Julia Extra Band 0198
sie ihn glücklich. Allerdings bemerkte sie auch, wie gleichzeitig seine innere Anspannung immer stärker wuchs, je rundlicher ihr Bauch wurde und je näher der Geburtstermin rückte.
Flora hatte sich noch immer nicht an das neue Gefühl gewöhnt, mittlerweile eine Mrs Prentice zu sein, aber sie fand es beileibe nicht unangenehm – nein, ganz im Gegenteil! Die Realität, mit Josh zusammenzuleben, übertraf ihre wildesten Träume. Josh hatte ihr zuliebe sogar ganz festlich Hochzeit mit Familie und Freunden gefeiert.
Flora selbst hatte keine große Familie, aber dafür war der Prentice-Clan umso größer. Zuerst hatte Flora kaum gewagt, Jake und seiner Frau wieder unter die Augen zu treten, doch die beiden gaben sich ganz locker und machten Flora deutlich, dass man die Sache längst vergessen habe. Inzwischen klagten eher die beiden Zwillingsbrüder darüber, dass hinter ihrem Rücken ihre beiden Frauen die Köpfe verschwörerisch zusammensteckten.
Josh bemühte sich sichtlich, sich nichts anmerken zu lassen, wie ängstlich er wegen Floras Schwangerschaft war, doch gelegentlich – und zuletzt immer öfter – konnte Flora ihm seine Furcht aus den grauen Augen ablesen. Es tat ihr richtig weh, ihn so leiden zu sehen. Doch sie wusste auch, dass sie ihm sofort nicht würde helfen können und so lange, bis sie gesund ihr Kind zur Welt gebracht haben würde, ihn die dunklen Geister der Vergangenheit heimsuchen würden. So lange würde auch ein Schatten über ihrer beider Beziehung liegen.
Ganz leise, da sie Josh nicht stören wollte, stand Flora von dem mit Leinenstoff bespannten Atelierstuhl auf. Doch sich mit ihrem inzwischen beträchtlichen Gewicht leise von diesem Stühlchen zu erheben war keine so leichte Sache. Josh drehte sich um, und sie antwortete bereits, bevor er sie fragen konnte. “Alles in bester Ordnung, Josh. Ich muss nur gerade mal aufstehen und mich ein wenig strecken.”
Sie erwähnte ihm gegenüber nichts von dem nagenden Schmerz in ihrem Rücken, da Josh die Tendenz hatte, jedes Mal gleich überzureagieren, bei jeder kleinsten Kleinigkeit, jedem Mucks, den sie von sich gab. Oft reagierte sie gereizt, wenn er seine Besorgnis äußerte und bisweilen ihrer Ansicht nach zu viel Fürsorglichkeit an den Tag legte; rasch konnte daraus ein Streit entbrennen. Ihr veränderter Hormonhaushalt mochte dafür verantwortlich sein, doch Flora bemerkte gleichzeitig an sich auch, dass sie in jüngster Zeit Konflikten lieber aus dem Weg ging. Doch insgesamt verlief alles ohne Grund zur Aufregung, und Flora fühlte sich mit ihrem frisch gebackenen Ehemann glücklich und ein wenig wie im Märchenland.
Sie genoss es auch, dass er als Künstler zu Hause arbeiten konnte. “Auch, wenn ich dir dabei dauernd auf den Füßen stehe?”, hatte Josh sie einmal gefragt.
Sie hatte ihn auf diese Frage lediglich ein wenig verlegen angelächelt, denn sehr wohl wusste sie dankbar zu schätzen, dass Josh als Freischaffender ihr zur Hand gehen und sich außerdem intensiv um Liam kümmern konnte.
Heute Abend beispielsweise hatte er den Jungen von einem Kindergeburtstag abgeholt. Da Flora sich bereits hingelegt hatte, entschloss Josh sich, sie nicht zu wecken und den Jungen allein in sein Bettchen zu bringen. Mit zwei Gutenachtgeschichten extra konnte er den kleinen Wicht überreden, nicht um jeden Preis noch in Floras Bett zu krabbeln.
Jetzt gab er Liam einen Gutenachtkuss und schloss leise die Tür hinter dem blonden Engel, der inzwischen zum Glück schon fast eingeschlummert war. Vorsichtig, um Flora nicht zu erschrecken, öffnete Josh die Tür zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer.
“Was machst du denn da?” Entgeistert starrte er sie an, wie sie auf dem Fußboden kniete und ihren Oberkörper auf der Bettmatratze abstützte.
Flora atmete schwer und warf ihm einen vernichtenden Blick zu; ihr Gesicht war verschwitzt und hatte rote Flecken. “Wonach sieht es wohl aus?”
“Um Himmels willen!” Josh stand wie versteinert da. “Du bist doch nicht … das kann doch wohl nicht sein!”
“Wetten, dass doch …?”
Käsebleich wollte Josh etwas sagen; seine blutleeren Lippen bewegten sich, doch er brachte kein Wort heraus. Nun war auch noch sein Gehirn wie Wachs; er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Als Flora schließlich einen wilden, geradezu barbarischen Schrei ausstieß, wurde Josh jäh aus seinem tranceähnlichen Zustand gerissen.
“Ein Krankenwagen …” keuchte er. “Oder besser noch, ich fahre …” Mit
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