Julia Extra Band 0193

und seine sturmgrauen Augen überall auf der Welt wiedererkannt.
    „Ich dachte, dass es Spencer wäre“, erklärte Piper. Das Kind, das sie unter ihrem Herzen trug, versetzte ihr in diesem Moment einen kleinen Tritt.
    „Er wird auch in einer Minute hier sein“, erwiderte Kyle. Er blickte auf ihre rechte Hand, die sie schützend auf ihren gerundeten Bauch gelegt hatte. In seinen Augen spiegelte sich für einen Moment seine Überraschung wider.
    „Du bist sicher wegen unserer Stute Firefly hier auf der Ranch“, sagte Piper betont ruhig. Ihre Bemerkung klang ganz beiläufig. Doch ihr Herzschlag war mit einem Mal verblüffend unruhig geworden.
    „Ja“, entgegnete Kyle einsilbig. Nach einer kurzen Pause, in der er den Blick von ihrem Bauch löste und ihr in die tiefblauen Augen sah, fuhr er fort. „Dann stimmen die Gerüchte also doch, die ich in der Stadt gehört habe“, stellte er ebenfalls betont ruhig fest. „Ich gratuliere dir.“ Dabei sah er sie mit undurchdringlicher Miene an.
    „Danke schön“, sagte Piper. Sie fragte sich einmal mehr, wieso Kyle Masters eine solch überwältigende Wirkung auf ihre Sinne auszuüben vermochte. Vor Jahren hatte sie sich bis über beide Ohren in ihn verliebt. Sie konnte sich noch gut an die sorglosen Tage von einst erinnern, in denen sie seiner nur ansichtig werden musste, damit ihr Herz in einen schnellen Galopp verfiel. Genauso wie es jetzt in seiner Gegenwart beträchtlich schneller schlug als gewöhnlich.
    „Wann kommt dein Baby?“
    „Mitte November“, erwiderte sie kurz angebunden. Sie hätte doch lieber nicht zu den Ställen hinuntergehen sollen. Der Umgang mit Pferden hatte für gewöhnlich eine beruhigende Wirkung auf sie. Das unerwartete Treffen mit Kyle Masters bewirkte jedoch eher das Gegenteil.
    „Piper! Also hier bist du“, sagte Spencer, der zu ihnen trat. „Ach, du hast Kyle getroffen. Kyle, kennst du meine Schwester Piper noch?“
    „Ja, ich erinnere mich noch gut an Piper“, antwortete Kyle mit amüsiertem Tonfall. Piper spürte einen eisigen Schauer ihren Nacken hinunterlaufen, als sie sich an das letzte Treffen mit Kyle erinnerte.
    „Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt“, sagte Kyle. „Ich muss mir Firefly ansehen. Es war nett, dich wiederzusehen, Piper.“ Er öffnete die Tür zum Pferdestall.
    „Komm, Schwesterherz. Ich werde dich zurück ins Haus bringen.“ Spencer hängte sich bei Piper ein und führte sie in den nachmittäglichen Sonnenschein hinaus.
    „Kommt Kyle oft zur Ranch?“, fragte Piper, während sie eingehakt den Schotterweg zum Gatter hinabschritten.
    „Er ist während der Rennsaison einmal in der Woche hier. Außerdem kommt er noch vorbei, wenn wie jetzt eine der Stuten trächtig ist“, erklärte ihr Bruder ausführlich.
    „Er arbeitet jetzt wohl bei Henry Bishop“, sagte sie. Sie erinnerte sich daran, dass Kyle in jenem Sommer in Bishops Tierklinik ausgeholfen hatte. Sie hatte damals gerade ihren Highschoolabschluss hinter sich, als sie sich vor ihm komplett zum Narren gemacht hatte. Im Herbst danach war sie von Kincade weggegangen, um ihre Ausbildung als Fotografin zu beginnen.
    „Henry ist bereits in Rente gegangen. Er ist vor drei Jahren zu seiner Schwester nach Arizona gezogen, wo er seinen Lebensabend verbringen möchte“, sagte Spencer. „Ein paar Jahre hat er noch mit Kyle gemeinsam gearbeitet. Kyle hat, als er weggezogen ist, die Klinik allein übernommen.“
    „Ist er verheiratet?“, fragte sie so beiläufig wie möglich.
    „Er ist geschieden.“
    Während ihr Bruder den Sicherheitscode am Gattertor eingab, musterte sie ihn voller Überraschung. Das Tor öffnete sich und gab ihnen den Weg frei.
    „Er spricht nicht oft darüber“, erklärte Spencer, während sie zum Haus hinaufgingen. „Er hat eine Tochter. April ist mit ihren vier Jahren wirklich süß.“
    „Wie oft sieht er sie denn?“
    „Jeden Tag“, sagte Spencer. „Kyle hat das alleinige Sorgerecht erhalten“, erklärte er. „Du wirst dich an seine Frau noch erinnern können. Elise Crawford war in der Highschool ein paar Klassen über dir.“
    Piper konnte sich wirklich an die umwerfende Blondine mit Schauspieltalent erinnern. „Ist sie nicht nach New York gegangen, um Schauspielerin zu werden?“
    „Genau, die Frau ist es“, bestätigte Spencer. „Sie hatte kein Glück mit der Schauspielerei und ist kurz vor dem Tod ihrer Mutter zurückgekehrt. Damals hat wohl die Sache zwischen ihr und Kyle angefangen.“
    „Ich