugte, tat Spiros das ab. Die Bezahlung war schlecht, doch die Gäste waren unkompliziert, wie Spiros versicherte. Außerdem würde sie als Freundin des Hauses und willkommener Gast auf der Insel betrachtet.
    Die ungezwungene Herzlichkeit des Paares war Balsam für Mirandas Seele. Hier auf Kalmos konnte sie ein neues Leben beginnen. Es kümmerte niemanden,

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