Julia Extra Band 0193
ich biete es an. Gehen Sie und sehen Sie nach Ihrem Mann.“
Mrs Henderson zweifelte nicht einen Moment, dass Ellie in guten Händen war, und die Erleichterung war ihr anzusehen. „Also, wenn Sie wirklich meinen …“
„Ja, ich meine es ernst. Nun gehen Sie schon.“
Tja, das war nun wirklich nicht der kurze Besuch, den Cass sich vorgestellt hatte. Aber diese zwei oder drei Stunden würden nicht ausreichen, um sich an das Baby zu gewöhnen, beruhigte sie sich im Stillen.
Und während Mrs Henderson mit wehenden Fahnen aus dem Haus eilte und zum Krankenhaus fuhr, wechselte Cass Windeln, kitzelte die kleinen Zehen und spielte mit dem Baby, was ihr ein breites, glückliches Lachen einbrachte.
Da es ein schöner Tag war, beschloss sie, einen Spaziergang mit dem Kinderwagen zu machen. Als sie wieder zurückkam, ging sie ums Haus herum und benutzte die Hintertür. Ellie schlief, und so blieb Cass nichts anderes, als auf Camilla Carlisle zu warten. Camilla hatte gesagt, gegen fünf, doch es war fast sechs, als sie endlich kam. Und ihrer Miene nach zu urteilen musste es für sie eine wirklich unangenehme Pflicht sein, sich um das Baby zu kümmern.
„Oh“, entfuhr es ihr erstaunt, als sie Cass in der Küche erblickte. „Ich hatte Mrs Henderson erwartet. Und Sie sind?“
Cass wunderte es nicht, dass Camilla sie nicht erkannte. Sie hatten sich nur kurz bei der Beerdigung gesehen. „Cass Barker, Pens Schwester.“
Sofort nahm Camilla eine ablehnende Haltung ein. „Was wollen Sie hier?“
„Ich habe meine Nichte besucht, was sonst?“
Camilla Carlisle runzelte argwöhnisch die Stirn. „Weiß Dray, dass Sie hier sind?“
„Nein.“ Warum sollte sie lügen? „Ich bin kurz entschlossen hergekommen. Aber keine Angst, ich habe nicht vor, das Baby zu entführen.“
„Schade“, meinte Camilla schnippisch. „Das wäre die ideale Lösung all unserer Probleme. Aber wie ich höre, sind Sie zu sehr mit Ihrer Karriere beschäftigt.“
Das hörte sich so an, als würde Cass sich aus einer angeblichen Verantwortung ziehen wollen. „Manche Menschen müssen eben für ihren Lebensunterhalt arbeiten.“ Sie gab sich keine Mühe mehr, höflich zu sein. „Sie haben kein Geld geheiratet.“
„Sie meinen, wie Ihre Schwester?“ Camilla verzog den Mund zu einem verächtlichen Lächeln. „Ich habe mein eigenes Vermögen.“
„Wie beruhigend für Sie. Das muss Sie ja besonders attraktiv machen.“
„Was wollen Sie damit andeuten?“ Diesmal blitzte die Wut in Camillas Augen auf.
„Ach, vergessen Sie’s.“ Cass winkte ab. Diese Unterhaltung war schon auf ein viel zu niedriges Niveau abgerutscht. „Mrs Henderson ist im Krankenhaus, Ellie schläft. Ich habe ein paar Flaschen vorbereitet, Sie finden sie im Kühlschrank.“
Doch Camilla schien nicht die Absicht zu haben, näher zu kommen. „Nun, da Sie hier ja alles bestens unter Kontrolle haben, werde ich wohl nicht gebraucht.“ Sie wandte sich zum Gehen.
„Wie bitte?“ Cass eilte hinter ihr her. „Mrs Henderson hat gesagt, Sie werden Ellie für die Nacht zu sich nehmen!“
„Aber nur, wenn es absolut nicht anders machbar ist. Aber jetzt sind Sie ja da, nicht wahr?“
„Ich kann aber nicht bleiben!“ Cass hielt mit einer Hand die Tür zu, um Camilla am Verlassen des Hauses zu hindern. „Und außerdem – Dray Carlisle wird alles andere als begeistert sein, wenn er mich in seinem Haus findet.“
„So? Warum denn? Falls Sie vorhaben sollten, das Familiensilber zu stehlen – er ist gut versichert.“ Sie taxierte Cass mit einem herablassenden Blick. „Wenn Sie jetzt bitte die Tür freigeben würden …“
Cass blieb nichts anderes übrig. Camilla murmelte noch: „Wie gewöhnlich!“, als sie in ihren schnittigen Sportwagen einstieg, und dann spritzte auch schon der Kies unter den Rädern des Wagens auf, als sie mit Vollgas die Auffahrt hinunterbrauste.
Cass starrte ungläubig hinter dem Wagen her. Pen hatte Camilla Carlisle immer eine „dumme Kuh“ genannt, und bisher hatte Cass sich immer ein solch wenig schmeichelhaftes Urteil vorbehalten, aber nach dieser Begegnung neigte sie dazu, Pen im Stillen zuzustimmen.
Sie ging ins Haus zurück und überlegte, was zu tun sei. Mrs Henderson anrufen, damit sie zurückkam? Da sie nicht wusste, um welches Krankenhaus es sich handelte, würde das schwierig sein. Ellie mit nach London nehmen? Nein, unmöglich.
Also hatte sie keine andere Wahl, als zu bleiben.
Als Ellie aufwachte, fütterte Cass sie und
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