Julia Extra Band 0198
sie mitgebracht hatte. Es war grau und hatte einen wirklich langweiligen Schnitt. Auf keinen Fall aber wollte sie den Eindruck machen, als würde es ihr darum gehen, sexy auszusehen, um Randal den Kopf zu verdrehen. Entschlossen steckte sie das lange braune Haar zusammen und legte nur ein dezentes Make-up auf. Dazu entschloss sie sich, ganz auf ein Parfum zu verzichten.
Dann schaute sie eine Zeit lang Fernsehen, doch gelang es ihr kaum, sich auf die bunten Bilder zu konzentrieren. Eine Stunde später klopfte Randal an der Tür. Pippa warf noch einen raschen Blick in den Spiegel, bevor sie antwortete. Ja, genau so wollte sie aussehen. Vor allem durfte sie nicht den Eindruck machen, als könnte sie ihre Lust auf Randal nicht mehr unterdrücken, nachdem sie miteinander geschlafen hatten.
Als sie die Tür aufmachte, bemerkte sie, wie überrascht er war, sie so zu sehen. Vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie sich so zurückhaltend kleiden würde, doch verkniff er sich jede Bemerkung und sagte: „Wenn du fertig bist, können wir vielleicht nach unten gehen und einen Tee trinken. Renata hat gesagt, dass sie Johnny gegen sechs Uhr zurückbringt, und es ist jetzt bald fünf.”
„Eine Tasse Tee ist eine gute Idee”, erwiderte Pippa und nahm ihre Handtasche. Die Zwischentür zu Randals Zimmer war geschlossen. Und das würde sie auch in den nächsten Tagen bleiben. Pippa hatte nicht die geringste Absicht, ihm noch einmal zu erlauben, sich ihr zu nähern.
Doch obwohl sie sich vorgenommen hatte, kühl und distanziert zu bleiben, spürte sie, wie ihr Herz zu rasen begann, als Randal sie beim Arm nahm, um sie die Treppe hinabzuführen. Wieder ging von ihm diese erotische Ausstrahlung aus, der sie sich kaum entziehen konnte. Er berührte sie nur ganz leicht, doch hatte Pippa das Gefühl, einen Elektroschock zu bekommen.
Auf dem Flur machte sie sich rasch von ihm los. Dabei bemerkte sie, wie aufmerksam er sie beobachtete. Wusste er denn genau, was in ihr vor sich ging? Sie konnte ihm einfach nicht vertrauen. Doch wäre es besser, jetzt nicht weiter darauf einzugehen. Das Beste war vielleicht, jeder Art von Auseinandersetzung mit ihm aus dem Weg zu gehen.
Unten im Erdgeschoss nahmen sie an einem Tisch Platz, von dem aus sie die Eingangstür sehen konnten. Sie bestellten eine Tasse Tee. Pippa nahm einen Schluck, stellte fest, dass der Tee ausgezeichnet war und begann, sich ein wenig zu entspannen. Dabei warf sie Randal einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Er trommelte unruhig mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels, während er immer wieder zur Tür hinüberschaute. Offenbar machte er sich Sorgen, ob seine ehemalige Frau Johnny wirklich pünktlich zurückbringen würde. Es würde ihn wohl um den Verstand bringen, wenn er feststellen musste, dass Renata ihm den Jungen wegnehmen wollte. Würde sie Johnny etwa mit sich ins Ausland nehmen? Es würde Monate dauern, bis es Randal gelänge, seinen Sohn wieder nach England zu bringen, und Renata würde sein Leben so in einen Albtraum verwandeln.
Um ihn von solch düsteren Gedanken abzulenken, sagte Pippa leichthin: „Ich habe gerade daran gedacht, dass ich erst einmal Ferien machen werde, bevor ich mir einen neuen Job suche.”
„Wo willst du hinfahren?”
„Irgendwohin, wo es warm ist. Vielleicht nach Spanien oder Italien. Ich kenne keines der Länder, da ich noch nie ins Ausland gereist bin. Bevor ich in der Versicherung angefangen habe, hatte ich nicht genug Geld, und dann habe ich das Haus gekauft und musste erst einmal die Raten abbezahlen.”
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu.
„Dein Leben ist nicht einfach gewesen. Keine Familie, kein Zuhause, nur wenig Geld. Da muss es besondere Bedeutung haben, dass es dir gelungen ist, ein eigenes Haus zu kaufen und zu renovieren. Bei dem Verkauf wirst du eine hübsche Stange Geld verdienen.”
„Vermutlich”, erwiderte sie gedankenverloren. Es war eine angenehme Vorstellung, endlich über genug Geld zu verfügen und nicht bei jeder Ausgabe dreimal zu rechnen. Das hatte sie nie zuvor erlebt. Jeder Penny, den sie verdient hatte, war schon eingeplant gewesen. Für Kleidung, Essen, die Fahrten zur Arbeit, die Raten für den Kredit. Jetzt aber konnte sie auch einmal spontan Geld ausgeben.
„Ich muss mir aber auch ein neues Haus kaufen”, fuhr sie fort und seufzte. „Das wird auch nicht gerade billig sein. Und dann werde ich wieder kein Geld haben.”
„Wenn du mich heiratest, brauchst du kein neues
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