Julia Extra Band 0193
ihr in die Küche und stellte den Wäschekorb ab. “Ich bedaure, dass ich Sie allein ließ und so schnell davongefahren bin.”
“Ist schon in Ordnung. Alice erzählte mir, dass Sie momentan viel zu tun haben.” Sie stopfte die Wäsche in die Waschmaschine und merkte plötzlich, wie ein kleines Lamm an ihren Ellbogen stieß. “Ein Produkt Ihrer Abendtätigkeit?”, fragte sie.
“Ja, aber es war kein sehr erfolgreicher Abend, weil die Mutter des Lämmchens starb.” Er nahm einen großen Milchbehälter aus dem Kühlschrank und goss den Inhalt in einen Topf. “Das heißt, dass wir die Lämmer mit der Flasche füttern und sie für eine Weile warm halten müssen.”
Er sah, wie Zoë das Lamm streichelte, und fragte: “Haben Sie denn etwas gegessen?”
“Ja, ich habe mit den Kindern gegessen.”
Sie beobachtete, wie er die warme Milch durch einen Trichter in zwei Flaschen füllte, und fragte, ob sie das nicht machen sollte, damit er sich sein Sandwich schmieren konnte. Aber er war schon dabei, die Sauger auf die Flaschen zu stecken.
“Dann können Sie mir vielleicht erzählen, warum Sie eine Haushaltshilfe über eine Agentur in London gesucht haben. Gab es nicht auch eine in Kendal oder Carlisle?”, fragte Zoë.
Callum hätte vor Schreck beinahe die Flasche fallen lassen, als er sie ihr reichte. Hatte sie etwa erraten, dass es hierbei nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen war?
“Ein Freund hatte mir Ihre Agentur empfohlen”, sagte er.
Sie wurde von der Unterhaltung abgelenkt, nachdem sie sich an den Küchentisch gesetzt und eines der Lämmer auf den Schoß genommen hatte. Es strampelte und wollte den Sauger nicht ins Maul nehmen.
Callum zeigte ihr, wie man es machte. Er öffnete das Maul des Lämmchens, und sobald es von der Milch kostete, saugte es kräftig. Dann nahm er das andere Lamm aus dem Korb, setzte es auf die Arbeitsplatte und wiederholte die Prozedur.
“Man sieht, dass Sie ein Experte in Lämmeraufzucht sind”, bemerkte Zoë.
“Wir haben jedes Jahr ein paar neugeborene Lämmer zu versorgen. Danke, dass Sie so schön aufgeräumt haben”, wechselte er abrupt das Thema. “Ich habe nicht erwartet, dass Sie an Ihrem ersten Tag so viel tun.”
“Das war kein Problem”, erwiderte sie lächelnd. In Wirklichkeit war sie wie eine Besessene über die Arbeit hergefallen, nachdem sie Kyle gefunden hatte. Es sollte ordentlich aussehen, wenn er nach Hause kam.
Inzwischen hatte sich das Wetter verschlechtert. Der Wind pfiff um das Haus und füllte das Schweigen zwischen ihnen.
“Ich nehme an, dass ich hier die Großmutter der Kinder vertrete. Ist sie krank?”
“Sie braucht nur eine Weile Ruhe.”
“Und Sie beschäftigen eine Haushälterin, wie Alice mir erzählte?”
“Ja. Millie kommt zweimal in der Woche. Sie können also zwei Tage freinehmen, wenn Sie mögen.”
Zoë nickte. “Ich werde nicht lange hier sein und werde mich so gut es geht anpassen.”
Eine Haarsträhne hatte sich aus ihrer strengen Frisur gelöst und umrahmte wie eine Locke ihr Gesicht. Sie sieht sehr jung aus, dachte Callum, und er fragte sich, ob der junge Mann, der ihr in London den Kopf verdrehte, wirklich so mies war, wie ihr Vater ihn schilderte.
“Wenn ich Sie darum bitte, länger zu bleiben als vorgesehen, wäre das möglich?”
Sie zögerte. “Nun, vielleicht ein paar Tage, mehr nicht”, antwortete sie. “Diesen Job hier habe ich überhaupt nur angenommen, um Martin, dem Betreiber der Agentur, einen Gefallen zu tun. Aber ich muss wirklich spätestens in der zweiten Aprilwoche wieder in London sein.”
“Weil sie dort eine Verabredung haben oder einen anderen Job?”
“Beides.” Sie lächelte ihn an, und dieses warme, echte Lächeln bezauberte ihn. Es ließ ihre Augen strahlen, ja, sie funkelten regelrecht vor Leben und Begeisterung. Kein Wunder, dass Callum sie entzückend fand, zumal sie ganz und gar nicht dem Bild entsprach, das Francis von ihr gezeichnet hatte.
Nachdem das Lamm die Flasche ausgetrunken hatte, legte Zoë es in den Korb neben dem Kachelofen zurück. “Vielleicht können wir jetzt darüber sprechen, was ich tun soll, solange ich hier bin”, schlug sie vor.
“Am meisten liegt mir daran, dass Sie sich um meine Kinder kümmern. Sie fahren sie zur Schule, holen sie dort wieder ab und sorgen dafür, dass sie etwas zu essen bekommen. Wie Sie sehen, bin ich im Moment sehr mit der Farm beschäftigt, und deswegen wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sie auch abends beaufsichtigen
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