Julia Extra Band 0198
er ganz offensichtlich verspürte, kaum ein Interesse gezeigt, als erst vor Kurzem Einzelheiten des Gerichtsverfahrens in allen Gazetten des Landes mit Fotos von Graham auf der Titelseite veröffentlicht wurden. Allerdings – wenn Josh sich denn in dessen Tochter verliebt hatte, dann konnte das diese distanzierte Reaktion natürlich erklären …
“Nun ja, diese Flora Graham scheint ja auch ziemlich atemberaubend zu sein.” Die kühl und abweisend wirkende Blondine entsprach zwar nicht gerade Alecs Idealtyp, aber jeder Mann hatte da andere Vorlieben. Von Frauen wie ihr genügte ein Blick, dass ein Mann wie Alec Minderwertigkeitsgefühle bekam; doch zum Glück litt Josh nicht so schnell unter solchen Komplexen. “Sehr … auffällig blond”, brachte Alec etwas einfallslos heraus. “Ich wusste gar nicht, dass du sie überhaupt kennst! Wie und wo seid ihr euch denn begegnet?”
“Begegnet sind wir uns noch gar nicht –
bislang
; gerade deswegen will ich mich ja jetzt an ihre Fersen heften”, erklärte Josh geduldig.
Alec bekam plötzlich eine Vorahnung, und sie löste in ihm ein Gefühl aus, als hätte man ihm gerade in die Magengrube geschlagen. “Was hast du denn vor, wenn du ihr dann endlich gegenüberstehst?” Er fürchtete sich vor der Antwort, die da kommen würde.
Flora Graham hätte mehrfach Gelegenheit dazu gehabt, ihren Vater öffentlich zu kritisieren, doch hatte sie dies konsequent unterlassen. In Joshs Ohren klang noch immer ihre wunderschöne melodische Stimme, mit der sie ihren Vater standhaft verteidigte, wann immer sie öffentlich Rede und Antwort stand und dabei stets präzise Auskünfte gab. Auf Joshs Gesicht machte sich jetzt ein Lächeln breit. Auch wenn Graham selbst derzeit nicht greifbar war, da er sich irgendwo in einem Kurhotel versteckt hielt, statt ein Urteil im Gefängnis abzusitzen, was nach Joshs Auffassung nur gerecht gewesen wäre, so war doch an seine Tochter ein Herankommen möglich; wenn Josh seinen Informanten glauben konnte, war sie gerade im Aufbruch begriffen, die Stadt zu verlassen.
Der wegen Drogenhandels angeklagte Arzt, den wegen dieses Deliktes die Medien zuvor wochenlang verachtet hatten, wurde plötzlich – mit dem für die Regenbogenpresse typischen Wankelmut – zu einer bedauernswerten Figur hochstilisiert, zu einem Opfer, zu jemandem, der niemandem Schaden zugefügt habe außer sich selbst und der sogar, wenn es darauf ankam, stets höchst ehrenwert gehandelt habe. Normalerweise war Josh extrem tolerant, wenn es um die Schwächen anderer Menschen ging, aber dieser Fall hier war für ihn ganz klar eine Ausnahme.
Joshs Lider legten sich jetzt schwer über seine silbrig glänzenden grauen Augen. “Die Details sind bis jetzt noch ein wenig nebulös, aber diese Frau
gänzlich
unglücklich zu machen, das ist mein zentrales Ziel.” Und wenn dies auch bedeuten würde, mit ihr ins Bett gehen zu müssen, so sollte sein zielstrebiges Vorhaben auch daran nicht scheitern.
Flora hatte schon seit weit über einer Stunde die Autobahn verlassen, als sie sich ganz sicher war, dass sie von einem Wagen verfolgt wurde. Grässlich. Sie besah sich im Rückspiegel das rote Coupé, und ihre Nerven drohten zu versagen. Die sensationsgierigen Medien hatten ihr in den vergangenen Monaten das Leben zur Hölle gemacht …; sollte es etwa noch immer nicht genug damit sein, dass ihr gerade zugemutet wurde, sich wie eine Schuldige heimlich aus der Stadt zu verdrücken?
Langsam reichte es ihr aber wirklich!
Da erblickte sie einen Parkstreifen, halb verdeckt von dichtem Gestrüpp am Rande der sich schlängelnden Landstraße; sie trat kräftig auf die Bremse. Es überraschte sie nur wenig, dass der auffällige rote Flitzer sie überholte und ein kleines Stück vor ihr ebenfalls auf den Seitenstreifen fuhr, wobei von den quietschenden Reifen eine Wolke von losem Straßensplitt aufgewirbelt wurde.
Flora klammerte sich so sehr am Lenkrad fest, dass ihre Fingerknöchel ganz weiß wurden, und atmete dabei einmal tief ein. Es war langsam an der Zeit, dass sie damit aufhörte, sich wie ein Opfer zu verhalten und sie es stattdessen der anderen Seite einmal ordentlich zeigte! Zum Teufel mit Zurückhaltung und Diplomatie! Festen Schrittes ging sie beherzt auf das fremde Auto zu. Sie gab sich erst gar nicht mit dem Fahrer des Wagens ab, sondern kniete sich sogleich neben das Hinterrad … und nach ein paar gezielten Handgriffen hörte sie auch schon zufrieden das Zischen der Luft, die aus dem
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