Julia Extra Band 0198
gelang ihr, einen sich ankündigenden Tränenstrom zu unterdrücken; sie sah, dass Josh anscheinend die enorme Tragweite ihres Bekenntnisses mit Wohlgefallen zur Kenntnis nahm. Tatsächlich wirkte er jetzt so ergriffen, dass sie sich nicht sicher war, ob sie ihn mit der Intensität ihrer gefühlsmäßigen Äußerung womöglich irgendwie erschreckt hatte.
Ihre Nachdenklichkeit dauerte nur ein paar Sekunden an, denn dann fand Flora sich schon in Joshs Umarmung wieder. Er hob sie hoch und küsste sie als Beweis seiner Freude innig und heftig.
Als er sie schließlich wieder losließ, fand Flora ihren Kopf gegen seine Schulter gelehnt, und sie hörte das beruhigende gleichmäßige Pochen seines Herzens. Sie atmete tief ein und sog dabei den unverwechselbaren Duft dieses Mannes ein, den sie abgöttisch liebte.
“Ich hoffe, dir ist klar, dass ein Kuss wie dieser gerade das Gleiche bedeutet wie ein Verlobungsring!”
“Und was für einer”, stimmte sie ihm verträumt zu. “Ich wusste, dass es so weit kommen würde, wenn ich dir erst einmal meine Wohnungstür geöffnet habe.” Sie stieß einen zufriedenen Seufzer aus und rieb ihre Wange an dem dünnen Stoff seines Hemdes; dabei atmete sie seinen warmen moschusartigen Duft ein. Wie elektrisiert spürte sie, wie plötzlich ein scharfes körperliches Verlangen ihr durch die Glieder schoss. “Du ahnst ja gar nicht, wie schwer es war, dir nicht die Tür zu öffnen, als du hämmernd davor standest; es kam mir jedes Mal wie Stunden vor. Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr weggehen.”
“Es kam dir nicht wie Stunden vor, es waren Stunden; und wenn ich genau gewusst hätte, dass du doch zu Hause warst, dann hätte ich noch viel mehr Widerstand geleistet, als da Leute vom Wachschutz mich aus deinem Gebäude zerrten!”
“Ich habe diese Wachleute nie herbeigerufen, das müssen irgendwelche Nachbarn getan haben”, versicherte sie ihm.
“Ich habe den Eindruck, dass ich inzwischen sämtliche Nachbarn zumindest einmal gesehen habe, so lange wie ich da vor deiner Tür gewartet habe. Aber egal, was deine Nachbarn von mir halten – die Leute, die mich kennen, halten mich eigentlich für einen ganz vernünftigen Menschen.”
“Dann will auch ich mal nicht so sein und dich dafür halten”, scherzte sie.
“Und bitte glaube mir auch, wenn ich dir verspreche, alles zu geben, damit ich stets der beste Ehemann bin, der ich für dich sein kann.” Wie er hoffte, dass ihr dieses Versprechen genügen würde! Zärtlich strich er mit den Fingern ihre pfirsichzarte Wange hinab.
Der Ton seines Versprechens hatte so aufrichtig geklungen, dass Flora so ergriffen war, dass sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete. Sie drehte den Kopf, um den Rücken der Hand, die gerade so sanft über ihr Gesicht strich, zu küssen.
“Ja, ich glaube, dass du das ehrlich versuchen willst, Josh.”
“Dann lass uns den Schritt nicht weiter aufschieben. Wir müssen ja nicht übertrieben aufwendig heiraten …” Josh wirkte jetzt so, als wollte er sogleich losrennen und sich den erstbesten Priester schnappen, der bereit war, ihn und Flora zu trauen. Sie aber wollte ihre Hochzeit gebührend feiern – schließlich hatte sie vor, eine eigene Eheschließung nur einmal im Leben zu feiern. Doch im Moment hatte sie Dringlicheres vor, als mit Josh darüber zu debattieren.
Recht kühn öffnete sie den obersten Knopf seines Hemdes und strich Josh sanft über die behaarte Brust. Als er sie verführerisch anblickte, nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn in Richtung Tür zu ihrem Schlafzimmer. Eines wusste sie: Egal, wie unsicher ihre gemeinsame Zukunft auch sein mochte – solange wie er sie so anschaute wie gerade jetzt, solange bestand zumindest berechtigte Hoffnung …!
Flora schaute Josh liebend gern bei seiner künstlerischen Arbeit zu. Er bemalte die Leinwand mit kühnen, doch sicheren Pinselstrichen, und auch wenn er tatkräftig ans Werk ging, hatte seine Pinselführung etwas Feinfühliges. Ihm brachte es Freude, Flora zu malen, und es standen bereits mehrere fertige Porträts von ihr in seinem Atelier gegen die Wände gelehnt da; an den diversen Bildern konnte man das jeweilige Stadium ihrer Schwangerschaft ablesen.
Das Licht in dem Atelier, das Josh sich in dem wunderschönen neuen Haus eingerichtet hatte, welches er inzwischen gemeinsam mit Flora erworben und bezogen hatte, fand er ideal für seine Porträtstudien. Und Flora machte es Spaß, für ihn Modell zu sitzen.
Doch vor allem machte
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