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Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
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„Es passt zu deinem Ring.“
    Stirnrunzelnd schaute sie auf das Collier. „Du solltest nicht so viel Geld für mich ausgeben.“
    „Darf ich meine Verlobte nicht verwöhnen?“
    Vorsichtig strich sie über die Saphire und Diamanten. „Ich bin nicht wirklich deine Verlobte. Es ist nur eine Rolle, die ich für die Presse spiele.“
    „Warum lassen wir es nicht Wahrheit werden?“
    Etwas flackerte in ihren blaugrauen Augen auf, bevor sie sich umdrehte, damit er ihr die Kette anlegen konnte. „Du wünschst dir die alte Gisele zurück, aber die gibt es nicht mehr, ganz gleich wie viel Geld du ausgibst.“
    Emilio ließ die Hände auf ihren Schultern liegen und atmete ihren berauschenden Duft ein. Und er fühlte ihr leichtes Beben. Es befriedigte ihn, dass er noch immer diese Wirkung auf sie hatte. „Stört dich die Sache mit dem Geld? Ich meine, dass ich dafür bezahle, dich wieder in meinem Leben zu haben?“
    Nachdenklich sah sie ihn an. „Das Geld ist nicht der wirkliche Grund.“
    „Sondern?“
    Sie hielt den Blick starr auf seine Smokingfliege gerichtet. „Du willst alles wieder so haben, wie es früher war. Aber das Leben hat keinen Resetknopf. Dinge ändern sich, Menschen ändern sich … Ich habe mich geändert.“
    Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, während er sie musterte. Es stimmte, was sie sagte – sie hatte sich verändert. Sie aß kaum noch. Sie schlief kaum noch. Sie war blass und dünn geworden. Er war es gewesen, der sie verändert hatte. Wie konnte er das wieder umkehren? Es sollte einfach verschwinden. Sie mussten von vorn anfangen, ohne sich in die Vergangenheit zu verbeißen. Er vor allen anderen sollte das wissen. Nach vorn schauen war die einzige Möglichkeit, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Er war der lebende Beweis dafür. Vielleicht würde Gisele das heute Abend erkennen.
    Er hob ihr Kinn leicht an. „Fangen wir einfach neu an und sehen wir, wie weit wir kommen, einverstanden? Finden wir heraus, was noch zwischen uns ist, anstatt daran zu denken, was wir einst hatten.“
    Schatten huschten über ihre Augen, aber sie lächelte. „Einverstanden“, erwiderte sie, schob ihre Hand in seine und ging mit ihm zum Wagen.
    Erst als sie in dem Luxushotel ankamen, wurde Gisele klar, dass es sich keineswegs um ein Treffen mit anderen Architekten oder reichen Klienten handelte, wie sie angenommen hatte, sondern um eine Spendengala für obdachlose Kinder und Jugendliche. Und Emilio war der Schirmherr der Organisation, die er im Laufe des letzten Jahres immer weiter ausgebaut hatte. Es gab Auffangzentren, in denen Jugendliche eine warme Mahlzeit, eine Dusche und ein Bett erhielten. Die Organisation bot auch Schulkurse und freiwillige Aktivitäten an, um die Kinder von der Straße zu holen. Des Weiteren gehörten Beratungsstellen und Rehazentren dazu, in denen Jugendliche Hilfe fanden, die Alkohol- oder Drogenprobleme hatten.
    Gisele sprach mit mehreren jungen Leuten, die mithilfe der Organisation den Absprung von der schiefen Bahn geschafft hatten. Viele erzählten ihr die persönlichen Geschichten, wie sie überhaupt zu Straßenkindern geworden waren – unfassbar traurige, ergreifende Geschichten über Vernachlässigung und Missbrauch. Geschichten, die Gisele daran erinnerten, wie wenig sie eigentlich über Emilios Hintergrund wusste.
    Über seine Vergangenheit hatte er ihr kaum etwas erzählt. Sie fragte sich, ob sie ihn überhaupt je gekannt hatte. War er so aufgewachsen wie diese jungen Leute hier? Warum sonst hätte er eine solche Organisation gründen sollen? Welche Schrecken musste er erlebt haben? Und wie hatte er das alles überlebt? Wie hatte er es geschafft, trotz dieser schlimmen Voraussetzungen zu dem erfolgreichen Mann zu werden, der er heute war?
    Und was war der Auslöser gewesen, dass er seine Energie und seine Mittel im letzten Jahr für ein solch großes Projekt eingesetzt hatte? Schon damals war Gisele aufgefallen, dass er das Thema „Vergangenheit“ immer gemieden hatte, so, als wollte er nichts mehr damit zu tun haben, als wollte er nicht daran erinnert werden. Doch diese Organisation hier … das zeugte von tiefer Anteilnahme für jene, die es nicht so gut getroffen hatten wie er. Und es war ein so ganz anderes Bild als das des skrupellosen Geschäftsmannes, das er der Welt zeigte. Hier setzte er seinen Reichtum nicht ein, um zu zeigen, wie weit nach oben er es geschafft hatte, sondern er stieg die Leiter wieder hinab, um anderen die

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