Julia Extra Band 0198
Wirklichkeit zurück. “O Charlotte”, seufzte sie, “du wirst nicht glauben, was sie vorhat.”
2. KAPITEL
An diesem Abend schloss Julia sehr zufrieden ihre Haustür auf.
Das Essen für die Party war ein Riesenerfolg gewesen. Die Gastgeberin war so begeistert gewesen, dass sie Julia und Charlotte immer wieder überschwänglich gedankt, Gold Ribbon ein fettes Trinkgeld gegeben und weitere Aufträge zugesichert hatte.
Julia sah kurz auf ihre Armbanduhr. Viertel nach neun. Gut, es war also relativ früh.
Charlotte und sie hatten den Erfolg noch in der Eisdiele bei einem Milchshake gefeiert und unbeschwert über Gott und die Welt geplaudert. Leider gab es viel zu selten Gelegenheit für ein solches Plauderstündchen, und Julia genoss diese entspannten Gespräche immer sehr. Heute war sie besonders dankbar dafür. Sie drängte sich nicht unbedingt danach, den Streit mit Kelly weiter auszutragen.
Julia hatte zu Hause angerufen, um Kelly Bescheid zu sagen, dass sie ein wenig später nach Hause kommen würde und Kelly sich das zubereitete Essen im Kühlschrank nur warm zu machen brauche. Kelly war nicht ans Telefon gegangen, Julia hatte die Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen. Sie war sicher, dass Kelly neben dem Telefon gestanden und jedes einzelne Wort genau mit angehört hatte.
In der Eisdiele hatte sich Julia bitterlich bei Charlotte über Kellys einsetzenden Hormonschub und das plötzliche übermäßige Interesse am anderen Geschlecht beklagt. Aber sie wurde das bestimmte Gefühl nicht los, dass sie nicht sonderlich freundlich reagiert hatte, als Charlotte sie zu beruhigen und überzeugen versucht hatte, ein solches Verhalten sei völlig natürlich in Kellys Alter. Julia hatte davon nichts hören wollen.
Fest entschlossen, sich ihrer Tochter gegenüber nicht so zu verhalten, wie ihr Vater es bei ihr getan hatte, war sie allerdings genauso fest entschlossen, Kelly vor möglichen Dummheiten zu bewahren. Fehler in der Teenagerzeit konnten das ganze restliche Leben bestimmen. Und Julia würde darauf achten, dass die Geschichte sich nicht wiederholte. Nicht mit ihrer Tochter.
Rockmusik drang aus dem oberen Stockwerk. Kelly hatte sich also in ihrem Zimmer vergraben. Mit einem schweren Seufzer stieg Julia die Treppe hinauf. Vor Kellys geschlossener Zimmertür blieb sie stehen und las den auf Augenhöhe angeklebten Zettel, auf dem in wütend gekrakelten Druckbuchstaben eine kurze Nachricht stand: “Lass mich in Ruhe!”
Sie wandte sich ab. Von der Tür, von der Wut und der angespannten Funkstille, die dieser pinkfarbene Zettel symbolisierte. Sie ging in ihr eigenes Schlafzimmer und zog sich langsam aus. Ein heißes Bad. Ja, ein heißes Bad war jetzt genau das, was sie brauchte.
Sie nahm das Buch von ihrem Nachttisch, ein Liebesroman, und zog sich den Bademantel über. Auf bloßen Füßen ging sie über den Gang, bis zum Ende, dort, wo das Badezimmer lag, wobei sie es geflissentlich vermied, auf die verschlossene Tür mit dem pinkfarbenen Zettel zu sehen.
Sie ließ Wasser in die Wanne einlaufen und legte sich in die wohlige Wärme. Der angenehme Duft des Schaumbades und himmlische Ruhe umhüllten sie, als sie die Augen schloss. Nun, die Ruhe war nicht ganz perfekt, die Rockmusik aus Kellys Zimmer drang leise zu ihr herüber. Aber als Mutter eines Teenagers war sie so sehr an die ständige Musikberieselung gewöhnt, dass sie es schon fast nicht mehr wahrnahm. Sie hob die Lider und griff nach dem Roman.
Siebtes Kapitel. Held und Heldin kamen sich also endlich näher. Der Autorin war es gelungen, ihren Romanfiguren echtes Leben einzuhauchen, und Julia folgte ihnen in eine Welt aus Liebesgeplänkel und sinnlicher Lust …
Seine Lippen zogen eine heiße Spur über ihren Nacken, ihren Hals, und ein raues, wollüstiges Stöhnen bahnte sich einen Weg über ihre Lippen. Seine Hand glitt hoch, immer höher, bis sie warm und leidenschaftlich ihre erregte Brust umfasste …
Julia rutschte tiefer in die Wanne und ließ ihre Gedanken wandern. Wie es wohl sein müsste, von Ryan Shane so geküsst zu werden? Wie würden sich seine harten Muskeln wohl unter ihren Fingerspitzen anfühlen? Sie sollte sich solchen Gedanken nicht hingeben, aber was machte das schon? Die Gedanken waren frei, oder? Niemand würde davon erfahren. Und sie wusste, dass in ihrem Leben kein Platz für einen Mann war. Was nicht bedeutete, dass sie nicht die normalen Wünsche und Bedürfnisse einer Frau verspürte. Was schadete es da schon, wenn
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