Julia Extra 260
und bot ihr seinen Arm an. „Sollen wir?“
Der Wein hatte ihre Anspannung gelöst. Lächelnd hakte sie sich bei ihm unter. In einträchtigem Schweigen gingen sie zu seinem Auto, bis er alles ruinierte. „Und, schon weitere Dates in Aussicht?“
Maggie stöhnte genervt. „Soll ich dir vielleicht einen Terminplan geben?“
Er drückte ihren Arm. „Verdirb diesen friedlichen Moment nicht mit deiner Gehässigkeit. Ich versuche nur, höflich Konversation zu betreiben.“
„Genau.“ Sie glaubte ihm kein Wort.
„Ich habe mir übrigens überlegt, dir bei der Auswahl zu helfen.“
„Oh, tatsächlich.“
„Ja, du scheinst ja bei der Auswahl bisher nicht so viel Glück gehabt zu haben.“
Irgendwie gefiel ihr diese Idee überhaupt nicht. „Danke, ichbekomme das schon alleine hin.“
„Komm schon, Mary Margaret. Männer haben doch einen ganz anderen Blick dafür. Ich könnte für dich die Spreu vom Weizen trennen.“
„Ich bin nicht auf der Suche nach jemand, mit dem du Samstagabends ein Bier trinken kannst, ich suche jemand für mich.“
„Aber dieser Jemand soll sich doch wohl gut mit deinen Freunden und deiner Familie verstehen, oder täusche ich mich? Und wer sollte das besser beurteilen als jemand wie ich, den deine Familie und Freunde bereits kennen und mögen?“ Sean drückte ihren Arm. „Sag schon, ist da jemand, mit dem du bereits Kontakt hast, den du aber noch nicht kennengelernt hast? Jemand, der vielversprechend klingt?“
Ein bestimmter Name kam ihr sofort in den Sinn. Und für einen Moment wollte sie vorschlagen, das Thema zu wechseln. Aber vielleicht war das die Chance, ihre Freundschaft zu retten.
„Da ist tatsächlich jemand, schätze ich.“
„Großartig. Und, was macht er?“
Maggie runzelte die Stirn, sein Enthusiasmus war ihr nicht geheuer. „Er arbeitet hauptsächlich mit Kindern, aber er spricht nicht besonders viel über seinen Job.“
„Das kann ein gutes Zeichen sein, denn es heißt ja, dass er sich auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren kann. Und sonst?“
„Er ist geschieden; seine beiden Kinder leben bei ihm.“
„Aha. Und was ist mit seiner Exfrau?“
„Keine Ahnung.“
„Aber das musst du herausfinden! Könnte ja sein, dass er sie umgebracht und im Keller versteckt hat. Was aber noch schlimmer wäre: sie ist deswegen kein Thema, weil er noch nicht über sie hinweg ist. Ist sie oft zu Besuch … kommt sie jeden Tag zum Abendessen vorbei?“
Maggie blieb kurz stehen. „Ich bin ziemlich sicher, dass er sie nicht umgebracht hat.“
„Na ja, und man erkennt ja auch eigentlich schon auf dem Foto, ob es sich möglicherweise um einen Serienkiller handelt, oder?“
Ihre Wangen begannen zu brennen. Schnell schaute sie zur Seite und setzte sich wieder in Bewegung.
Sean hielt sie am Arm fest. „Du hast doch wohl ein Foto von ihm gesehen, oder nicht?“
Sie starrte geradeaus, die Lippen zusammengepresst.
Sean lachte laut auf. „Das kann nicht dein Ernst sein! Du chattest ständig mit diesem Typ und weißt nicht, wie er aussieht? Er könnte zwei Köpfe haben oder neunzig Jahre alt sein oder ein pickliger Teenager!“
„So wirkt er aber nicht. Sondern klug, witzig, nachdenklich.“
„Ja, ein kluger, witziger, nachdenklicher, einäugiger 90-jähriger Pirat wahrscheinlich.“
Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. „Siehst du, aus genau diesem Grund spreche ich nicht gern mit dir darüber.“
„Maggie, das kannst du nicht machen. Eine Art Beziehung anfangen, online, wenn du praktisch nichts über diesen Mann weißt. Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du zumindest die grundlegenden Dinge wissen.“
„Was ich weiß, reicht mir bisher.“
Seans Blick war ganz weich. „Versprich mir, dass du dich nicht mit ihm triffst, bevor du nicht mehr über ihn in Erfahrung gebracht hast. Stell ihm mehr Fragen, lass dir ein Foto zeigen.“
Was er sagte, machte Sinn, auch wenn es ihr schwerfiel, das zuzugeben. Schließlich wollte sie nicht, dass sich ihr Romeo als Mogelpackung entpuppte. Sie mochte ihn, freute sich auf ihre „Gespräche“, und bei dem Gedanken an ein Treffen hatte sie sogar Schmetterlinge im Bauch. Und jemand, abgesehen von Sean O’Reilly, dem es gelang, etwas Derartiges bei ihr auszulösen, musste man einfach kennenlernen.
Aber man musste auch die möglichen Gefahren dieses ganzen Internet-Datings und die möglichen Folgen mit einbeziehen. Romeo könnte ja tatsächlich ein Psychopath sein. Die Tatsache, dass Sean sich
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