Julia Extra 360
Er wollte es ihr noch vor dem Spiel beichten, um es endlich hinter sich zu haben. Aber als er sie mit Holly im Arm entdeckte, und beide Frauen ihm ausgelassen zuwinkten, verwarf er diesen Plan wieder. Er durfte Maxies großen Tag nicht kaputt machen. Schließlich war sie heute für ihn da, um ihm beim wichtigsten Spiel seines Lebens beizustehen.
Es musste reichen, später offen mit ihr zu reden. Sie hatten einiges zu klären, damit ihre Beziehung eine Chance hatte. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht, und die Trauer um Oresto löste sich allmählich auf.
Dios! Das gegnerische Team war nicht leicht zu knacken. Diego spornte sein Pony zu einem noch schnelleren Galopp an. Besonders Nero Caracas und der amerikanische Neuzugang Luke Forster beherrschten das Spiel. Ihre Pferde hätten genauso gut Flügel haben können, und sie schafften in Sekundenschnelle eine Einhundertachtzig-Grad-Wendung.
Außerdem wollte Nero seine frisch Angetraute beeindrucken, daran bestand kein Zweifel. Aber auch ich habe einen guten Grund, mein Bestes zu geben, dachte Diego mit einem Blick auf die Zuschauertribüne.
Ich kann nicht! schoss es Maxie durch den Kopf. Aber sie musste!
„Natürlich reise ich sofort ab“, sagte sie in ihr Handy und legte auf. Zum Glück stand der Familienjet aufgetankt auf dem privaten Rollfeld, damit er besonderen Gästen im Notfall zur Verfügung gestellt werden konnte. Das kam Maxie nun gelegen.
„Stimmt etwas nicht?“, erkundigte Lucia sich, die den letzten Satz des Gesprächs mitbekommen hatte.
„Ich muss sofort weg“, murmelte Maxie und schickte dem Piloten eine SMS, damit er auf sie wartete.
„Das kannst du nicht machen!“ Entsetzt packte Lucia ihren Arm. „Diego braucht dich hier. Sie verlieren ihr Match, und vielleicht riskiert er damit auch seine internationale Karriere. Da kannst du ihn doch nicht im Stich lassen!“
Maxie beobachtete, wie sich das Gesicht ihrer neuen Freundin vor Wut verzerrte.
„Ich kann nicht fassen, dass du ihm das antust.“ Lucias Stimme wurde eiskalt.
Aber Maxie musste abfahren, daran ließ sich nicht rütteln. Der Zustand ihres Vaters hatte sich dramatisch verschlechtert. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, schnüffelte ihm offenbar noch ein Privatdetektiv hinterher.
„Lucia, es geht wirklich nicht anders. Bitte sag Diego, dass ich ihn liebe!“
„Maxie, ich verstehe dich nicht.“ Die Wärme war aus den Augen der Argentinierin gewichen, und Maxie tat es fast körperlich weh, Diegos Familie verlassen zu müssen.
„Ich würde nicht verschwinden, wenn es nicht unbedingt sein müsste.“ Mehr wollte sie nicht verraten.
Es dauerte eine Weile, bis Lucia schließlich seufzend die verkrampften Schultern fallen ließ. „Brauchst du Hilfe?“, fragte sie leise.
Jetzt musste Maxie mit den Tränen kämpfen. Diese versöhnliche Geste war so typisch für die temperamentvollen Mitglieder der Familie Acosta. Das hatte sie in den vergangenen Tagen häufiger feststellen können.
„Leider muss ich diese Angelegenheit ganz allein regeln, obwohl ich wünschte, es wäre anders.“
Nach der ersten Halbzeit sah es für die Acostas nicht gut aus. Es stand zehn zu zwei, und in der Pause, als Diego gerade auf sein nächstes Pony wartete, meldete sich auch noch der von ihm engagierte Privatdetektiv.
Diego konnte es kaum fassen: Maxie war tatsächlich Peter Parrishs Tochter! Der Ermittler vertrat aber die Ansicht, dass sie aufgrund ihres Alters sicherlich nicht aktiv in die Betrügereien involviert gewesen war.
„Sag Bescheid, dass die zweite Halbzeit später anfängt!“, rief er seinem Stallburschen zu und machte eine ungeduldige Handbewegung. „Sie sollen auf mich warten!“
Warum hatte sie es ihm nicht erzählt?
Hass und Misstrauen machten sich in ihm breit. Er hatte Maxie mit seinen engsten Familienmitgliedern zusammengebracht – er hatte ihr vertraut.
„Diego!“
Beinahe hätte er sie umgerannt. Nun stand er breitbeinig vor ihr und brachte kein einziges Wort über die Lippen.
„Diego, was hast du denn? Hast du Lucia schon getroffen? Hat sie dir erzählt, dass ich abreise?“
„Du willst abreisen?“ Sein Handy klingelte, doch er ignorierte den Anruf. „Das wusste ich nicht“, sagte er eisig. „Eigentlich wollte ich mit dir sprechen, aber jetzt haust du mitten im Spiel ab? Wo willst du hin?“
„Nach England. Ich muss … Ich habe nicht gewollt, dass alles so kommt.“
„Wie hätte es denn kommen sollen? Wolltest du dich
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