Julia Extra Band 0198
beinahe zugrunde gegangen an seiner Lust, die er permanent unterdrücken musste. Sie hatte sich selbst sehr gut beschützt, indem sie ihm mit einem Rauswurf gedroht hatte, wann immer er nicht voll und ganz ihrer Meinung war. Aber auf seine Zärtlichkeiten hatte sie auch empfänglich reagiert. In jedem Fall verdiente sie einen aufregenden Abend voller Überraschungen. „Ich nehme an, du möchtest ein paar Dinge bezüglich Tyler klären, da er heute Abend nicht hier ist.”
„Das wäre eine gute Idee.”
„Was steht ganz oben auf deiner Liste?” Fast fühlte sich Hunter ein wenig schlecht, dass er dabei war, sie zappeln zu lassen. Aber andererseits hatte sie eine kleine Lektion verdient.
Statt einer Antwort füllte Abby seine Teller mit Nudeln, und als er nach der Sauce griff, streifte er absichtlich ihre Hand. Dann sah er ihr in die Augen und lächelte.
„Danke.”
„Gern geschehen”, entgegnete sie und widmete sich hastig ihrem Essen. Dabei fiel ihr ihre Gabel hinunter.
„Ich hebe sie dir auf”, bot Hunter schnell an und sprang auf. Er hob die Gabel auf, brachte sie zur Spüle und holte eine neue aus der Besteckschublade.
„Hier, bitte.” Übertrieben weit beugte er sich zur ihr hinunter und legte die Gabel neben ihren Teller. Als er sich aufrichtete, blies er ihr dabei sachte in den Nacken.
Ihre Gänsehaut war kaum zu übersehen, und er musste sich ein hämisches Grinsen verkneifen. Wenn sie nicht gerade über ihre sexuelle Anziehungskraft sprechen wollte, würde sie bestimmt keine voreiligen Anschuldigungen aussprechen, die sie nicht beweisen konnte. Wahrscheinlich könnte Hunter sie wochenlang ärgern, bevor sie das Thema auf den Tisch bringen würde.
Sie räusperte sich hörbar. „Gut, um sozusagen gleich auf den Punkt zu kommen …”
„Wenn es dir nichts ausmacht, Abby”, unterbrach Hunter sie und griff nach ihrer Hand. Er drückte leicht ihre Finger und ließ sie nicht los, bis er zu Ende gesprochen hatte. „Ich finde, wir sollten die Diskussion auf später verschieben. Ich hatte einen sehr harten Tag und bin furchtbar müde. Vielleicht könnten wir das Essen in Ruhe genießen.”
„Okay”, stimmte sie zu, und bevor sie das Wort überhaupt ausgesprochen hatte, hatte er schon ihre Hand zu seinen Lippen geführt und die Fingerspitzen geküsst.
„Danke”, seufzte er und küsste ihre Hand noch einmal, bevor er sie wieder losließ.
Es gab keine Gelegenheit, über ihr gemeinsames Verhältnis zu sprechen. Abby wusste nicht, was er vorhatte oder warum er es vorhatte. Aber eines war sicher: Sie würde kein Wort sagen, bis er nicht mit diesem Unsinn aufgehört hatte.
Entschlossen legte sie ihre linke Hand in ihren Schoß und gab ihm keine weitere Gelegenheit, sie während des Essens zu berühren. Nach einiger Zeit hatte sie das sichere Gefühl, die Situation wieder unter Kontrolle zu haben.
Wahrscheinlich hat Kristen recht, dachte sie.
Er zeigt mir einfach seine Gefühle für mich. Und das kann er nur tun, wenn er das Gefühl hat, ich würde sie auch akzeptieren. Mit dieser sicheren, entspannten Umgebung habe ich es für ihn möglich gemacht, und nun benimmt er sich wieder wie der alte Hunter. Das sollte mich nicht so verwirren, sondern bedeutet nur, dass Kristen die Sache richtig gesehen hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er mir seine Liebe gesteht.
Aber plötzlich kam ihr der Gedanke, dass vielleicht der neue Hunter nur versuchte, sie zu verführen. Und dass ihm außer seinem Sohn, einem Gefühl von Sicherheit und persönlichem Spaß nicht viel bedeutete. Vielleicht hatte er auch dieses ruhige, private Abendessen missverstanden und dachte, sie wolle
ihn
verführen?
„Warum essen wir den Nachtisch nicht im Wohnzimmer?”, schlug sie spontan vor und stand auf. Sie wollte keine Spielchen mehr spielen, sondern Hunter gegenüber ganz aufrichtig sein.
Sie vertraute ihm und war bereit, eine Beziehung mit ihm einzugehen, wie er sie sich vorstellte. Aber nur unter der Bedingung, dass er daran arbeitete, diese Beziehung auch nach ihren Vorstellungen zu korrigieren.
Unglücklicherweise war sie aber im Augenblick noch nicht dazu bereit. Der Umzug von der Küche ins Wohnzimmer sollte ihr Zeit geben, innerlich zur Ruhe zu kommen. Doch als sie schließlich Seite an Seite vor einem Stück Kuchen im Wohnzimmer auf dem Sofa saßen, fiel Abby ihr taktischer Fehler auf. Falls Hunter sie wirklich verführen wollte, hatte sie es gerade für ihn leichter gemacht.
„Bevor wir hier etwas tun,
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