Julia Extra Band 0198
mögliche Kindische tun mögen. Doch sie war jetzt klug genug, sich in Schach zu halten. “Ich meine ja bloß …”
“Also, ich jedenfalls habe mich bereits nach einem neuen Haus umgeschaut. Und wenn du vielleicht irgendwann in der Zukunft dich doch mit dem Gedanken anfreunden könntest …”
“Josh, fragst du mich gerade, ob ich mit dir zusammenziehen will?”
“Nein … wenigstens nicht sofort. Du müsstest dazu auch akzeptieren, dass ich nur als Paket zu haben bin …”
Flora drehte sich auf ihrem Sitz um und schaute die andere Hälfte dieses Paketes, die auf der Rückbank inzwischen eingeschlummert war, mit einem Lächeln an. “Das ist mir nicht entgangen.”
“Es ist aber alles in allem etwas, über das du erst noch einmal ganz sorgfältig und in Ruhe nachdenken solltest.”
“Sag mal, was soll das eigentlich gerade?”, fuhr sie ihn jetzt zornig an. “Du sprichst etwas sehr Schönes an, doch gleichzeitig so gelassen, als wäre dir meine Antwort gar nicht so wichtig. Und so, als ob du versuchtest, dein Angebot gleich zur Hälfte wieder zurückzunehmen. Du sagst, du habest dich sehr in mich verliebt, unterstellst mir wohl aber, ich akzeptiere womöglich deinen Sohn nicht.” Aufgeregt musste sie tief Luft holen. “Es hat den Anschein, als suchtest du geradezu nach einem Grund, warum unsere Beziehung langfristig gar nicht funktionieren kann.” Vorwurfsvoll sah sie ihn an, denn sie war jetzt davon überzeugt, dass sein Verhalten eine bestimmte Strategie verfolgte.
“Vielleicht fürchte ich ja auch nur, nicht gut genug für dich zu sein.” Er atmete angestrengt aus.
“Pah!”, rief sie jetzt voller Hohn. “Das ist jetzt falsche Bescheidenheit! Und sie passt auch gar nicht zu dir. Du weißt insgeheim ganz genau, was du wert bist.”
“Es tut dem Ego eines Mannes aber überhaupt nicht gut, von einer Frau vornehmlich als Erzeuger ihres Kindes angesehen zu werden.”
“Ach, Josh, jetzt sei nicht so kleinlich und schütte nicht das Kind mit dem Bade aus”, murrte sie. “Ich denke, ich habe dir schon öfter als es gut ist gesagt, wie sehr ich dich mag. Aber egal – lassen wir meinetwegen alles Zweitrangige beiseite und kommen wir direkt auf den zunächst wichtigsten Punkt: Liebst du mich wirklich und willst du ehrlich mit mir zusammenleben?”
“Hoi! Ich wette, wenn du vor Gericht dein Plädoyer auch so vorträgst, bringst du die Gegenseite damit zum Zittern!”
“Jetzt versuch nicht, mit Schmeicheleien vom Thema abzulenken, Josh.”
“Also gut”, sagte er mit einnehmender Stimme. “Ich antworte auf beide Fragen mit Ja. Und wie lautet nun darauf
deine
Antwort?”
“Auf beide Fragen: Ja”, hauchte sie zittrig. “Deutlich genug und damit zufrieden?”
“Weit mehr als zufrieden.”
7. KAPITEL
“Ich kann nicht ganz genau sagen, wo Sie Josh finden können, Flora”, sagte Megan Jones, “aber ich glaube, er ist in Richtung See gelaufen. Wenn Sie dem schmalen Pfad durch den Wald folgen, kommen Sie genau auf der westlichen Seite des Sees an.”
Flora folgte der Wegbeschreibung und sah alsdann auch schon von Ferne Josh; er saß im Gras über einen Zeichenblock gebeugt.
Als er Floras schlanke Gestalt herannahen sah, legte er seinen Zeichenstift ab. Doch das Lächeln, mit dem er sie willkommen heißen wollte, verflog von seinen Lippen, als Flora näher kam und er einen tiefen Groll aus ihren Augen ablesen konnte. Wütend hatte er sie schon erlebt – aber so verärgert wie jetzt hatte sie auf ihn noch nie gewirkt. In besorgter Erwartungshaltung schaute er zu, wie sie mit schwingenden Armen und energischen Schrittes immer näher kam.
Sie scheint ja ganz in Gedanken versunken und vollkommen mit sich selbst beschäftigt, dachte Josh. Er erhob sich von seinem Klappstuhl, klopfte vermeintlichen Staub von seinen Hosen und dachte dabei, dass Höflichkeit wohl seine einzige Waffe war angesichts dessen, was ihn wohl gleich erwarten würde.
Flora blieb direkt vor ihm stehen; ihr war, als würde sie gerade eine schwere Last tragen. Und in der Tat waren die schrecklichen Dinge, die in dem Brief standen, den sie da erhalten hatte, eine schwere Bürde für sie. Aber trotzdem schmolz sie auch diesmal wieder dahin, sobald sie diesem Mann gegenüberstand. Es konnte doch nicht alles eine Lüge sein … oder?
“Nun, ist das die Wahrheit?”, ging sie Josh in barschem Ton an. Mit zittriger Hand hielt sie ihm die krumpeligen Seiten eines Briefes, den sie am gleichen Morgen erhalten hatte, unter die
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