Julia Extra Band 0198
Immerhin hatte Abby während der letzten Jahre sehr gelitten und auf viele Dinge verzichten müssen. Ein Collegekonto zu eröffnen kam ihm vor, als würde er das Baby anstelle des Babysitters bezahlen. Außerdem hatte Hunter ohnehin geplant, dafür zu sorgen, dass Tyler eine gute Ausbildung erhielt.
Aber Abbys Gesichtsausdruck zeigte ihm deutlich, dass jede weitere Diskussion zu diesem Punkt sinnlos war. Also legte er einen Arm um sie und zog sie zu sich heran. Es überraschte ihn, dass sie sich wie selbstverständlich an seine Seite kuschelte.
„Wir hatten ein schönes Wochenende”, sagte er leise.
„Darauf könnte ich wetten.”
„Er ist so ein großartiges Kind, Abby.” Erschrocken blinzelte Hunter die Tränen zurück, die ihm plötzlich in die Augen stiegen. „Du hast mir ein wunderbares Geschenk mit ihm gemacht.”
Abby lachte unerwartet. „Das ist witzig. Genau dasselbe habe ich immer über dich gedacht. Dass du mir mit Tyler ein einmaliges Geschenk gemacht hast.”
„Fandest du es nicht merkwürdig, dass ich mich nicht um meinen eigenen Sohn gekümmert habe?”
Sie überlegte kurz. „Schon, aber ich habe einfach geglaubt, du wüsstest nicht, was du verpasst.”
Niemand hatte jemals so viel Geduld und Vertrauen in Bezug auf ihn gehabt wie Abby. Zärtlich legte er einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu sich. Dann küsste er sie vorsichtig.
Sie erwiderte den Kuss, beendete ihn aber auch schnell. Langsam und widerwillig schob sie sich von ihm fort und stand auf.
„Gute Nacht, Hunter”, flüsterte sie und verschwand in der Küche.
Am liebsten hätte er mit der Faust gegen die Wand geschlagen. Nicht weil sie gerade aufgestanden war, sondern weswegen sie es getan hatte. Sie wollte etwas von ihm haben, das er ihr nicht geben konnte, und es ärgerte ihn, dass sie ihm das Gefühl gab, nicht zu genügen. Aber zur selben Zeit fühlte er sich ihr gegenüber schuldig, und eine leise Stimme in seinem Innern sagte ihm, dass er diese wunderbare, ehrliche Frau durch sein Verhalten immer weiter verletzte.
Er konnte die Vergangenheit nicht ändern und auch nichts dagegen tun, dass er ihr sein Herz nicht schenken konnte. Aber mit Sicherheit konnte er ihr finanziell unter die Arme greifen.
„Schließ deine Augen!”
Abby starrte Hunter an, als wäre er verrückt geworden. Doch in diesem Augenblick sprang Tyler auf und rief: „Warum willst du, dass meine Mom die Augen zumacht?”
„Ich habe ihr etwas gekauft.”
„Das hättest du lieber nicht tun sollen”, sagte Abby mit warnendem Unterton.
„Du willst keine Unterhaltsrückzahlung”, flüsterte er. „Und wie ich mittlerweile mitbekommen habe, willst du nicht einmal laufenden Unterhalt annehmen, solange ich hier in der Pension wohne. Da musste ich mir doch etwas einfallen lassen.”
„Du tust genug, und das weißt du auch.”
„Jetzt ist es eben ein wenig mehr”, flötete er fröhlich und führte sie zur Hintertür. Er stand direkt vor ihr und versperrte ihr die Sicht, während er sie draußen die Verandatreppe hinunterführte. Dann trat er einen Schritt zur Seite, und sie sah den nagelneuen, knallroten
Convertible
in der Auffahrt stehen, den er ihr besorgt hatte.
„Der hier ist für dich.”
„Oh, mein Gott!”, keuchte sie und schlug die Hände vor den Mund.
Tyler kreischte vor Vergnügen. „Wow! Cool!”
Sie konnte es sich nicht verkneifen, mit den Fingern über den roten Lack zu streicheln.
„Gefällt er dir?”, fragte Hunter.
Mühsam schluckte Abby gegen die Gefühle an, die in ihr aufstiegen. „Ich liebe ihn. Aber ich kann ihn nicht annehmen.”
Tyler jammerte unglücklich, und Hunter stöhnte. „Ach, komm, Abby! Du willst aber auch gar nichts von mir annehmen.”
Ihre Lippen bebten, als sie sich ihm zuwandte. Dann sagte sie zu Tyler. „Tyler, Schatz, warum schaust du nicht mal, ob Jimmy Parker heute Zeit zum Spielen hat?”
„Ich will aber in dem neuen Auto fahren!”
Sie schüttelte den Kopf. „Wir reden später über das Auto. Jetzt gehst du erst einmal zu den Parkers! Sag Mrs Parker, dass ich dich vor dem Abendbrot wieder abhole!”
„Ist gut”, seufzte Tyler. Etwas beleidigt stapfte er die Auffahrt hinunter und schwenkte nach links, um zu den Parkers zu gehen, die nur einige Häuser weiter wohnten.
„Ich nehme eine ganze Menge von dir an”, erklärte Abby, sobald Hunter und sie allein waren. In ihren Augen blitzten Tränen. „Ich bin der Meinung, wir sollten Tyler ein möglichst normales Leben
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