Julia Extra Band 0198
wenig nachdenklich drein und machte eine Einschränkung. “Obwohl mir beim nächsten Mal lieb wäre, wenn ich doch noch eine Hilfe zur Seite gestellt bekäme …”
“Beim nächsten Mal!” Sie musste grinsen, als sie merkte, wie auch ihm sogleich auffiel, wovon er da eigentlich gesprochen hatte.
“So wie du das jetzt annimmst, habe ich es bestimmt nicht gemeint …”
“Haha!” Plötzlich hörte sie laute Schritte. “Was ist das Geräusch da?”
“Der Krankenwagen, nehme ich mal an.”
“Dann lass die Sanitäter schnell herein, bevor sie womöglich noch die Tür einrennen … und damit Liam erschrecken.” Sie machte große Augen. “Was der Kleine wohl für Augen macht, wenn er morgen früh aufwacht und feststellt, dass er eine kleine Schwester hat?”
“Das wird wohl kaum geschehen, weil die kleine Schwester zusammen mit der Mama gut versorgt in einem Klinikbett liegen wird.” Er sah Flora mit einem Blick an, der verriet, dass er in diesem Punkt nicht mit sich reden lassen würde; ihr Protest wurde sofort im Keim erstickt. “Tu das
mir
zuliebe, Flora. Ich möchte, dass du dort richtig durchgecheckt wirst und das Würmchen auch, um sicherzugehen, dass mit euch beiden auch wirklich alles ganz in Ordnung ist.”
Sie nickte einvernehmlich. Es war kein allzu großes Zugeständnis, wenn man bedachte, zu welchen Zugeständnissen er bereit gewesen war. “Und wie soll unsere kleine Prinzessin denn heißen?”, fragte sie ihn noch schnell, bevor Josh sich auf den Weg zur Haustür machte. “Ich würde sie gern Emily nennen, nach meiner Mutter; und Emily Bridget würde mir noch besser gefallen …” Erwartungsvoll lächelte sie Josh an.
Tränen traten nun in seine Augen. “Der Tag, an dem ich dir folgte, hat sich als
der
Glück bringende Tag meines Lebens herausgestellt!”, verkündete er feierlich, voll tiefer Überzeugung.
“Das Gleiche kann auch ich sagen, mein süßes Kind”, flüsterte sie sanft ihrem Töchterchen zu. “Du weißt es noch nicht, aber du hast den allerbesten Daddy auf der ganzen Welt erwischt.” Und ich den allerbesten Mann, dachte sie, als sie sich entspannt und wie auf einer rosa Wolke schwebend zurücklehnte, um den glückseligen Moment mit ihrer neugeborenen Tochter voll auszukosten.
– ENDE –
Donna Clayton
Leben heißt Lieben
1. KAPITEL
Die Reifen des Wagens heulten gequält auf, als Julia Jones mit rasantem Tempo in die Straße einbog. Ihre Finger klammerten sich fester um das Lenkrad, als sie mit dem gleichen hohen Tempo die enge, kurvige Straße entlangfuhr. Nur gut, dass kein Verkehr auf der Landstraße zur Farm herrschte, so konnte sie ihre Wut zumindest beim Fahren auslassen.
Sie war so in Rage gewesen, dass sie fast explodiert wäre, als sie die Tür ihres hübschen Stadthauses in Wilmington hinter sich ins Schloss hatte fallen lassen. Wütend auf Kelly, ihre vierzehnjährige Tochter. Selbst diese zwanzigminütige Fahrt durch das satte Grün der sanften Hügellandschaft von Hockessin, Delaware, half nicht, sie zu beruhigen. Sie konnte nur hoffen, dass Charlotte, ihre Freundin und Geschäftspartnerin, ihr eine Tasse ihres berühmt-berüchtigten Kamillentees anbieten würde. Aber im Moment bezweifelte sie, dass überhaupt irgendein Kraut existierte, das ihre Wut und dieses schrecklich flaue Gefühl in ihrem Magen beruhigen könnte. Ein anständiger Schluck Whisky wäre bestimmt wirkungsvoller.
Teenager! stöhnte Julia in Gedanken auf. Sie konnten eine Mutter in den Alkoholismus treiben!
Trotz der düsteren Sturmwolken, die über ihrem Haupt schwebten, musste sie bei dem Gedanken unwillkürlich grinsen. Charlotte würde sie spöttisch belächeln, die Freundin wusste, dass Julia nie harte Sachen anrührte, höchstens mal ein Glas Wein.
Während sie jetzt unter den ausladenden Ästen der schattigen Allee auf das weiße Farmhaus zufuhr, zogen Bilder aus ihrer Erinnerung an ihr vorbei: Kelly im Ballettröckchen auf der Theaterbühne, die dunklen Haare zu einem Knoten im Nacken gebunden; die Kette aus angemalten Nudeln, die Kelly für sie gebastelt hatte, die schwarzen Lacklederschuhe, die an Kellys erstem Schultag so wunderschön in der Sonne geglänzt hatten.
Wann genau waren Klavierunterricht und Ballettstunden eigentlich uninteressant und langweilig für ihre Tochter geworden – “ätzend” und “uncool”, Kellys Lieblingsworte. Julia seufzte. Ach, könnte sie doch nur die Zeit zurückdrehen, bis zu dem Punkt, als in Kellys Augen noch nichts anderes
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