Julia Extra Band 0198
gut gefiel. Erst recht seit ihrem gemeinsamen Gespräch mit Mrs McClosky.
Sie saßen an diesem Abend zwar nicht zum ersten Mal gemeinsam beim Teetrinken, aber zum ersten Mal saß sie neben ihm auf dem Sofa. Er hatte ihr gerade von seinem Tag mit Grant erzählt, doch im nächsten Moment hatte sie in seinen Armen gelegen, und sie hatten sich geküsst. Es fühlte sich genauso selbstverständlich wie damals an, und auch ihre Reaktion auf ihn war die gleiche wie früher. Die ganze Situation vermittelte ihm ein wunderbares Gefühl der Geborgenheit und Liebe.
Bei dem Gedanken an dieses Gefühl, wich er zurück und stand vom Sofa auf. „Nicht!”, brachte er heraus und meinte damit viel eher seine Gefühle als Abbys Zärtlichkeiten.
Obwohl sein eigenes Herz wie wild schlug und in seinem Kopf tausend Gedanken durcheinanderschwirrten, erschien Abby ihm vollkommen ruhig zu sein.
„Entspann dich, Hunter!” Ihre Stimme war sanft, und sie sah ihn mit großen Augen an.
Irritiert starrte er zurück, bis ihm klar wurde, dass sie unschuldig genug war, zu glauben, dass diese Gefühle richtig und gut waren und in eine fröhliche Zukunft führen würden. Frustriert fuhr er sich mit einer Hand über den Mund. Jetzt musste er sich nicht nur selbst unter Kontrolle halten, sondern auch noch dafür sorgen, dass Abby auf Abstand blieb.
Seine Worte klangen schärfer, als er es beabsichtigt hatte. „Wir haben das nicht nur alles schon besprochen, ich habe dich auch vor mir gewarnt.”
Verständnisvoll lächelte sie ihn an. „Ich mache mir keine Sorgen um dich.”
Mit festem Griff hielt er ihr Kinn fest und zwang sie, ihn anzusehen. „Das solltest du aber”, sagte er leise. „Weil ich nicht die Absicht habe, mich zu ändern. Ich will nicht das, was du willst. Und wenn du nur ein bisschen Grips hast, wirst du nicht wollen, was ich will.”
Mit diesen Worten stürmte er aus dem Wohnzimmer und ließ sie dort sitzen. Er war wütend auf sich selbst, auf sie, weil sie ihm vertraute, und auf das Leben an sich. Wie konnte es zwei Menschen so sehr in Versuchung führen, die es einfach nicht verdient hatten, noch mehr verletzt und enttäuscht zu werden, als es ohnehin schon geschehen war.
9. KAPITEL
„Was haben wir denn da?”
Grant Brewster strahlte Tyler an, dem Hunter gerade die Treppe zu dem provisorischen Containerbüro hinaufhalf, das neben dem neuen Einkaufszentrum aufgebaut war.
„Ich bin es nur, Grant”, antwortete Tyler fröhlich.
„Das sehe ich”, lachte Grant. „Aber ich war doch letztes Mal nicht da, als du mit deinem Vater hier auf der Baustelle warst. Ich habe dich hier noch nie gesehen.” Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. „Wenn ich darüber nachdenke, habe ich dich noch nirgendwo ohne deine Mutter gesehen.”
„Sie wollte nicht mitkommen”, erklärte Tyler mit ernster Stimme.
„Weil dies hier eben Männersache ist”, erwiderte Grant und hob Tyler auf einen Stuhl hinauf.
Hunter stöhnte. „Lass das bloß Abby nicht hören! Sie hätte etwas dagegen, dass du dem Jungen solche Sachen erzählst.”
Grant lachte wieder. „Das ist ganz unsere Abby.”
Ein plötzliches Gefühl von Hitze und Verlangen durchfuhr Hunter, und er zuckte erschrocken zusammen. Immer wieder musste er sich sagen, dass er und Abby zwei verschiedene Dinge wollten, die nicht unter einen Hut zu bringen waren. Er hatte sich zuvor schon als Ehemann versucht und wusste, was die Ehe aus einem Menschen machen konnte. So etwas würde er kein zweites Mal durchmachen. Jedenfalls nicht unter diesen Umständen.
Wenn Abby ihn aus vernünftigen Gründen wie ihrem gemeinsamen Sohn, Geld und körperlicher Anziehungskraft heiraten würde, würde er sie sofort vor den Altar führen. Aber da sie gesegnete Liebe und andere Dinge haben wollte, die einfach nicht existierten, musste er sich von ihr fernhalten.
Er wandte sich an Grant. „Was steht heute an?”
„Da heute Sonntag ist, denke ich, wir beide sollten hier zu einer zivilen Zeit verschwinden.”
„Einverstanden.”
„Wir gehen einfach die wichtigsten Gewährleistungsansprüche durch.”
„In Ordnung.” Hunter reichte seinem Sohn einen großen Zeichenblock und mehrere Stifte. „Glaubst du, du kannst dich für ungefähr zwei Stunden damit beschäftigen?”
Lächelnd sah das Kind ihn an. Zum hundertsten Mal in den letzten Wochen hatte er damit Hunters Herz erobert. „Natürlich.”
Mühsam schluckte Hunter seine Emotionen hinunter und setzte sich Tyler gegenüber an den Tisch, um
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