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Julia Extra Band 0211

Julia Extra Band 0211

Titel: Julia Extra Band 0211 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurey Bright Catherine George Helen Brooks Carol Grace
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sagen habe?”
    Sie antwortete ihm nicht mehr, sondern stemmte sich blitzschnell aus dem Wasser hoch und rannte über das weiche Gras auf das Haus zu. Mit zitternden Beinen hastete sie die Treppe hinauf, und erst im Schutz ihres Zimmers atmete sie wieder durch. Während sie sich heiß duschte, führte sie laut Selbstgespräche, in denen sie sich versicherte, dass sie keineswegs Angst hatte, mit ihm zu reden oder ihm zuzuhören. Sie sah einfach nur keinen Sinn darin!
    Als wäre es erst gestern gewesen, flogen ihre Gedanken plötzlich zu ihrem zwölften Geburtstag zurück. Sie konnte sich nicht erinnern, zuvor je nach ihrem Vater gefragt zu haben. Vielleicht hatte sie es auch getan, inzwischen aber wieder verdrängt. Aber an jenem Tag hatte sie von ihrer Mutter inquisitorisch und mit der Brutalität halbwüchsiger Kinder verlangt, jedes noch so kleine Detail über ihren Vater zu erfahren. Wortlos hatte ihre Mutter einen alten Umschlag aus ihrer Tasche gezogen und ihr den einzigen Schnappschuss ausgehändigt, den es von ihrem Vater gab. Er war kurz vor der Hochzeit ihrer Eltern aufgenommen worden und zeigte einen großen, unglaublich attraktiven Mann, der verliebt das junge Mädchen an seiner Seite anlächelte.
    Leigh hatte das Bild so lange und intensiv angestarrt, bis ihre Augen tränten, aber sie hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit diesem blonden Adonis mit den strahlend blauen Augen an sich entdecken können, obwohl doch sein Blut durch ihre Adern floss. Ihre Mutter hatte ihr dann kühl und distanziert mitgeteilt, dass er exakt neun Monate nach ihrer Eheschließung – an dem Tag, als sie ihm ihre Schwangerschaft mitgeteilt hatte – mit einem Barmädchen aus dem örtlichen Pub durchgebrannt war. Drei Monate später sei er noch einmal reuig und gewohnt charmant bei ihr aufgetaucht, hatte sie zerknirscht um Verzeihung gebeten, nur um dann fünf Wochen nach Leighs Geburt endgültig zu verschwinden.
    “Es war genau das, was man von so einem Typ erwarten musste”, hatte ihre Mutter damals ausdruckslos gesagt. “Alle waren der Meinung, dass er nicht einmal etwas dafür konnte. Es war nicht seine Schuld, dass er so unglaublich attraktiv war und die Frauen ständig versuchten, ihn zu verführen. Welcher richtige Mann würde da nicht schwach werden”, hatte sie fatalistisch geendet, und Leigh hatte mit kalkweißem Gesicht und schmalen Augen fassungslos in das verhärmte Gesicht ihrer Mutter gestarrt. Auf die tiefen bitteren Falten um ihren Mund, die dieser untreue Mann, der
ihr
Vater war, auf dem Gewissen hatte. Sie hatte den toten Ausdruck in den braunen Augen, die den ihren so sehr ähnelten, kaum ertragen können.
    “Er war etwas ganz Besonderes – so schön, so voller Leben”, hatte ihre Mutter tonlos und wie zu sich selbst gesagt. “Für ihn galten nicht die gleichen Gesetze wie für die anderen, gewöhnlichen Männer. Er stand über den Dingen.”
    “Nein, nein!”, hatte sie damals weinend protestiert. “Er war doch dein Ehemann und mein Vater! Er hätte bei uns bleiben müssen! Ich hasse ihn! Oh, ich hasse ihn!”
    “Sag das nie wieder!” Die klirrende Stimme ihrer Mutter hatte sie wie ein Peitschenhieb getroffen. Und in diesem Moment hatte sie begriffen, dass ihre Mutter diesen Mann immer noch liebte. Über all die Jahre und alles Elend hinweg. Was für ein vergeudetes Leben! Was für eine Verschwendung von Gefühlen – von Liebe und Treue an einen Mann, der es nicht einmal wert war, dass man sich an seinen Namen erinnerte! Fassungslos hatte sie in das weltabgewandte Gesicht ihrer Mutter gestarrt und konnte sehen, dass sie sich wieder in ihre eigene Fantasiewelt zurückgezogen hatte, in der ihr charmanter gut aussehender Gatte noch bei ihr war und ihr die Welt zu Füßen legte.
    In diesem Moment verabschiedete die kleine Leigh sich von ihrer Kindheit und schwor sich, es keinem Mann auf Erden zu gestatten, sie in so eine Traumwelt zu verbannen. Egal, wie schmerzlich es sein würde, egal, welche Opfer sie würde bringen müssen – sie würde ihn besiegen, ehe er sie zerstören konnte.
    “Tut mir leid, Raoul”, flüsterte sie erstickt, während sie ihren Körper mit einem Frotteetuch malträtierte. “Aber du hast keine Chance.”
    Als sie sich bei ihrer Ankunft auf Kuana plötzlich von einer lärmenden Menschenmenge umringt sahen, beugte sich Raoul mit einem schiefen Grinsen zu seiner Frau hinüber. “Tut mir leid, aber es sieht so aus, als hätte Augustus extra uns zu Ehren ein

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