Julia Extra 360
Skandal sämtliche Medien gefüllt hatte. Unter dem Blitzlichtgewitter zuckte sie zusammen, ihr Puls raste, als könnte sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.
Während des Fluges hatte sie vorgegeben zu schlafen. Das war ihr lieber gewesen, als höfliche Konversation mit Emilio machen zu müssen. Sie war müde, und ihr war übel, sie hatte gar nicht die Kraft, um auf die Fragen zu reagieren, die wie Maschinengewehrfeuer auf sie eintrommelten. Schon damals, während der Zeit mit Emilio, war das Medieninteresse für sie schwer zu ertragen gewesen … die ständigen Berichte über ihre Garderobe, ihre Frisur, ob sie lächelte oder die Stirn runzelte. Emilio hatte es lachend abgetan, doch ihr hatte der Mangel an Privatsphäre zugesetzt, auch wenn sie es meist gut kaschierte.
Emilio legte jetzt beschützend den Arm um sie und forderte die Reporter auf, Gisele Raum zu lassen. Hätten sie nicht diesen unschönen Wortwechsel im Hotel gehabt, könnte Gisele fast glauben, dass ihm ihr Wohlergehen tatsächlich mehr am Herzen lag als sein Ruf.
„Signor Andreoni, werden Sie und Signorina Carter jetzt so schnell wie möglich heiraten?“
„Wir genießen erst einmal unsere gemeinsame Zeit, bevor wir langfristig planen“, beantwortete er diese Frage.
„Signorina Carter“, der Reporter hielt Gisele das Mikrofon vor den Mund, „wie ist es für Sie, wieder mit Signor Andreoni zusammen zu sein?“
Fast wäre sie über die Antwort gestolpert. „Ich … ich bin sehr glücklich …“
„Es ist zwei Jahre her seit Ihrer aufsehenerregenden Trennung“, fuhr der Reporter fort. „Sie müssen doch sehr erleichtert sein, dass die Wahrheit über das Sex-Video endlich ans Tageslicht gekommen ist, oder?“
Was sollte Gisele darauf antworten? Sienna hatte sich mit Details zurückgehalten, hatte nur gemeint, die Presse hätte die ganze Sache unnötig aufgebauscht. Gisele vermutete, dass die schmähliche Angelegenheit ihre Schwester zutiefst aufgewühlt hatte, auch wenn Sienna sich den Anschein von Gleichgültigkeit gab. „Ich bin froh, dass ich meine Schwester gefunden habe. So ist etwas Gutes und Schönes aus dieser schwierigen Zeit hervorgegangen.“
„Wird Ihre Zwillingsschwester zu Ihnen nach Italien kommen, wenn Sie jetzt hier leben?“
„Ich habe nicht vor …“
Emilio fiel ihr ins Wort. „Wir beide freuen uns darauf, mehr Zeit mit Sienna Baker zu verbringen. Jetzt werden Sie uns entschuldigen müssen …“
Die Journalisten folgten ihnen mit Fragen und Zurufen, bis sie in der bereitstehenden Limousine saßen.
„Denk daran, was ich von deinem Verhalten in der Öffentlichkeit erwarte“, warnte Emilio.
Gisele sah den Blick des Chauffeurs im Rückspiegel. Eine Glasscheibe trennte den vorderen vom hinteren Wagenteil, aber Privatsphäre konnte man das wohl nicht nennen. Also zwang sie sich, so lässig wie möglich neben Emilio zu sitzen, auch wenn sie liebend gern die Tür aufgestoßen hätte und hinausgerannt wäre. Sie drehte das Gesicht zum Fenster und konzentrierte sich auf die vorbeifliegende Szenerie der Ewigen Stadt.
„Ich habe übrigens eine neue Haushälterin – Marietta“, brach Emilio schließlich das Schweigen.
Mit gerunzelter Stirn drehte sie ihm das Gesicht zu. „Was ist aus Concetta geworden?“
„Am nächsten Tag, nachdem du weg warst, habe ich sie entlassen.“
„Hast du nicht immer gesagt, sie sei die beste Haushälterin, die man sich vorstellen kann?“
„Ja. Aber sie überschritt ihre Grenzen, als sie mich einen Narren nannte, weil ich dich hinausgeworfen habe. Ich habe sie fristlos gefeuert.“
„Ein Punkt für Concetta!“ Gisele biss sich von innen auf die Wange. „Und du hast sie nicht gebeten, zusammen mit mir zurückzukommen?“
Er zog düster die Brauen zusammen. „Sie würde nicht zurückkommen.“
Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Vielleicht doch … für zwei Millionen.“
Ein Muskel begann in seiner Wange zu zucken, bevor er wortlos den Kopf zum Fenster drehte.
Der Wagen hielt schließlich vor Emilios Villa in der exklusiven Wohngegend um die Villa Borghese an. Gisele verspürte einen heftigen Stich, als Emilio ihr beim Aussteigen half. Damals war sie völlig hingerissen von dem fantastischen Gebäude gewesen, und selbst heute ging es ihr nicht anders. Eine kreisförmige Auffahrt, gesäumt von gepflegten Blumenrabatten und niedrigen Hecken, in deren Mitte ein beeindruckender Springbrunnen plätscherte, lag vor dem dreistöckigen Haus – Symbol dafür,
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