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Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
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nicht wagen.“ Cass ärgerte sich, dass sie die Fassung verloren hatte, wenn auch nur für einen kurzen Moment.
    Vielleicht hatte Pen ja recht gehabt. Vielleicht war sie wirklich auf dem besten Wege, eine verknöcherte Jungfer zu werden.
    „Natürlich nicht. Warum sollte ich?“ Scheinbar hatte er im gleichen Moment auch an Pen denken müssen, denn er sagte: „Deine Schwester behauptete immer, du hättest vor nichts Angst, und Sorgen würdest du dir noch weniger machen.“
    Cass schloss kurz die Augen. Sie konnte sich genau vorstellen, wie ihre Schwester diese Worte sagte. Aber es stimmte nicht. Pen musste doch gewusst haben, dass sie sich um sie Sorgen machte.
    Drayton Carlisle musterte ihr Gesicht. Endlich. Endlich war so etwas wie Schmerz auf diesem schönen Gesicht zu sehen. Er hatte danach verlangt, es zu sehen, hatte sich danach gesehnt, zu sehen, ob das Mädchen, das er einmal kurz gekannt hatte, das Mädchen, das fühlen und lachen und lieben konnte, wirklich existiert hatte.
    „Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen“, begann er, als Cass zitternd die Hand an den Mund legte, um nicht in Tränen auszubrechen. „Außerdem ist es auch gar nicht …“
    „Es ist doch völlig egal!“ Der Schock traf sie jetzt mit voller Wucht. Pen war tot. Pen würde nie wieder zurückkommen, nie wieder ihr Leben durcheinanderbringen, nie wieder ihre Nerven aufreiben, sie nie wieder mit ihrer bezaubernden Art zum Lachen bringen. Und niemand hatte gewusst, wie verletzlich Pen in Wirklichkeit gewesen war.
    Die Tränen brannten in ihren Augen, ihre Kehle war rau. „Ich muss jetzt …“ Sie brachte kein Wort mehr hervor, sie trat zurück und wollte sich zurückziehen. Drayton fasste sie am Arm.
    „Cass, es tut mir leid. Du hast recht, ich bin ein Widerling.“
    „Das ist jetzt egal, wirklich. Alles ist egal“, murmelte sie schwach. Sie schloss die Augen, aber die Tränen rollten ihr trotzdem über die Wangen.
    Sie hörte den leisen Fluch, den er ausstieß, dann fühlte sie, wie er sie in seine Arme zog. Sie wehrte sich, versuchte, ihn fortzustoßen, trommelte sogar mit den Fäusten auf ihn ein, aber er ließ sich nicht beirren. Immer noch versuchte sie, sich von ihm loszumachen, doch dann schien plötzlich alle Kraft aus ihr zu weichen, und sie war nur noch ein heulendes Häuflein Elend in seinen Armen.
    Sie weinte endlos, ihre Finger in die Aufschläge seines Jacketts verkrallt, und er hielt sie fest und ließ sie weinen. Es schien so natürlich zu sein. Aber als sie keine Tränen mehr hatte, wurde ihr bewusst, von wessen Armen sie sich da trösten ließ.
    Es war nicht das erste Mal, dass diese Arme sie hielten.
    Sie hob den Kopf. „Es geht schon wieder.“
    „Gut.“ Er sah auf sie herunter, doch sie weigerte sich, ihn anzusehen.
    „Bitte geh jetzt. Ich muss ein paar Anrufe machen, ein paar Leute informieren …“
    „Das kann ich tun“, bot er an.
    „Nein!“ Dann mäßigte sie ihren Ton. „Nein, danke, das ist nicht nötig.“
    „Na schön.“ Er betrachtete sie eine Weile. „Sieh mal, es tut mir wirklich leid …“
    „Ist schon in Ordnung“, unterbrach sie ihn. „Pen sagt … sagte“, verbesserte sie sich, „mir schlimmere Sachen ins Gesicht. Und was die Beerdigung angeht …“
    „Wenn Tom nichts dagegen einzuwenden hat, werden wir eine öffentliche Todesanzeige ausschreiben.“
    „Ja, natürlich, er sollte das entscheiden. Aber was ich sagen wollte: Ich kann nicht zu der Beerdigung kommen.“
    Er war völlig verdutzt. „Wie bitte?“
    Sie konnte unmöglich am Grab ihrer Schwester stehen. Auch wenn die Dinge zwischen ihnen nicht immer zum Besten gestanden hatten – sie würde es nicht ertragen können. „Ich habe die ganze Woche Dienst“, brachte sie als Ausflucht vor.
    Drayton starrte sie an, als sei sie verrückt geworden. „Ich bin sicher, dass der Supermarkt auch einen Tag ohne dich geöffnet bleiben kann.“
    Jetzt war es an Cass, ihn anzustarren. Und dann wurde ihr etwas klar: Pen hatte nie, mit keinem Ton, erwähnt, dass sie eine andere berufliche Laufbahn eingeschlagen hatte. Aber warum nur?
    „Ich werde nicht hingehen“, sagte sie jetzt energisch.
    Drayton schüttelte den Kopf. Dieser Cass Barker hatte er nichts Tröstendes zu sagen, sie war nicht zu vergleichen mit der, die er vor wenigen Momenten im Arm gehalten hatte. „Ich verstehe dich nicht. Aber eigentlich habe ich dich nie verstanden.“
    „Hast du es je versucht?“
    Die Worte waren ihr herausgeschlüpft, bevor

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