Julia Extra Band 0198
die Tür öffnete, wirkte sie völlig perplex.” Er gluckste vergnügt. “Aber sie hat sich sofort wieder gefangen.”
Jetzt wurde das Lächeln auf Julias Gesicht zu einem breiten Grinsen. “Ja, das ist unsere Charlotte. Sie fängt sich immer sehr schnell.” Sie hielt nur kurz inne. “Willkommen in Wilmington. Wie lange werden Sie bleiben?”
“Nun, um genau zu sein – ich werde hier wohnen.” Er sah das erstaunte Aufblitzen in ihren Augen, vermischt mit Argwohn. “Keine Sorge, Charlotte hat mich dazu eingeladen”, versicherte er deshalb sofort.
Warum? Warum fühlte er sich verpflichtet, diese Frau zu beruhigen? Außer ihrem Namen wusste er doch nichts von ihr. “Außerdem bleibe ich nur so lange, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe.”
“Aha”, sagte sie wieder. Dann wandte sie den Blick zur Treppe und wieder zu ihm zurück. “Und? Ist sie hier?”
“Charlotte? Nein. Wir haben gestern bis in die Nacht hinein hier gesessen und erzählt. Deshalb haben wir auch so lange geschlafen. Charlotte ist losgefahren, um das Frühstück zu besorgen.”
“Frühstück? Doch wohl eher Brunch.”
Der leichte Tadel war unüberhörbar, doch es berührte Ryan nicht. Charlotte und er hatten sich viel zu erzählen gehabt, sie hatten sich Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Er lächelte. “Ja, so könnte man es auch nennen.”
Julia stöhnte und hob mit einer hilflosen Geste die Arme. “O Charlotte. Wir müssen doch die Hühner für die Party heute Abend stopfen. Wie konntest du das nur vergessen!”
Diesmal war es Ryan, der “Aha” sagte. “Sie sind also Charlottes Partner.”
Julia sah ihn blicklos an. “Stimmt, ich bin der Partner.”
Bei ihrem kläglichen Ton musste er grinsen. “Oh, ich kann es Ihnen nachfühlen. Ein Geschäft mit meiner Cousine zu führen kann nicht einfach sein. Sie ist manchmal – vorsichtig ausgedrückt – ein wenig zerstreut, nicht wahr?”
“Aber sie hat ein Herz aus Gold.”
Sein Lächeln wurde breiter. Es gefiel ihm, dass Julia Charlotte sofort verteidigte.
“Und sie kann kochen!” Julias Ton verriet ihre unumwundene Bewunderung für Charlottes Talent. Dann zuckte sie die Schultern. “Dafür muss man eben auch ihren … kleinen Makel in Kauf nehmen. Schließlich habe ich auch meine Fehler.”
Diese Frau – Fehler? Soweit Ryan das bis jetzt beurteilen konnte, war sie perfekt! Aber er hütete sich, diese Meinung zu äußern.
“Tja, sieht ganz so aus, als würde unser enger Terminplan eben noch ein bisschen enger werden”, meinte sie jetzt leise.
Keine Panik, keine Hysterie, nur ruhige Sachlichkeit und Entschiedenheit. Ryan hätte ihr am liebsten anerkennend auf die Schulter geklopft. “Ich kann ja helfen”, bot er an und bemühte sich, nicht zu eifrig zu klingen.
Sie musterte ihn von oben bis unten. “Aber bestimmt nicht in diesem Aufzug.”
Er sah an sich herab. “Soll das heißen, Sie würden meine Hilfe nicht annehmen, nur weil ich fast nackt bin?”, fragte er gespielt beleidigt.
Ihr Lachen war spontan und herzlich. Und in Ryans Ohren klang es unheimlich sexy.
“Genau das will ich damit sagen. Sie haben es erfasst”, gab sie gut gelaunt zurück.
Lächelnd sahen sie einander in die Augen, und für einen Augenblick hatte Ryan das wunderbar warme Gefühl, Julia Jones nähergekommen zu sein.
Im gleichen Moment wurde die Hintertür aufgestoßen, und Charlotte stürzte völlig aufgelöst in die Küche.
“Julia, ich hab’s vergessen! Aber ich habe mich noch rechtzeitig erinnert. Ich bin hier! Ich war nur …” Charlotte brach abrupt ab und sah von Ryan zu Julia, dann wieder zu Ryan mit dem knappen Handtuch. Als sie schließlich den Blick hob und ihm ins Gesicht sah, funkelte ein verschmitztes Grinsen in ihren Augen. “Nun, wie ich sehe, kennst du meinen Cousin bereits. Um genau zu sein, kennst du ja fast alles an ihm”, fügte sie hinzu, ohne den Blick von Ryan zu wenden.
Vor Verlegenheit wäre Ryan am liebsten im Boden versunken, und an Julias gerötetem Gesicht erkannte er, dass es ihr nicht viel anders ging. Sie beide wirkten wie Teenager, die man beim Knutschen in einem dunklen Türeingang erwischt hatte.
“Der Wasserkessel kochte über”, ergriff Julia als Erste das Wort, so als würde diese Erklärung sie beide, Ryan und sie, von allen nie begangenen Sünden reinwaschen.
“Richtig”, mischte sich jetzt auch Ryan ein. “Deshalb bin ich schnell aus der Dusche gesprungen und die Treppe hinuntergerannt, um den Herd abzustellen.” Er
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