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Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
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können, als sie sich einmal in London trafen, nachdem Pen einen Einkaufsbummel absolviert hatte. Die Preisschilder an den Designermodellen und -schuhen trieben Cass fast die Tränen in die Augen, vor allem wenn sie an das stetig größer werdende Minus auf ihrem Konto dachte, obwohl sie neben dem Studium noch in einer Pizzeria kellnerte. Man hatte Tom also wohl doch nicht die Unterstützung gekürzt …
    Das unablässige Klingeln des Telefons riss sie in die Gegenwart zurück. Cass konnte sich denken, wer da anrief. Und dieses Mal war sie vorbereitet, als sie den Hörer abhob. Der Ausflug in die Vergangenheit hatte sie gestählt.
    „Drayton hier“, meldete er sich knapp.
    Sie antwortete noch knapper. „Ja?“
    „Die Beerdigung findet am Donnerstag statt“, teilte er ihr mit. „Tom hat bestätigt, dass deine Schwester eingeäschert werden wollte.“
    „Aha.“
    „Wirst du kommen?“, fragte er gepresst.
    Hätte er auf ihr Erscheinen bestanden, hätte sie wahrscheinlich abgelehnt, doch seit letzter Nacht hatten Schuldgefühle und Selbstvorwürfe ihre Arbeit getan.
    „Ja“, erwiderte sie nur.
    „Gut.“
    „Wie verkraftet Tom es?“ Diesmal war ihr Mitgefühl echt.
    „Er ist ziemlich durcheinander.“
    Eine solch ehrliche Antwort hatte sie von ihm nicht erwartet. Sie wollte nach dem Baby fragen, hielt sich aber zurück.
    „Er wartet darauf, dich endlich zu sehen“, fuhr er fort. „Wenn du nach der Beisetzung noch etwas bei uns bleiben könntest, wäre ich dir …“, er räusperte sich, „… dankbar.“
    Sie runzelte die Stirn. Es war ihm schwergefallen. Sicher, er tat es für Tom. Aber warum? „Tut mir leid, aber ich habe am Abend Dienst.“
    „Ich verstehe. Tom hat mir erzählt, dass du jetzt im Krankenhaus als Pflegehilfe arbeitest.“
    Pflegehilfe? Sechs Jahre Büffelei und Plackerei mit einem Wort zunichtegemacht. Vielen Dank auch, Pen! „So was in der Art, ja.“ Erklärungen würden alles nur viel langwieriger machen.
    „In welchem Krankenhaus?“
    „Warum fragst du?“ Zweifelte er etwa daran, dass sie überhaupt in einem Krankenhaus arbeitete?
    „Ich könnte dich nach der Beisetzung hinfahren“, führte er aus. „Dann bliebe dir mehr Zeit, und du könntest mit Tom reden.“
    Wenn Tom so dringend mit ihr reden wollte, warum hatte er sich dann nie gemeldet? Und warum spielte der große Bruder den Vermittler, wenn ihm diese Rolle offenbar so schwerfiel? „Ich weiß nicht recht.“ Die Erinnerungen an North Dean Hall, den Familiensitz der Carlisles, waren nicht gerade angenehm. „Ich darf nicht zu spät kommen.“
    „Ich glaube kaum, dass man dir Vorhaltungen machen wird, wenn du am Beerdigungstag deiner Schwester ein paar Minuten zu spät kommst, oder?“ fragte er gepresst.
    Aber sie hatte nicht vor, die Beerdigung zu erwähnen. Sie würde ihre Trauer nicht vor den Augen der Welt breittreten. „Da irrst du dich.“ Sie dachte an Hunter-Davies, den Chefarzt. Er war der Typ Mensch, der weder eine Entschuldigung, gleich welcher Art, annahm noch Fehler tolerierte. „Mein Chef sieht das anders. Und da mein Vertrag bald ausläuft, bin ich auf gute Referenzen angewiesen.“
    „Vertrag?“, wiederholte er misstrauisch. „Was genau tust du eigentlich in dem Krankenhaus?“
    „Ich bin Ärztin.“
    Eigentlich hatte sie jetzt erwartet, dass er zumindest etwas beeindruckt sein würde. Doch er hielt ihre Antwort offensichtlich für eine sarkastische Bemerkung. „Ach nein, wirklich?“, fragte er ironisch.
    War das denn so unvorstellbar? Sie merkte, wie sie wütend wurde.
    „Ich werde dich schon rechtzeitig hinbringen“, fuhr er fort. „Ich werde dir auch einen Wagen schicken, der dich abholt.“
    „Das ist nicht nötig“, erwiderte sie eisig. „Ich sagte, dass ich kommen werde.“
    „Das habe ich auch nicht angezweifelt. Ich wollte dir nur die öffentlichen Verkehrsmittel ersparen.“
    Natürlich könnte sie seine Worte für bare Münze nehmen. Aber Drayton Carlisle tat nie etwas, ohne eine Absicht damit zu verfolgen. „Danke, aber ich habe es bisher immer mit dem Zug geschafft. Die Hälfte der Menschheit ist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen und benutzt sie.“
    Er tat erstaunt. „Nein, was du nicht sagst! Wie mag dann wohl die andere Hälfte leben?“ Sein Sarkasmus traf sie nicht. „Wäre es denn erlaubt, dich vom Bahnhof abholen zu lassen?“
    „Wird es dir langsam zu viel, Dray?“
    „Was?“
    „Nett zu mir zu sein.“
    Nach einem Moment des erstaunten Schweigens

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