Julia Extra Band 0198
Eifersucht”, bemühte Flora sich jetzt, ganz gelassen aufzutreten, und ließ ihrem Satz daher noch ein sorgloses Lachen folgen. Leider nur verriet auch hier wieder der schrille, blecherne Ton, dass sie keineswegs so gelassen war, egal wie überzeugend ihre Bemerkung ansonsten auch geklungen haben mochte. Rasch versuchte sie, das Misslingen zu überspielen. “Sie waren doch hergekommen, um zu arbeiten, oder? Ich will Sie davon nicht länger abhalten.” Sie ging zum Küchentresen und begann, wie um mit gutem Beispiel voranzugehen, herumstehendes Geschirr zusammenzuräumen.
“Es herrscht in dieser Gegend hier die gute Gepflogenheit, einem Handwerker eine Tasse Tee anzubieten, bevor er an die Arbeit geht”, beanstandete er mit einem spöttischen Grinsen. “Haben Sie davon noch nichts gehört?”
“Anscheinend ja nicht”, bekannte sie trocken. “Und gäbe es sonst noch eine Gepflogenheit, die ich beherzigen sollte …?”
Er neigte den Kopf, und sie konnte seinen warmen Atem als Hauch an ihrem Ohrläppchen spüren. “Nein, aber da wäre noch ein spezieller Wunsch, den ich hätte …” Sein sanfter leiser Flüsterton goss sich über Flora wie warmer Honig.
“Und was wäre das für ein spezieller Wunsch …?”, fragte sie angespannt und mit plötzlich ganz weichen Knien.
Josh schaute amüsiert in ihr jetzt so angespannt erwartungsvolles, leicht gerötetes Gesicht; so wie sie ihn gerade ansah, war da nichts Schüchternes oder gar Sprödes mehr. Sie wirkte irgendwie atemberaubend mit ihren zerzausten Locken und ihrem “Noch-nicht-lang-aus-dem-Bett-gestiegen”-Anblick, den sie ihm da bot.
Er musste sich räuspern, bevor er sprach. “Biskuits”, sagte er dann geradeheraus. “Bevorzugt solche mit Schokolade. Wenn der Blutzuckerspiegel nämlich ganz unten ist, bin ich zu nichts zu gebrauchen.”
Während des Bruchteils einer Sekunde konnte sie fast einen Kuss schmecken, doch schon war davon nichts weiter übrig als bloß ein bitterer Nachgeschmack … ein Gefühl von Erniedrigung. Schlagartig verwandelte sich Floras versonnener Gesichtsausdruck in den eines Schocks. Sie hüstelte einmal und wollte sich dann abwenden.
“He – ich habe doch nur Spaß gemacht!”, versuchte Josh der Situation die Schwere zu nehmen. Er ergriff ihren Ellenbogen und merkte, wie sie sich ihm zu entziehen versuchte.
Warum nur tue ich mich auf einmal so schwer, locker auf einen Spaß einzugehen? fragte sie sich selbst. Liegt es etwa daran, dass Josh mich diesmal zu seiner witzigen Bemerkung nicht mehr – nur beinahe – geküsst hat? Was sagt das über mich? Erst langsam wurde ihr hektisches Atmen wieder ruhiger. Doch immer noch fühlte sie sich höchst unwohl in ihrer Haut. Ohne sich zu rühren blieb sie stehen.
“War das denn ein gar so schlechter Scherz?”, erkundigte er sich hölzern.
Entweder hatte er in der letzten Minute kalte Füße bekommen, oder er hatte seinen Spaß dabei, zuzusehen, wie Frauen sich aus einer für sie unangenehmen Situation herauswinden. Wenn Letzteres der Fall war, dann musste er jetzt ein zufriedener Mann sein … Doch als sie kurz zu ihm hinschaute, da sah sie, dass er überhaupt nicht zufrieden wirkte.
“Wenn hier etwas ein Scherz ist, dann bin vielleicht ich ja einer … So wie ich auf Sie zugegangen bin wie eine …” Sie brach ab, denn zu weit hinauslehnen wollte sie sich nicht mit ihrer allzu offenen, ehrlichen Art, auch wenn es schon ein wenig zu spät dafür war, so zu tun, als sei rein gar nichts geschehen. Doch wenn man es einmal ganz genau nehmen wollte, so war ja eigentlich auch gar nichts passiert, oder? Aber vielleicht tat ja gerade das so weh …? Sie räusperte sich. “Sie haben allerdings Ihr Quäntchen dazu beigetragen, mich zu meinem seltsamen Verhalten zu ermutigen.”
Doch dann wurde sie ganz direkt. “Aber nun sagen Sie – sind Sie hergekommen, um meine Nerven zu strapazieren oder um das Kinderzimmer zu malern?”
“Was das Strapazieren der Nerven angeht, so kann man getrost behaupten, dass dies von beiden Seiten geschieht”, setzte er dem ebenso unverhohlen entgegen.
Ihre Gesichtszüge wurden weicher, denn Flora mochte ihm dies glauben. Der leichte Schatten um seine Augen herum verriet ihr, dass auch er sich mit einem inneren Konflikt herumplagte, der nicht viel kleiner sein konnte als ihr eigener, und das war auch kein Wunder! Sie war so sehr mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt gewesen, dass sie kaum einen Moment lang versucht hatte, die Dinge einmal
Weitere Kostenlose Bücher