Julia Extra Band 0193
er aus dem Zimmer kam. Und als er nickte, sagte sie ihm Gute Nacht.
Callum ging in das Gästezimmer, zog sich aus und ging sofort ins Bett, das noch immer den zarten Duft von Zoës Parfum verströmte. Noch lange dachte er über Zoë nach. Dass er sich von ihren großen grünen Augen und ihrem zarten Körper angezogen fühlte, führte er darauf zurück, dass er schon so lange mit keiner Frau zusammen gewesen war. Wehmütig dachte er an Helen. Wenn er sie fragen könnte, was er tun sollte – was würde sie ihm raten?
5. KAPITEL
Das Haus war leer, als Callum am folgenden Abend heimkehrte. Offenbar war Zoë mit den Kindern schon ins Konzert gefahren. Eilig lief er durch die Küche in die Halle, wo der Anrufbeantworter blinkte. Er drückte auf den Knopf und hörte, als er die Treppe hinaufrannte, wie eine Männerstimme Zoës Namen nannte. “Darling”, sagte der Mann mit schleppender Stimme, “hier spricht Matthew. Alles ist fertig für den fünfzehnten. Rufst du mich bitte an, wann du kommst? Und noch etwas: Dein Vater hat mich besucht. Darüber würde ich gern mit dir sprechen.”
Callum zitterten die Hände, als er sein Hemd auszog. Was wollte dieser Matthew ihr erzählen? Dein Vater versucht mich auszuzahlen? Dein Vater hat dich in die Wildnis geschickt, damit du aus meinem Leben verschwindest? Nein, Francis war viel zu vernünftig, um auf diese Weise das Problem zu lösen. Aber was war für den fünfzehnten angesagt? fragte er sich.
In aller Eile zog Callum sich aus und stellte sich unter die Dusche. Später wollte er Francis anrufen, um zu erfahren, was in London gespielt wurde. Hastig kleidete er sich an und lief die Treppe wieder hinunter. Erst jetzt nahm er wahr, dass überall in den Wohnräumen frische Blumen standen. Es duftete nach Flieder, der gerade erst seine Blüten entfaltet hatte. Lange Zeit hatte es keine Blumen im Haus gegeben. Helen war die Letzte gewesen, die Flieder geschnitten hatte. Wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich, wie sie die Zweige in die Vasen stellte.
Im Vorübergehen legte er die Hand auf den Anrufbeantworter. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht, das Gespräch für Zoë zu speichern, drückte er auf den Knopf und löschte es.
Die Aula roch nach Bohnerwachs und Kerzen. Vor der kleinen Bühne waren Stühle aufgestellt. Kerzenlicht verlieh dem Raum eine feierliche Atmosphäre. Wenige Reihen von der Bühne entfernt saßen Zoë und Alice. Einen Stuhl hatten sie für Callum reserviert.
“Entschuldigen Sie”, sagte plötzlich eine weibliche Stimme hinter Zoë. Zoë musste erst einen Augenblick nachdenken, bevor sie die elegante Dame im langen schwarzen Mantel und einem schicken Hosenanzug erkannte. Es war Sally, mit der Callum sie kürzlich auf dem Schulhof bekannt gemacht hatte.
“Ich wüsste gern, ob jemand auf dem Stuhl neben Ihnen sitzt”, sagte sie.
“Ich habe ihn für Callum reserviert”, erklärte Zoë. “Er muss jeden Moment kommen.”
Sally nickte und setzte sich auf den Stuhl neben dem leeren. “Haben Sie sich gut eingelebt?”, fragte sie Zoë. “Es ist hier sicher ziemlich langweilig für Sie nach London?”
“Mir gefällt es sehr gut hier, danke. Woher wissen Sie denn, dass ich aus London komme?”
“Callum muss es wohl erwähnt haben.” Sally zog ihren Mantel aus und legte ihn vorsichtig über die Stuhllehne. “Sie arbeiten heute aber lange.”
“Ich würde es nicht als Arbeit bezeichnen”, erwiderte Zoë. “Ich freue mich auf das Konzert.”
“Sie freuen sich? Was mich betrifft, ich bin nur hier, weil Clara, meine älteste Tochter, darauf bestanden hat. Ich finde solche Veranstaltungen fürchterlich. Werden Sie denn länger hierbleiben, Zoë?”
Zoë kam es plötzlich vor, als würde sie verhört. Doch bevor sie antworten konnte, mischte Alice sich ein und sagte: “Ich hoffe, Zoë bleibt sehr lange bei uns.”
“Wie süß!”, säuselte Sally.
“Danke, Alice”, flüsterte Zoë dem Kind ins Ohr. “Es ist sehr lieb von dir, so etwas zu sagen.”
Langsam verlosch das Licht, und nur noch die Kerzen brannten. Unruhig schaute Zoë sich um. Wo war Callum? In dem Augenblick, als der Vorhang sich hob, öffnete sich die Tür, und Callum trat ein. Zoë hob die Hand, damit er sie und Alice sehen konnte. Die Stühle standen so eng beieinander, dass seine langen Beine sich an ihre lehnten und ihr der erregende Duft seines Aftershaves in die Nase stieg.
“Willkommen bei unserem Frühlingsfest”, sagte ein Kind mit einer Stimme, die
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