Julia Extra 360
hoffnungslos romantisch sie gewesen war. Sie hatte sich tatsächlich eingebildet, er würde sie lieben, dabei hatte sie lediglich genau in sein Raster einer idealen Ehefrau gepasst. Mit Liebe hatte das nie zu tun gehabt.
„Gib mir deine Hand“, forderte er sie auf.
Gisele drehte sich steif um. „Ich nehme an, du wirst mir nicht noch einmal einen Antrag machen, oder?“
Seine Augen glühten, als er ihre Hand fasste. „Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mich dann aber dagegen entschieden.“
„Warum? Befürchtest du, ich könnte annehmen?“
Er steckte den Ring an ihren Finger, hielt ihre Hand fest und sah ihr in die Augen. „Das Problem ist wohl eher, dass du ablehnen könntest.“
„Probier’s aus und lass dich überraschen“, meinte sie provozierend.
Er lachte leise. „Du würdest Ja sagen, wenn der Preis stimmt.“ Er zog ihre Hand an seine Lippen und setzte einen Kuss in ihre Handfläche.
In ihrem Magen flatterte es wild auf. Unmerklich schluckte sie, als er mit dem Mund zu ihrem Handgelenk wanderte. Sie schloss die Augen und überließ sich für einen Moment der Magie seiner Liebkosung. „Hör auf“, murmelte sie und meinte es nicht ernst.
Seine Zungenspitze schnellte über die Stelle, an der ihr Puls hämmerte. Lust durchzuckte sie. Gisele unterdrückte ein Seufzen, entschlossen, ihm nicht zu zeigen, wie stark er auf sie wirkte. Ihre Knie wollten nachgeben, sie war sicher, jeden Moment zu seinen Füßen hinabzusinken. Wo war ihr Wille, wo ihr fester Vorsatz geblieben? Wo die Wut, wenn sie sie am nötigsten brauchte?
„Du schmeckst wie der Sommer. Nach Geißblatt und Frangipani“, murmelte er und knabberte an ihrer Haut.
Gisele erschauerte. Ihre Brustwarzen richteten sich auf, Verlangen züngelte in ihrem Schoß. Wie sollte sie ihm widerstehen können? Es war die pure Folter, ihm so nahe zu sein und nicht zu tun, was sie tun wollte. „Ich muss duschen …“, versuchte sie abzulenken.
„Lass uns zusammen duschen.“
Bilder stürzten auf sie ein, Bilder, gegen die sie ankämpfte. Erinnerungen… wie sie zusammen unter dem prasselnden heißen Wasserstrahl standen und sich gegenseitig mit Händen und Lippen erregten. Ihre Haut begann zu brennen. „Lieber nicht.“ Sie versuchte, sich ihm zu entziehen.
Er hielt ihren Blick gefangen. „Wir beide wissen, dass es nicht lange dauern wird, bevor du deine Meinung änderst, cara. “
„Lass. Mich. Los.“ Sie spie jedes Wort einzeln aus.
Er zog sie an sich, drückte einen harten Kuss auf ihre Lippen. „Ruh dich eine Weile aus. Wir sehen uns dann beim Dinner.“
Gisele fühlte sich aufgewühlt, und ihr war schwindlig, als er von ihr abließ. Und seltsam leer, weil seine Hände sie nicht mehr hielten. Dieser kurze Kuss hatte ihr Appetit auf mehr gemacht. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich über die Lippen, schmeckte dort seinen Geschmack. Ihr war nicht klar, dass sie reglos dastand, bis das leise Klicken der Tür sie aus ihrer Benommenheit riss.
Emilio hatte den Raum verlassen.
Gisele hatte sich die ganze Zeit davor gefürchtet, welche Erinnerungen es wachrufen würde, wenn sie Emilios Schlafzimmer wieder betrat. Doch als sie die Tür aufstieß, bot sich ihr ein unerwarteter Anblick. Die Einrichtung war völlig neu. Sie fragte sich, ob er alles verändert hatte, um jede Erinnerung an sie auszumerzen.
Alles war in Schwarz und Gold gehalten, in dem dicken Teppich versanken die Füße fast bis zu den Knöcheln. Im angrenzenden Bad setzten sich die Farben fort, mit viel schwarzem Marmor und goldenen Armaturen. Es war das Bild purer Dekadenz. Die perfekte Verführungsszenerie, dachte sie, als sie ins Schlafzimmer zurückkam und die hohen Balkontüren öffnete, die zum Garten hinauszeigten. Immerhin sah der Garten hinter dem Haus noch aus wie früher, Lavendel und Rosen blühten, die Hecken waren akkurat geschnitten. Auch hier stand ein Springbrunnen, noch größer als der vor dem Haus. Wie oft hatte Gisele früher in Emilios Armen gelegen und von der Zukunft geträumt, bis sie zum beruhigenden Plätschern des Wassers eingeschlafen war.
Sie riss sich aus den Erinnerungen, zog die Türen wieder zu und drehte den Schlüssel im Schloss – als Ermahnung, dass die Vergangenheit endgültig vorüber war.
Sie ging zu einem Schlafzimmer weiter hinten im Gang. Helle Beigetöne und viel Weiß dominierten den Raum, große Fenster zeigten auf den Garten hinaus. Hier packte sie ihren Koffer aus und hängte ihre Sachen in den Schrank. Lilys Decke und
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