Julia Extra Band 0198
Keiner von uns will Tyler zum Gegenstand irgendwelcher Gerüchte machen, und da wir nun davon ausgehen können, dass Gwen McClosky uns beobachtet, sollten wir es erst recht bei einer platonischen Beziehung belassen.”
Sie schenkte ihm ein bedauerndes Lächeln und nickte. Er schiebt die Gerüchteküche und Tyler vor, dachte sie bestürzt. Dabei will er selbst nicht noch einmal in einer Beziehung verletzt werden. Natürlich würde er mit mir ins Bett gehen oder auch eine Vernunftehe eingehen, aber wir könnten nie mehr so eine intime, leidenschaftliche Affäre wie früher haben, denn genau so etwas hat ihm in der Zwischenzeit das Herz gebrochen.
„So sieht es aus, Tyler.” Hunter sah hilflos zu Abby, aber sie gab ihm nur ein Zeichen, fortzufahren. „Ich wohne zwar hier bei dir und hauptsächlich auch deinetwegen, aber eben auch, weil deine Mutter hier eine Pension, also ein Hotel, leitet. Und weil ich nicht von hier komme, kann ich nirgendwo anders wohnen.”
Hilflos sah er Abby an, und sie klopfte ihrem Sohn leicht auf die Hand, bis er sich ihr zuwandte. „Was Hunter damit sagen will, ist, dass er hier so ein Gast ist wie die anderen Leute, die manchmal hier wohnen. Und das ist der Hauptgrund, warum er hier mit uns lebt. Nicht nur weil er dein Vater ist.”
Tyler sah zwischen Hunter und Abby hin und her. „Du lebst nicht hier, weil du mein Dad bist?”
„Nun, doch, aber es gibt auch noch andere Gründe”, stammelte Hunter. „Aber das ist nicht der Punkt. Tyler, du kannst nicht einfach jedem erzählen, dass deine Eltern zusammenleben, aber nicht verheiratet sind. Das ist eine große, doofe, sehr schwierige Erwachsenensache. Und jemand wie Mrs McClosky findet das gar nicht gut und kann uns in Schwierigkeiten bringen.”
Darüber dachte Tyler etwas nach. „Oh.”
„Nicht in große Schwierigkeiten”, versicherte Abby ihrem Sohn schnell. „Nur ein klein bisschen Ärger. Aber das alles ist eben etwas, worüber man nicht spricht, weil unsere Situation nun einmal schwierig ist.”
„Warum wollt ihr denn nicht heiraten?”, erkundigte sich Tyler und sah seine Eltern erwartungsvoll an. Abby schluckte schwer. Sie hatte diese Frage zwar erwartet, war aber dennoch nicht darauf vorbereitet.
Hunter kam ihr zu Hilfe.
„Es ist so, Tyler”, begann er geduldig. „Ich mag deine Mutter sehr gern, aber ich habe sie sieben Jahre lang nicht gesehen. Also kenne ich sie nicht mehr so gut. Und deine Mutter mag mich, denke ich, auch, aber sie kennt mich auch nicht mehr so gut.”
„Also, wenn ihr euch besser kennenlernt, könnt ihr heiraten?”
„Wir könnten”, bestätigte Hunter. „Aber da gibt es noch ein paar andere Dinge. Deine Mutter hat sich sieben Jahre lang um dich gekümmert. Du hast mir doch selbst erzählt, dass sie nicht oft ausgehen kann.”
Tyler nickte verständig.
„Siehst du? Sie will mich vielleicht gar nicht heiraten. Vielleicht möchte sie vorher erst einmal ein wenig Spaß haben.”
Entsetzt sah Tyler seine Mutter an, und Hunter sprach hastig weiter. „Außerdem war ich vorher schon einmal verheiratet, und ich glaube, ich möchte nicht noch einmal heiraten.”
„Hast du dich scheiden lassen?”
„Ja, ich bin geschieden.”
„Devon Malcoms Eltern sind auch geschieden.”
„Viele Menschen sind geschieden.”
„Aber Devons Mom hat einen neuen Mann, und sein Dad hat eine neue Frau.”
„Und ich wette, er bekommt eine Menge Geschenke zu Weihnachten und zum Geburtstag, was sehr schön für ihn ist. Aber das wird hier mit uns nicht geschehen”, sagte Hunter und streichelte seinem Sohn über den Arm. „Warum machst du dich nicht schon einmal bettfertig, und ich komme gleich hoch und lese dir noch etwas vor?”
„Au ja!”, rief Tyler und war augenblicklich abgelenkt. Fröhlich rannte er hinaus in den Flur.
„Das war Bestechung.”
Hunter grinste. „Nein, das sollte uns alle nur vor einem Gespräch retten, auf das wir noch nicht richtig vorbereitet sind. Das Kind ist sechs Jahre alt. Er kann unmöglich verstehen, warum einige Menschen nicht heiraten wollen oder warum einige Ehen Unheil bringen können.”
„Wahrscheinlich hast du recht. Geh nur zu ihm hinauf! Ich räume hier unten inzwischen auf.”
„Sicher?”
„Hey, das mache ich doch fast immer, und außerdem musst du noch ein ganzes Kinderbuch vorlesen.”
„Ich weiß”, stöhnte er.
Nachdem er Abby allein gelassen hatte, fielen ihr wieder einige Dinge aus Hunters Vergangenheit ein, die sie beinahe vergessen
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