Julia Extra Band 0198
schien er wieder ganz ins Hier und Jetzt zurückgekehrt zu sein. “Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr ich versucht bin zu sagen, beweisen Sie es mir.”
“Halten Sie sich bitte zurück.” Flora merkte, dass es schon wieder arg gefährlich wurde mit ihm.
“Wenn ich Sie jetzt küssen würde, wäre das ein Grund für Sie, Ihr Jobangebot doch wieder zurückzuziehen?”
Flora fiel vor Schock fast das Herz in die Hose. War ihr eben noch heiß gewesen, so wurde sie nun ganz blass im Gesicht, und sie rang nach Luft.
Vornehme Blässe, dachte Josh, derweil er noch einmal ihr ebenmäßiges Gesicht genau studierte und sein Blick schließlich auf ihren zarten Lippen verharrte. Sein nun so unverblümt forschender und dabei so sinnlicher Blick ließ das Blut in Floras Adern kochen.
Ein letzter Funke von Überlebensinstinkt gemahnte Flora, endlich ihren Verstand einzuschalten und den Mann in die Schranken zu weisen.
Doch auch dieser letzte Funke verglühte im nächsten Moment, als sie von der glimmenden Intensität seines Blickes völlig übermannt wurde. Nicht länger konnte sie vor sich selbst leugnen, dass sie nichts stärker herbeisehnte als das, noch einmal Josh Prentice zu küssen und von ihm geküsst zu werden. Doch ein plötzlich so ehrliches Eingeständnis war trotz aller Aufrichtigkeit überhaupt nicht gut!
“Vergessen Sie nicht – Ihr Auftraggeber für den Job ist meine Freundin Claire”, zog sie sich aus der Affäre.
“Man merkt doch gleich Ihren scharfen Juristenverstand”, entgegnete er im Ton voller Bewunderung und legte dabei beide Hände auf ihre Schultern.
“Wobei Sie es auf eine vernünftige Verständigung aber ganz offenkundig nicht abgesehen haben”, konnte sie sich nicht verkneifen zu bemerken.
“Ah, fein beobachtet.” Mit einem Daumen strich er sanft über ihre vollen Lippen, die sich unter dem linden Druck leicht öffneten.
“Es ist ja wohl kaum zu übersehen.” Auf einmal verspürte sie ein so starkes Verlangen danach, von ihm geküsst zu werden, dass ihr ganz weich in den Knien wurde.
“So wenig zu übersehen wie Ihre Lippen”, flüsterte er. “Perfekt und sehr sexy”, fügte er hinzu und berührte sie flüchtig mit den eigenen Lippen. “Und so sinnlich … wie zum Küssen geschaffen …”
“Josh”, hauchte sie, als seine Zunge zart zur Innenseite ihrer Lippe vorstieß. Ihre Hände griffen zunächst hilflos ins Leere, bevor sie sich an seinen breiten, unbedeckten Schultern festklammerten. Seine Haut fühlte sich warm an, ein ganz kleines bisschen feucht und wunderbar weich. Unter ihren Fingerkuppen konnte sie ein leichtes Zucken seiner Muskeln spüren.
“Ja, mein Engel …?”
Der Geruch seines Körpers versetzte Flora nun in andere Sphären. Wie automatisch öffnete sie den Mund weiter, um das erotische Spiel seiner Zunge zu intensivieren, während gleichzeitig ihre Finger sich tief in seinem dichten schwarzen Haar vergruben. Ihre Küsse wurden nun von Sekunde zu Sekunde heißer, wie ein aufloderndes Feuer.
Doch plötzlich zuckte sie zusammen, als sie etwas Kaltes, Nasses an ihrer Wade spürte. Sie schaute an sich hinab und blickte in die braunen treuen Hundeaugen des Collies, der zur Farm gehörte. “Herrje, muss das sein?”, stöhnte sie und löste sich aus Joshs Umarmung. Er ließ sie auch sofort los.
Noch immer war sie trunken von seinem Kuss. Josh Prentice hatte sie wie ein Ausgehungerter geküsst, aber das war ja auch kein Wunder, hatte doch, wie er sagte, seit dem Tod seiner Frau sein Gefühlsleben auf Eis gelegen.
Weswegen es jetzt auch töricht wäre, etwas Ernsthafteres in das feurige Gebaren, das er da an den Tag legte, hineinzulesen, dachte Flora. Ach, wenn sie sich doch einfach naiv der Illusion hingeben könnte, dass sich da eine gemeinsame Zukunft für sie mit diesem Mann ankündigte! Aber wenn sie den Dingen ins Auge sah, musste sie doch wohl davon ausgehen, dass er emotional noch immer auf seine verstorbene Frau fixiert war.
“Wie spät ist es eigentlich?”, fragte er plötzlich etwas unruhig.
Immer noch ziemlich durcheinander, warf Flora einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. “Kurz vor drei.”
“Oje!”, fluchte Josh. “Ich hatte versprochen, vor dem Nachmittagstee mit der Arbeit an dem Zaun fertig zu sein. Dann also vielleicht bis später.”
Flora spürte, wie sehr sie unter seinem so lässigen Verhalten litt, zumal angesichts dessen, dass sie selbst doch noch immer die Fassung nicht wiedergefunden hatte. Sie war aber andererseits
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