Julia Extra Band 0198
sie ihn krallen. Josh machte nämlich nicht den Eindruck, als würde er an allzu anhänglichen Frauen Gefallen finden – eher wirkte er wie jemand, der sogleich das Weite suchen würde, wenn ihm eine Frau zu nahe kommen wollte. Flora straffte die Schultern und lächelte selbstbewusst, in der Hoffnung, zu signalisieren, dass sie nun wirklich nicht zu der Sorte aufdringlicher Frauen gehörte.
“Wir waren doch gerade nicht das letzte Mal zusammen”, meinte Josh zum Trost; er beugte sich zu ihr vor und berührte mit seinem Mund zärtlich ihre Lippen. Flora sehnte sich sofort nach mehr – und das, obschon sie sich doch erst kurze Zeit zuvor leidenschaftlich geliebt hatten.
Als Flora leise seufzte, nahm er ihr Gesicht zwischen seine beiden großen Hände und betrachtete es nachdenklich. “Weißt du was? Du bist wirklich so ganz anders als ich mir dich vorgestellt habe.” Er schüttelte leicht den Kopf, so als wundere er sich über sich selbst, welcher Fehleinschätzung er Flora betreffend so lange unterlegen war.
Flora schmiegte sich an Josh. “Nun, ich kann verstehen, wie du mitunter dazu gekommen warst, mir kriminelle Neigungen zu unterstellen”, sagte sie nachdenklich und dachte an ihre unglückliche erste Begegnung zurück. “Aber nicht, dass du jetzt von mir denkst, ich würde jeden Tag irgendwo einen Autoreifen anstechen.”
Ein Flackern in seinen Augen ließ Flora aufhorchen. “Sei ehrlich – du hattest schon, bevor wir uns über den Weg liefen, von meinem Vater und dem Gerichtsprozess gewusst”, sagte sie geradeheraus und wunderte sich nun über sich selbst, wieso ihr dies erst jetzt so richtig bewusst wurde, wusste sie doch, dass ihr Gesicht durch ihr Erscheinen in den Medien mittlerweile landesweit bekannt war.
“Ja, Flora, so ist es. Aber im Unterschied zu den anderen Leuten, die dich aus dem Fernsehen kennen, habe ich die wirkliche Flora Graham kennengelernt. Und ich muss gestehen, ich glaube, ich verliebe mich gerade ziemlich heftig in diese leibhaftige Flora.”
Flora wurde auf einmal ganz blass. Was sollte sie auf sein Geständnis sagen? “Ehrlich?”, fragte sie krächzend. Er wirkte gerade gar nicht so, als machte er Witze. Doch andererseits auch nicht gerade so, als schwebte er verliebt wie auf einer Wolke!
“Ganz ehrlich.” Er drückte sie ganz fest an sich.
“Oh, und ich muss gestehen, ich bin mindestens ebenso sehr in dich verliebt”, sprudelte es jetzt spontan aus ihr heraus. Sie war fassungslos über sich selbst, wie plötzlich sie sich innerlich bereit dazu fühlte, ihr bislang so ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis über Bord zu werfen.
“Das klingt wie Musik in meinen Ohren.” Er klang zutiefst zufrieden und umarmte Flora innig. Doch dann machte er einen unruhigen Eindruck. “Aber trotzdem muss ich nun wirklich gehen.” Er entließ Flora aus seiner warmherzigen Umarmung und rollte sich von ihr weg auf die Seite. Mit einem schwungvollen Satz war er auch schon aus dem zerwühlten Bett gesprungen.
Flora nickte nur. Ganz gegen ihren Willen musste sie einfach hinschauen, wie er nun geschmeidig durchs Zimmer tigerte und seine verstreuten Kleidungsstücke einsammelte. Er war wirklich unbeschreiblich, ein Prachtexemplar von Mann! Doch irgendwie schien ihm gerade etwas durch den Kopf zu gehen. Flora konnte sich aber keinen Reim darauf machen, was es sein konnte.
“Ich habe Liam versprochen, mit ihm morgen früh am Strand zu picknicken – eine ‘Sand-im-Sandwich’-Unternehmung. Möchtest du da vielleicht mitkommen?”, versuchte er mit der Aussicht auf baldiges Wiedersehen ihr den Abschied zu erleichtern.
“Sand ist mein liebster Sandwichbelag”, witzelte sie, angestrengt darum bemüht, locker zu klingen. Und cool, denn ein wenig düpiert war sie schon, wie leicht es ihm doch jetzt scheinbar fiel, sie zu verlassen.
Er nickte mit einem Schmunzeln und schien damit ihre Antwort amüsant zu finden, was Flora mit Genugtuung registrierte. Doch sie wollte sich jetzt ohnehin nicht verunsichern lassen. Im Augenblick wollte sie sich ausschließlich auf die wichtigen Dinge konzentrieren – vor allem auf die Tatsache, dass er ihr eben gestanden hatte, sich gerade ziemlich heftig in sie zu verlieben. Und darauf kam es an.
“Dann hole ich dich gegen elf Uhr ab.”
Der Kuss auf ihren Mund, der jetzt für sie ganz unerwartet kam, zeugte ganz und gar nicht von Gleichgültigkeit und lieferte Flora den eindeutigen Beweis dafür, dass ihr Optimismus doch berechtigt war.
Flora wagte
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