Julia Extra 360
offenbar ahnte, dass sie in traurigen Erinnerungen schwelgte, hätte Maxie ihm am liebsten ihr Herz ausgeschüttet. Aber dafür standen sie einander nicht nahe genug, hinzu kam die Tatsache, dass sie praktisch Diegos Angestellte war, zumindest vorübergehend. Außerdem hatte er selbst mindestens so viele dunkle Geheimnisse wie sie!
„Wir werden in meinem Apartment wohnen“, erklärte er weiter. „Du wirst deine eigenen Räume haben und kannst kommen und gehen, wann du willst.“
Dabei hatte sie gehofft, er würde ihr höchstpersönlich die Stadt zeigen …
Erschrocken zuckte sie zurück, weil Diego ihr plötzlich mit dem Daumen über die Unterlippe strich. „Nur ein paar Krümel“, murmelte er.
Wie peinlich! „Oh, wahrscheinlich bin ich damit übersät, oder?“
„Keine Ahnung“, gab er heiser zurück. „Ich kann nur deinen Mund sehen.“
Ihr ganzes Gesicht schien zu brennen, so heiß wurde Maxie. Wollte er sie mit Absicht in Verlegenheit bringen? Aber wozu? Sie musste hier einen wichtigen Job erledigen, und er hatte sowohl in Buenos Aires als auch auf seinem Landsitz garantiert zahllose Verehrerinnen, die sehnsüchtig auf seine Rückkehr warteten.
Alle Vorurteile bestätigten sich aufs Neue, als die Limousine an einer Kreuzung hielt und eine Gruppe junger Frauen Diego erkannte. Sofort entstand beim Versuch, seine Begleiterin zu identifizieren, ein mittelschwerer Tumult. Da sie aber eine Unbekannte war, schenkte man ihr nach kurzer Zeit keine Beachtung mehr. Maxie konnte es ihnen nicht verdenken. Im Gegensatz zu ihr sah Diego wie ein Superstar aus: Jeans, ein offenes schneeweißes Hemd und darüber ein dunkles Jackett. Sie war froh, als der Wagen sich wieder in Bewegung setzte.
„Sag ruhig, wie ich dir während deines Aufenthalts hier helfen kann“, bot Diego an.
Sie dachte einen Moment nach. „Ich würde gern einen Eindruck von der Stadt bekommen.“
„Dann werde ich versuchen, dir mehr zu bieten, als du erwartest“, versprach er mit einem rätselhaften Unterton in der Stimme.
Genau davor hatte sie Angst. „Wie darf ich das verstehen?“
„Warte es ab und lass dich überraschen! Erst einmal bringen wir dein Gepäck in mein Apartment. Anschließend fahre ich dich in die City, damit du dir etwas Schickes für heute Abend kaufen kannst.“
„Was ist der Anlass?“
„Rein geschäftlicher Natur, keine Sorge“, antwortete er lachend, und seine Zähne strahlten in seinem gebräunten Gesicht.
Diegos Wohnung befand sich im exklusiven Viertel der Stadt und war einfach nur fabelhaft. Ein Penthouse in einem historischen Gebäude, das seinen einzigartigen Charme schon im Foyer versprühte.
Ein Privatfahrstuhl mit schönen eisernen Verzierungen an den Seitenwänden und der Tür brachte sie hinauf, wo sie ein weiterer geräumiger Vorraum empfing, dessen hohe Kuppeldecke genauso gut zum Vatikan gepasst hätte. Eine riesige Doppeltür wurde direkt vor ihnen von einer strahlenden Frau mittleren Alters aufgestoßen.
„Meine Haushälterin Adriana“, stellte Diego vor.
Adriana ging voraus, und Maxie betrat hinter ihr staunend einen modernen lichtdurchfluteten Wohnbereich, der mit Designermöbeln und den neuesten Hightechgeräten ausgestattet war.
Typisch Diego, dachte Maxie, während sie sich gründlich umsah. Moderne Kunstwerke zierten die weiß verputzten Wände, und durch die gläserne Außenwand im Wohnzimmer hatte man einen wunderbaren Blick auf die alten und neuen Bauwerke von Buenos Aires.
„Beeindruckend“, murmelte sie.
„Für mich ist es meine Heimat.“
„Du bist ein glücklicher Mann“, erwiderte sie. Hier gab es alles, was sich ein steinreicher Junggeselle nur wünschen konnte, inklusive der tüchtigen Haushaltshilfe, die ein Dienstbotenzimmer im hinteren Bereich des Apartments bewohnte.
„Adriana zeigt dir dein Zimmer“, verkündete Diego. „Fühl dich ganz wie zu Hause, Maxie.“
Es hätte weit mehr als eines Kurzbesuches bedurft, um sich in einem Penthouse wie diesem heimisch zu fühlen. Stumm ließ sie sich zum Gästezimmer bringen und bewunderte unterwegs die Schwarz-Weiß-Skizzen von stilisierten Poloponys, die im langen Flur hingen.
Gästezimmer war stark untertrieben. Es handelte sich viel eher um eine kleine Extrasuite mit begehbarem Schrank, Vollbad und kleinem Wohnbereich neben dem eigentlichen Schlafzimmer.
„Hast du alles, was du brauchst?“
Erschrocken wirbelte sie zu Diego herum. „Klar! Machst du Witze? Es ist der pure Luxus.“
„Gut. Richte dich
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