Julia Extra Band 0193
geglaubt. Aber es ist wahr, oder?“
„Mit Sicherheit weiß ich es nicht.“
„Oh doch, du weißt es.“ Seine blauen Augen wurden dunkel vor Zorn. „Vielleicht habt ihr euch nicht sehr nahegestanden, aber ich weiß, dass ihr euch immer sehr freizügig von euren Abenteuern berichtet habt.“
Cass sperrte empört den Mund auf. Gut, Pen hatte so manches Mal die Grenzen der Diskretion überschritten, aber sie hatte immer versucht, es zu unterbinden. Für sie waren solche Dinge absolut privat.
„Du brauchst gar nicht so unschuldig dreinzuschauen“, knurrte er. „Sie selbst hat es mir gesagt. Sie hat immer darüber gescherzt, wie viel Spaß ihr dabei hattet, Vergleiche anzustellen und Noten zu verteilen.“ Ein verächtliches Lächeln umspielte seinen Mund. „Nach welchen Kriterien habt ihr denn geurteilt? Durchhaltevermögen? Technik? Oder Anzahl der bereiteten Orgas…“
„Sag es nicht!“ Cass, die bisher entgeistert geschwiegen hatte, schrie auf. „Das denkst du dir nur alles aus!“
„So?“ Er lachte hohl. „Pen hat mir auch erzählt, was für ein aufregendes Leben du hast und wie sehr du beschäftigt bist.“
Warum sollte Pen solche Lügen über sie verbreiten? Cass glaubte ihm kein Wort. „Pen würde nie so etwas behaupten!“
„Warum regst du dich so auf? Aber nein, du tust so etwas natürlich nicht, nicht wahr?“ Er legte eine Hand an ihren Rücken und zog sie mit einem Ruck an sich heran. „Das mit dem Vergleichen und der Notenvergabe, meine ich.“
„So war es auch nie zwischen uns, nicht bei dir und mir!“ Empörung, Zorn und das Gefühl von Hilflosigkeit hatten ihr das Blut in die Wangen getrieben.
„Damals glaubte ich das auch“, presste er verächtlich hervor. „Aber das muss wohl an einer momentanen Geistesverwirrung gelegen haben. Zum Glück hat deine Schwester mir den Kopf zurechtgerückt.“
Jedes einzelne Wort versetzte ihr einen Stich. „Diesen Unsinn höre ich mir nicht länger an!“, schrie sie, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen.
„Oh doch, du wirst es dir anhören.“ Er zog sie grob noch enger an sich heran. „Du wirst so lange zuhören, bis ich sage, dass es genug ist.“
„Einen Teufel werde ich tun!“ Sie wehrte sich mit aller Kraft und trat ihm kräftig vors Schienbein.
Er stöhnte auf, mehr aus Überraschung als aus Schmerz, aber Cass bekam keine Chance, um einen solchen Angriff zu wiederholen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen fand sie sich mit dem Rücken an einen Baumstamm gedrückt wieder.
„Lass mich endlich los!“, fauchte sie, und ihre grünen Augen funkelten wild. Vergeblich versuchte sie, erneut einen Treffer gegen sein Schienbein zu landen.
Dray hielt sie fest, bis ihr die Energie ausging und sie sich darauf verlegte, mit wütend zusammengepressten Lippen an ihm vorbei in die Luft zu starren. Er hatte nicht vorgehabt, dieses Treffen zu einer solchen Konfrontation ausarten zu lassen, nur hatte er vergessen, wie leicht sie zu reizen war.
Aber dafür erinnerte er sich an alles andere, jetzt, da sie ihm so nahe war und ihre Brüste sich an seiner Brust heftig hoben und senkten, ihr Atem sein Gesicht streifte, der Duft ihres Haares ihm in der Nase brannte. Er erinnerte sich viel zu deutlich daran, wie es war, als sie sich geliebt hatten, wie perfekt ihre Körper sich ergänzt hatten, wie sehr er sie begehrt hatte. Aber er erinnerte sich auch daran, was für ein blauäugiger Trottel er gewesen war. Er hatte an Liebe geglaubt, dabei war es nichts anderes als Sex gewesen … War es immer noch.
Langsam lockerte er den Griff einer Hand und fasste ihr Kinn. Seine stahlblauen Augen schienen sie zu durchbohren. „Dann sag mir, wie es mit uns war, Cass“, murmelte er.
„Ich … ich …“ Sie wusste es nicht mehr. Sie wusste nicht mehr, worüber sie sich gestritten hatten, wusste nicht mehr, warum sie überhaupt hier war. .
Es war, als wäre die Zeit zurückgedreht worden. Gefühle hatten sie erfasst, so stark, so alles verzehrend, dass die vergangenen Jahre ohne Bedeutung waren und alle Vernunft auslöschten.
Als er seine Hände um ihre Taille legte, als sein Mund sich auf ihre Lippen presste, war es wie ein Fieber, dem sie hilflos ausgeliefert war, eine Feuersbrunst, die sich bis in die letzte Nervenzelle ihres Körpers ausbreitete, unaufhaltsam, unabwendbar. Eine Droge, die beim ersten Genuss die Sucht auslöste.
Sie sprachen nicht. Worte waren unbedeutend. Nur das Verlangen zählte. Das Verlangen, berührt zu werden und zu
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