Julia Extra Band 0198
sieht und ernster betrachtet, wenn man davon selbst schwer negativ betroffen war, aber ehrlich gesagt ist eine Geburt in der heutigen Zeit an und für sich kein so gefährliches Unterfangen mehr.” Einen Moment lang zwinkerte sie mit den Augen, dann auf einmal sah sie Josh mit großen Augen an. “Hast du gerade eben so etwas gesagt wie das, dass dir mein Wohl am Herzen liegt?”
Er wirkte etwas überfordert, so abrupt mit dieser Frage konfrontiert zu werden. Vielleicht war er aber auch überrascht über ihr offenes Eingeständnis, dass sie im Stillen schon seit dem Kennenlernen ein Verlangen nach ihm verspürt hatte – selbst wenn man bei seinem Aussehen meinen konnte, er sei bestimmt an schmachtende Frauen gewöhnt. Aber auch wenn er nun sogar leicht verlegen dreinblickte, wich er doch zumindest ihrem Blick jetzt nicht aus. Zu Floras Erstaunen machte er überhaupt keine Anstalten, ihren letzten Kommentar zu bestreiten oder einfach darüber hinwegzugehen.
“Würde ich die Frage bejahen, würde ich damit zu viel zu früh bekennen?” Es lag ein aggressiver Unterton in seiner defensiven Frage.
Was erlaubte er sich da jetzt für Scherze?
Sie musste einen Kloß in der Kehle herunterschlucken; danach schüttelte sie energisch heftig den Kopf.
“Dann gebe ich zu, dass ich sehr viel für dich empfinde – so viel sogar, dass ich dir dann allerdings eine Sache im Vornherein ganz deutlich sagen muss: Wenn du Kinder haben möchtest, dann kann ich nicht dein Partner dafür sein.” Er atmete tief aus. “Ich selbst habe bereits ein Kind, du nicht – also könntest du es unfair finden.” Er zog die breiten Schultern hoch, und ein bitteres Lächeln legte sich auf seine Lippen. “Wahrscheinlich ist es wirklich nicht fair, aber so ist es nun einmal. Als Bridie starb, wollte ich jemanden dafür verantwortlich machen, egal wen.” Nach einem tiefen Atemzug, währenddessen er nach der Formulierung weiterer Erklärungen suchte, fuhr er fort. “Es hat eine lange Zeit gebraucht, aber am Ende habe ich jetzt akzeptiert, dass das Unglück keines war, das jemand hätte voraussagen oder verhindern können. Aber egal, wie groß oder gering das Risiko bei einer Geburt objektiv auch sein mag, ich kann es nervlich einfach nicht mehr ertragen, mich auf so etwas noch einmal einzulassen. Versteh das bitte oder vergiss es.”
Mit anderen Worten: Akzeptiere es oder lass mich in Frieden! Doch so, wie Flora momentan auf seine Person fixiert war, konnte sie darüber keinen klaren Gedanken fassen. Im tiefsten Innern ihrer Seele aber wusste sie, dass ihr größter Wunsch der nach diesem Manne war, auch wenn sie gern ein Kind von ihm hätte.
Ein Kind. Eine feste Beziehung …!
Dahin war es aber von einem Liebesabenteuer im Heuhaufen noch ein weiter Weg! Oder doch nicht? Flora war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass seine Gefühle weniger intensiv waren als ihre eigenen – vielleicht ganz zu Unrecht? Sie konnte gar nicht so schnell verdauen, was er ihr da alles erzählte … und er dabei über seine Erwartungen enthüllte.
“Es sind schon Partnerschaften daran gescheitert, dass ein Partner gern Kinder wollte, der andere nicht”, gab Josh nun zu bedenken.
“Wenn du so etwas sagst, Josh, sagst du damit implizit auch, dass du dir theoretisch vorstellen könntest, uns beide langfristig zusammen zu sehen, als richtiges Paar …?”
Er sah sie ungeduldig und leicht verständnislos an. “Herrje, meinst du etwa, ich würde mit dir so ausführlich über dieses Thema reden, wenn ich nichts weiter von dir wollte?” Er fasste sie nun bei den Schultern. “Und dabei möchte ich nur, dass du weißt, worauf du dich mit mir einlässt … denn dir ist hoffentlich klar, dass ich das mit den eben genannten Bedingungen wirklich ernst meine?” Er klang jetzt todernst. “Und du hegst hoffentlich im Stillen keine Gedanken, dass du mich allmählich doch schon noch wirst umstimmen können …?”
“Nein”, antwortete sie mit aller Vehemenz. Obwohl sie schon darauf spekulierte, dass er seine aktuelle Haltung eines Tages, wenn seine Wunden noch besser verheilt sein würden, selbst als eine Überreaktion beurteilen würde. Doch im Moment zählte für Flora nur eines – dass Josh sich ernsthaft für sie interessierte und sie beide zusammen sein konnten. Wie optimistisch sie gerade war! Sie sprühte geradezu vor Optimismus! Morgen war wieder ein anderer Tag. Heute zählte nur die Gegenwart, die gemeinsamen Stunden mit Josh.
Er neigte den Kopf
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