Julia Extra Band 0213
Gestaltungskonzept vor ihrem geistigen Auge aufgezeichnet. Sie war sehr darauf erpicht, den Auftrag rasch auszuführen, damit sie mit dieser Arbeit fertig war, bevor Jarrad auf die Idee kam, ihr Matthew wegzunehmen – wobei sie eigentlich noch immer nicht recht glauben konnte, dass er dies so einfach tun würde.
Auf direktem Weg fuhr sie nach Hause. Unterwegs machte sie sich bereits Gedanken über die genauere Wahl von Farben und Stoffen, deren Bestellung sowie die terminliche Abstimmung mit diversen Handwerkern.
Die Einrichtung in ihrem eigenen Domizil, einem möblierten Apartment zu ebener Erde, entsprach überhaupt nicht ihrem Geschmack. Doch Kendal sagte diese Wohnung zu, weil sie eine kleine Veranda besaß und in einer ruhigen Seitenstraße in einer bezahlbaren, halbwegs zentralen Gegend lag. Im Übrigen sollte dieses Zuhause nur eine Übergangslösung sein.
Es war ein angenehm warmer Tag. Kendal ließ während der Arbeit die Tür zur Veranda geöffnet und erfreute sich an dem hellen klaren Gesang einer Amsel, während im Hintergrund der nachmittägliche Verkehr rauschte.
Den Vogelgesang durchbrach plötzlich das schrille Klingeln des Telefons. Kendal eilte zum Apparat. “Ja bitte?”
“Hallo – wie ist es mit den Arkwrights gelaufen?”
Als sie die freundliche männliche Stimme vernahm, legte sich sogleich ein Lächeln auf Kendals Lippen. “Tony! Hallo!”
Sie mochte Tony Beeson. Er war in ihrem Alter, und mit ihm hatte sie bis zu ihrer Heirat in demselben Büro eines Innenarchitekten gearbeitet. Tony war immer noch dort angestellt, und er war es auch, der Kendal über die Jobmöglichkeit in den Vereinigten Staaten informiert hatte.
“Hast du dich schon entschieden, ob du uns verlassen wirst?”, fragte er jetzt. Seine Stimme klang so, als würde es ihm selbst gar nicht so gut gefallen, wenn sie London verließ.
“Noch nicht”, antwortete Kendal knapp, denn sie wollte nicht ins Detail gehen. Tony wusste, dass sie von ihrem Mann getrennt lebte, aber mehr auch nicht. Sie sah allerdings keine Notwendigkeit, Tony über die Steine, die Jarrad ihr in den Weg legen wollte, in Kenntnis zu setzen.
“Sag mal … was hieltest du eigentlich von einer Partnerschaft?”, brachte Tony plötzlich vor.
Kendal fiel aus allen Wolken. Sie runzelte die Stirn und zögerte mit einer Antwort. “Einer … Partnerschaft?”
“Ja, du hast ganz richtig gehört. Du und ich, wir würden nämlich ein super Team abgeben, du mit deiner Kreativität und ich mit meinem doch recht guten Geschäftssinn. Na, überlegs dir mal!”
Kendal lachte unsicher. Sie kannte Tony eigentlich gar nicht näher.
“Und falls du irgendwelche gänzlich unbegründeten Bedenken haben solltest – mit meinem Vorschlag sind keine anderweitigen Erwartungen verbunden … es sei denn, du sähest das anders …”
Sie lachte erneut, denn ihr fiel nichts Geeigneteres ein, auf diese Andeutung zu reagieren.
“Warten wir es mal ab”, sagte sie dann. Doch insgeheim lautete die klare Antwort schon jetzt: Nein. Eine Partnerschaft, ganz egal welcher Art, kam für sie nicht mehr in Frage. Auch hatte sie nicht vor, sich in die Gefahr zu begeben, in eine Liaison hineinzurutschen – wie schnell dies in einem engen Arbeitsverhältnis passieren konnte, dafür waren Jarrad und Lauren für sie das anschaulichste Beispiel.
“Na, ich werde dich in Kürze noch mal anrufen. Bis dann – einen lieben Gruß durchs Telefon.”
“Ja, alles Liebe und Gute auch für dich”, verabschiedete sie sich emphatisch, doch mehr aus der Erleichterung heraus, ihn fürs Erste abgeschüttelt zu haben.
Sie legte den Hörer auf die Gabel und schaute dabei gedankenverloren und mit einem Lächeln auf den Lippen eher zufällig in Richtung Tür zur Veranda. Doch da verwandelte sich das Lächeln in einen starren Blick – und sie zuckte zusammen, als sie die harten Konturen des breitschultrigen Mannes wahrnahm, der da auf einmal in der Tür stand, die leichtsinnigerweise angelehnt statt verriegelt war.
“Jarrad!”
Mit selbstbewusster, zugleich hämischer Miene trat er auf leisen Sohlen näher. “Jetzt wird mir klar, wo dein so ausgeprägter Unabhängigkeitsdrang herrührt – du hast dir einen neuen Freund geangelt. Schaust du deshalb gerade so geschockt drein, Darling?”
Über den großen alten Tisch, hinter dem sie saß und der ihr als Schreibtisch diente, starrte Kendal ihn an. Sie war kreidebleich. “Ich – ich habe dich nicht erwartet.”
“Ach nein?” Er nahm einen
Weitere Kostenlose Bücher