Julia Extra Band 0213
verwohnt.
Cooper blieb im Wohnzimmer stehen: “Ich sollte meine Mutter lieber vorwarnen; hier muss gründlich renoviert werden.”
Hannah war erstaunt. “Was hat sie damit zu tun?”
“Was denken Sie denn, wem das Apartment jetzt gehört?”
“Jedenfalls nicht Ihrer Mutter. Ich dachte, Ken Stephens sagte etwas von einer Treuhandgesellschaft.”
“Er meinte die Familienstiftung.”
“Verflixt, da hätte ich ja die Hochzeitsschatulle gegen die Wohnung eintauschen können.”
“Darauf würde ich nicht wetten. Die Stiftung ist Mutters Baby, nicht meins. Ich sitze nur der Form halber im Vorstand.” Er sah sich mit Widerwillen um. “Das Liebesnest ist weit mehr heruntergekommen, seitdem ich das letzte Mal hier war.”
“Sehen Sie sich ruhig um. Ich packe inzwischen meine Kleidung zusammen.”
Die Arbeiter hatten alles auf einen Haufen geworfen. Hannah seufzte und warf ihre Sachen wahllos in ihre Koffer. Sie würde alles bügeln müssen, bevor sie es wieder anziehen konnte.
Als sie mit ihrer Reisetasche wieder ins Wohnzimmer kam, stand Cooper mit dem Rücken zu ihr am Kamin. Sie trat näher und sah, dass er ein Foto ansah, das dort liegen geblieben war. “Das ist wohl ein Bild von Ihrem Großvater?”
Cooper nickte. “Das ist Irving in den besten Jahren.”
“Das Foto stand in einem Silberrahmen auf Isobels Schminktisch. Wenigstens haben die Arbeiter es hiergelassen und nicht weggeworfen. Wenn Sie es haben möchten …”
“Es würde mich nur daran erinnern, wo ich es gefunden habe.” Er griff nach der Reisetasche. “Ist das alles?”
“Nein, hinten sind noch zwei Koffer. Ach, und der Karton.” Sie nahm den Karton mit Jacob Jones’ Akten hoch, den sie so mühsam nach Hause getragen hatte.
“Das ist alles, was Sie besitzen?”
“Das ist alles, was ich mitgebracht habe, als ich einzog. Den Rest habe ich eingelagert. Nichts davon schien zu Isobels Stil zu passen.”
Cooper holte die beiden restlichen Koffer, während Hannah versuchte, den Karton und die Reisetasche zu tragen. Aus einem plötzlichen Impuls heraus steckte sie das Foto in ihre Reisetasche. Der Gedanke, dass es sonst morgen von der Putzkolonne entsorgt werden würde, gefiel ihr nicht.
Irving sah Cooper zwar in gewisser Weise ähnlich, aber in seinem Gesicht zeigte sich ein Zug von Verschlagenheit, den es bei Cooper nicht gab. Das musste sie Cooper wirklich lassen: Er war geradeheraus. Er verfolgte seine Ziele ohne Heuchelei, ohne Manipulation …
“Na ja, jedenfalls fast”, murmelte sie.
“Bitte?”, fragte er.
Sie hatte ihn nicht kommen hören. “Äh …”, stotterte Hannah. “Wie spät ist es eigentlich?”
“Erst zehn. Aber Sie hatten einen langen Tag. Innerhalb von ein paar Stunden sind Sie von der Erbin zur Obdachlosen geworden …”
Sie war verärgert. “Sind wir wieder bei diesem Thema gelandet? Ich dachte Sie hätten mittlerweile kapiert, dass ich niemals erwartet hatte, durch Isobels Nachlass reich zu werden.”
“Als Nächstes erzählen Sie mir wahrscheinlich, dass Wie-war-doch-gleich-sein-Name – Ihr Chef – ganz von allein darauf gekommen ist, dass Sie ein Vermögen erben würden.”
“Ich verschwende doch nicht meine Zeit.”
“Das dachte ich mir”, murmelte Cooper.
Wieder im Penthouse führte er sie einen langen Korridor entlang zu einem sehr feminin wirkenden Gästezimmer mit eigenem Bad.
“Sie haben vermutlich alles, was Sie brauchen. Wenn nicht, schauen Sie in den Wäscheschrank im Bad. Er ist ziemlich gut bestückt.”
Hannah bemerkte die Spitzenbettdecke, die gerüschten Kopfkissen, die seidenen Vorhänge und die elegante Frisierkommode. Sie setzte den Karton auf der Frisierkommode ab.
Cooper lehnte lässig an der Tür. “Mein Schlafzimmer ist weiter hinten, am Ende des Korridors.”
“Danke für die Warnung. Ich werde mich bemühen, nicht in die Nähe zu kommen.”
“Das war keine Warnung”, versicherte Cooper. “Ich dachte bloß gerade, dass es doch schade wäre, wenn Sie nicht wissen, wo Sie mich finden können; falls Sie es sich anders überlegen sollten und doch mit mir schlafen wollen.”
Hannah fühlte Wut in sich aufsteigen. Cooper stieß sich von der Tür ab, lächelte und sagte mit verschmitztem Blick: “Ich habe nicht versprochen, dass ich nicht versuchen werde, Sie zu überzeugen.” Mit einem Finger hob er sacht ihr Kinn nach oben.
Federleicht streifte er mit den Lippen über die ihren, und bevor Hannah reagieren konnte, war er schon verschwunden.
Während
Weitere Kostenlose Bücher